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# taz.de -- Neuer Mobilfunkstandard: Schnelles Netz für Brandenburg
> Der neue Mobilfunkstandard Long Term Evolution soll das drahtlose
> Internet schneller machen als je zuvor. Im beschaulichen Kyritz legt die
> Telekom jetzt endlich los.
Bild: "Hier fangen wir an": Telekom-Vorstandschef René Obermann in Kyritz.
Es gibt Regionen in der Bundesrepublik, die sind wie abgehängt: Trotz der
Ansiedelung von High-Tech-Unternehmen und einer zunehmenden Beliebtheit als
familienfreundliche Wohngebiete existieren etwa in Brandenburg oder
Baden-Württemberg noch Flecken, denen Telekom und Co. noch immer kein
schnelles Breitband-Internet spendiert hat. Dort müssen Menschen entweder
per ISDN wie vorvorgestern ins Netz oder sich mit oftmals ebenfalls nicht
ausgebauten Mobilfunknetzen begnügen, wie auch die taz in dieser Woche
[1][einmal wieder melden] musste. In der Geschichte um den Prignitzer
Unternehmern Karl-Heinz Ojinski wurde das ganze Leid der "weißen Flecken"
deutlich - privat wie geschäftlich.
Möglicherweise kommt nun endlich Abhilfe. Die Rettung hört auf den Namen
"Long Term Evolution" oder auch kurz LTE und ist der neue Mobilfunkstandard
der vierten Generation nach dem aktuellen UMTS/3G. Die Technik verspricht
auf den ersten Blick viel: Mit bis zu 100 Megabit pro Sekunde deutlich
höhere Bandbreiten als aktuell per Drahtlosnetz möglich, gute
Abdeckungsraten auch für ländliche Regionen und einen relativ einfachen
Ausbau, weil sie die Vorgängerstandards "mitnehmen" kann beziehungsweise
auf ihnen aufsetzt.
Die Deutsche Telekom will die Vorteile von LTE nun gerade in bislang
schlecht mit Internet versorgten Regionen demonstrieren. Dazu hat sie sich
als erstes das Brandenburgische Kyritz ausgesucht. Die
10.000-Einwohnerstadt im Ruppiner Land soll bald bis zu 10 Megabit pro
Sekunde drahtlos in Wohnungen, Büros und Geschäfte erhalten. Zur Eröffnung
der ersten Basisstation kam es in dieser Woche zu einem kleinen
Promiauflauf: Telekom-Boss Rene Obermann war genauso vor Ort wie eine
Potsdamer Regierungsvertreterin, Staatssekretärin Tina Fischer.
Die war auch gleich voll des Lobes: Es sei wichtig, dass der Startschuss
für die neue Mobilfunktechnik im Land Brandenburg gegeben werde. Obermann
versprach wiederum die Schließung weißer Flecken. "In Kyritz fangen wir
an." Von 500 bis Ende des Jahres geschalteten LTE-Basisstationen sollten 32
in Brandenburg sein.
Ähnliche Pilotprojekte planen auch die Konkurrenten Vodafone und O2, die
wie die Telekom breite Frequenzbereiche für die neue Funktechnik bei der
Bundesnetzagentur ersteigern konnten. Bis 2013 ist eine flächendeckende
Versorgung geplant, im nächsten Jahr zunächst 10 Prozent aller
Basisstationen.
Bei Vodafone sollen anfangs die Kunden helfen, passende Orte für den
LTE-Erstausbau zu finden - dazu hat der Konzern eine [2][eigene Website]
eingerichtet, auf der man sich vorregistrieren kann. Die am häufigsten
genannten Orte gewinnen: "Melden sich besonders viele Kunden für eine
Kommune, verstärkt Vodafone die Ausbauaktivitäten vor Ort", so das
Unternehmen. Zum Start soll es allerdings zunächst nur 3 Megabit pro
Sekunde Bandbreite geben, was der halben einfachen DSL-Geschwindigkeit
entspricht.
O2 hat sich unterdessen Halle und den eigenen Firmenstandort München als
erste LTE-Orte ausgeguckt - Bandbreite und Zeitplan sind bislang noch
unklar, vom Konzern heißt es "möglichst bald". Das Münchner Netz eigne sich
aber besonders gut, weil man hier Standorte mit der Vorgängertechnik HSPA
weiternutzen könne.
Was bei LTE aber noch fehlt, ist eine große Auswahl an Endgeräten. Firmen
wie Nokia Siemens oder Huawei, die auch die Basisstationstechnik
bereitstellen, planen anfangs den Verkauf von USB-Sticks für Notebooks, wie
man sie bereits von UMTS kennt. Sie dürften anfangs größer sein als die
bekannte Technik. Parallel ist auch der Vertrieb neuartiger Router geplant,
die ganze Büros oder Wohnungen per LTE ins Internet holen und das Netz dann
per WLAN weiterreichen.
Wenig hört man dagegen bislang von den Handy-Herstellern: Sie planen zwar
weltweit LTE-fähige Smartphones, die dann flotter als bislang Daten abrufen
und auch senden können, doch tatsächlich angekündigt ist fast nichts. Das
Henne-Ei-Problem - ohne Netz keine Handys, ohne Handys kein Netz -
wiederholt sich wie dereinst nach der Jahrtausendwende bei UMTS. Der
Wechsel soll aber schneller vonstatten gehen, versprechen die
Hardware-Produzenten.
31 Aug 2010
## LINKS
[1] /1/netz/netzkultur/artikel/1/jenseits-des-breitbandes/
[2] http://www.turbo-surfen.de/
## AUTOREN
Ben Schwan
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