# taz.de -- Internetprovider im Clinch mit dem Staat: Sarkozy streitet ums Trip… | |
> Abonnements für Internet, Telefon und Fernsehen sind in Frankreich teurer | |
> geworden. Schuld sind die Erhöhung der Mehrwertsteuer - und Kosten der | |
> Datenüberwachung. | |
Bild: Nur er wird nicht teurer: Nicolas Sarkozy im Fernsehen. | |
PARIS taz | Free heißt das Unternehmen des französischen Selfmademans | |
Xavier Niel. Doch gratis gibt es den von ihm angebotenen DSL-Zugang zum | |
Internet samt Telefon und Fernsehen natürlich nicht. Bisher kostete ein so | |
genanntes Tripleplay bei Free wie auch den wichtigsten Konkurrenten, Orange | |
und Neuf-SFR, in der Regel 29,90 Euro. | |
Da man damit nicht nur zahllose TV-Sender kostenlos empfängt, sondern auch | |
noch Festnetznummern in rund hundert Ländern der Welt gratis anwählen kann, | |
ist das für die französischen Konsumenten ein doch ziemlich günstiges Tor | |
zur großen weiten Online- und Multimediawelt. Staatlich gefördert wurde der | |
Anschluss per DSL durch eine niedrige Mehrwertsteuer. | |
Das Fernsehen in diesem Abonnement wurde als Form von Konsum von | |
Kulturprodukten mit einem von 19,6 auf 5,5 Prozent verminderten | |
Mehrwertsteueransatz eingestuft. Relativ willkürlich wurde dieser | |
reduzierte Ansatz auf der Hälfte der Abo-Gebühren erhoben. Die Einnahmen | |
davon waren von Beginn weg zum Teil für die einheimische Produktion von | |
Filmen und TV-Programminhalten bestimmt. Damit kamen eigentlich alle auf | |
ihre Kosten. | |
Jetzt hat die Staatsführung nicht nur den finanziellen Aufwand (von zirka | |
50 Millionen Euro pro Jahr) für die verstärkte Überwachung der Datenströme | |
zum Kampf gegen illegale Kopien von geschützten Werken auf die Provider | |
abgewälzt, sondern auch beschlossen, die Mehrwertsteuer für den | |
Fernsehempfang via DSL auf satte 19,6 Prozent anzuheben, um so die leere | |
Staatskasse zu füllen, ohne deswegen die Auflage für die Provider, ihrem | |
Umsatz entsprechend zur Kulturförderung beizutragen, proportional zu | |
vermindern. | |
Bezahlen sollte das Ganze natürlich der Endverbraucher, dessen Abonnement | |
auf rund 36 Euro pro Monat ansteigen müsste. Durch diese ohnehin schon | |
etwas komplizierte Rechnung hat der stets sehr innovative | |
Internet-Unternehmer Niel einen Strich gemacht. Um die Verteuerung für | |
seine Abonnenten zu umgehen, biete er das Fernsehen als "Option" für nur | |
1,90 Euro an. Damit würde logischerweise der Beitrag zur Subventionierung | |
des französischen Kulturschaffen reduziert. | |
Für Staatspräsident Nicolas Sarkozy ist das nur ein neuer Beweis, dass der | |
Boss von Free ein politischer Gegner ist, der ihm bei jeder Gelegenheit | |
Knüppel in den Weg wirft. Sarkozy wollte mit der erhöhten Mehrwertsteuer | |
zwei Fliegen auf einen Schlag treffen, und zugleich auch noch die Provider | |
beim Kampf gegen Raubkopien in die Pflicht nehmen. | |
Er hat nun den Rechtsdienst der dem Kulturministerium unterstellten | |
Filmförderungsbehörde beauftragt, die Legalität von Niels Trick mit der | |
TV-Option zu überprüfen und anzufechten. Umgekehrt wäre es auch legitim, | |
dass die Internet-Abonnenten fragen, ob es an ihnen sei, den Aufwand für | |
die verstärkte Internet-Überwachung wegen einer Minderheit von Piraten zu | |
übernehmen und via Mehrwertsteuer und staatliche Filmförderung ein zweites | |
Mal für die TV-Programme zu bezahlen. | |
5 Jan 2011 | |
## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
G-20-Pläne Frankreichs: Sarkozy will "Exzesse nicht tolerieren" | |
Frankreich übernimmt den G-20-Vorsitz. Der Präsident verspricht, den | |
Kapitalismus zu moralisieren und nichts weniger als ein neues | |
Weltwährungssystem auf den Weg zu bringen. | |
Gesetzespaket in Frankreich verabschiedet: 46 Geschenke für Sarkozy | |
Das französische Parlament hat schärfere Gesetze beschlossen. Sie | |
legitimieren die Abschiebung von Roma. Auch die staatliche Internetzensur | |
ist jetzt legal. |