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# taz.de -- Schnelles Satelliten-Internet: Bandbreite vom Himmel
> Bislang ist es gerade in entlegenen Regionen schwer, an schnelles
> Internet zu kommen. Der Konzern Eutelsat will das nun ändern, mit einem
> Netz von Satelliten.
Bild: Bislang noch ein einziges großes Versprechen: Der Ka-Sat.
Breitband-Internet lässt sich momentan auf zwei Wegen problemlos nutzen:
Per Mobilfunk und per Kabel. Beide Methoden haben ihre Nachteile.
DSL-Strippen oder Kabel-TV-Anschlüsse sind nicht in allen Regionen Europas
verfügbar, während man für UMTS und den kommenden Nachfolgestandard LTE
zahlreiche Funkbasisstationen benötigt, die erst einmal errichtet werden
müssen.
Ein dritter Weg ist Internet per Satellit, doch die Technik kommt bislang
nur schleppend voran - zu teuer, zu kompliziert, heißt es. Dabei wäre ein
satellitengestütztes System ein Segen für viele User in entlegenen
Gebieten, die heute weder über Kabel, noch per Telefon an schnelles
Internet kommen – und auch von UMTS-Mobilfunk nur träumen können.
Der europäische Satelliten-Konzern Eutelsat will die Probleme nun mit einer
neuen Satellitengeneration beseitigen, die deutlich mehr Kapazitäten bieten
und Millionen Nutzer versorgen könnten. "Ka-Sat", der erste Satellit dieser
Generation, [1][hob am zweiten Weihnachtstag im kasachischen Baikonur ab]
und wurde erfolgreich in seiner Umlaufbahn platziert.
Früher war Satelliten-Internet nur auf einen Kanal ausgelegt. Der Nutzer
schickte seine Anfrage über das langsame Telefonnetz per ISDN- oder
Analogmodem zu einer Bodenstation, die Daten kamen anschließend schneller
per Schüssel zurück. Das funktionierte, weil die Menge der versandten Daten
(Upload) zumeist geringer ausfiel als die der empfangenen (Download). Das
machte im Ergebnis wenig Freude, zumal oft auch noch Telefonkosten
entstanden. Videos konnten nicht hochgeladen werden, weil der Upload zu
lange dauerte.
Eutelsat bietet schon jetzt Satelliten-Internet an, bei dem sowohl der
Down- als auch der Upload über dieselbe Parabolschüssel läuft. Die
verfügbaren Tarife haben mit Breitbandinternet nicht viel zu tun. Maximal
3,6 Megabit pro Sekunde im Download sind mit dem aktuellen Dienst namens
[2][Tooway] möglich, im Upload nur 384 Kilobit.
Dabei sind komplexe "Fair Use"-Regeln zu beachten, die dafür sorgen, dass
man mit einem Standardtarif nur einige Gigabyte pro Monat mit voller
Geschwindigkeit nutzen kann. Ansonsten wird die Geschwindigkeit gedrosselt,
um den Satelliten nicht zu überlasten. Ein echter Ersatz für DSL oder
Kabel-Internet sieht anders aus.
Ka-Sat könnte das ändern. Die Werte, die Eutelsat dafür angibt, klingen
beeindruckend. Bis zu 70 Gigabit pro Sekunde könn das Gesamtsystem leisten,
pro "Spotbeam", einer Fläche von wenigen Hundert Kilometern Durchmesser,
sind es immerhin noch 900 Megabit. Abgedeckt würden große Bereiche Europas
und des Nahen Ostens.
Eutelsat verspricht, bis zu zwei Millionen Haushalte mit maximal 10 Megabit
pro Sekunde im Download und 4 Megabit pro Sekunde im Upload zu versorgen -
das käme an ein gut ausgebautes UMTS-Netz heran. Allerdings bleibt das
Satelliten-Internet stationär: Der Nutzer braucht nach wie vor eine
ausreichend große Schüssel.
Eutelsat ist ein in Paris ansässiger Konzern, der aus einer
zwischenstaatlichen Organisation hervorging. Sie wurde 1977 von
europäischen Staaten ins Leben gerufen, um Europas Infrastruktur im Orbit
zu schaffen und zu betreiben. 1983 ging der erste Satellit ins All, mit dem
"Ka-Sat"-Programm realisiert der Konzern nun eine wichtige
Informations-Infrastruktur für den Kontinent.
Doch der Eutelsat-Erdtrabant ist nicht der einzige Satellit zur
Online-Versorgung, der in letzter Zeit an den Start ging. Im November hob
Hylas-1 ab. Er deckt Großbritannien und Teile Osteuropas ab und wurde von
der britischen Regierung und der europäischen Raumfahrtagentur mit einem
zweistelligen Millionenbetrag subventioniert.
Auch dieses System setzt auf "Spotbeams", bei denen die Bandbreite jeweils
auf bestimmte Flächen konzentriert wird, um sie besser zu verteilen. Bis zu
300.000 Verbindungen gleichzeitig sind möglich, maximal 10 Megabit pro
Sekunde im Download sind möglich.
Ka-Sat soll bis Mitte 2011 voll einsatzbereit sein. Eutelsat konnte bereits
70 Abkommen mit Internet-Anbietern schließen. Wie viele davon ihre Dienste
auch an Privatkunden vermarkten, bleibt abzuwarten; Ka-Sat soll für
Direktverbindungen angemietet werden können, über die sich Netze europaweit
zusammenschließen lassen.
Außerdem wird Ka-Sat in Kombination mit der restlichen Eutelsat-Flotte für
Fernsehsendungen bereitstehen, die sich auch auf bestimmte Regionen
beschränken lassen. Rund 6 Tonnen wiegt Ka-Sat, positioniert wurde er auf 9
Grad Ost. Bis zu zehn Bodenstationen versorgen den Satelliten mit Daten,
sobald er im Betrieb ist.
30 Dec 2010
## LINKS
[1] /1/netz/netzgeraete/artikel/1/europa-schickt-internetsatelliten-ins-all/
[2] http://www.tooway.de/
## AUTOREN
Ben Schwan
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