# taz.de -- Dioxin-Skandal erreicht Region: Berliner Eier im Labor | |
> In Brandenburg werden zwei Schlacht- und Masthöfewegen | |
> Dioxin-Futtermitteln geschlosssen. Ein Berliner Legehennenbetrieb wird | |
> vorsorglich geprüft. | |
Bild: Bei Eiern wird jetzt auch in Berlin und Brandenburg genauer hingeguckt. | |
Verseuchtes Tierfutter aus Schleswig-Holstein hat jetzt auch erste | |
Auswirkungen auf die Hauptstadtregion. Die Eier von 500 Legehennen aus | |
einem Spandauer Betrieb werden zur Zeit im Labor auf erhöhte Dioxin-Werte | |
überprüft. "Die Dioxin-Belastung ist ein großes Thema, deswegen haben wir | |
die Untersuchung des Betriebes vorsorglich angeordnet", sagt Marie-Luise | |
Dittmar, Sprecherin des Senats für Verbraucherschutz. Mit den Ergebnissen | |
der Laboruntersuchung rechnet Dittmar frühestens Freitag. In Brandenburg | |
wurden ein Geflügelschlachthof und eine Schweineaufzucht vorübergehend | |
geschlossen. | |
Ein Futtermittellieferant aus Schleswig-Holstein hatte für Tiere nicht | |
zugelassene, dioxinhaltige Fettsäuren in sein Produkt gemengt. 2.700 Tonnen | |
des verseuchten Futtermittels wurden an landwirtschaftliche Betriebe in | |
vier Bundesländern ausgeliefert. Daraufhin wurden in Schweinefleisch, | |
Geflügeln und Eiern erhöhte Dioxin-Werte festgestellt. | |
Ob die verseuchten Produkte aus Niedersachen oder Nordrhein-Westfalen | |
schließlich als Omelette, Schnitzel oder weiterverarbeitete Teigprodukte | |
auch auf Berliner Tellern landen, sei zwar nachvollziehbar, so Dittmar. Den | |
Weg der dioxin-verseuchten Lebensmittel vom Futtermittellieferanten, über | |
Geflügelfarmen, Schlachthöfe und Lieferanten bis hin zu den Supermärkten zu | |
rekonstruieren, dauere allerdings eine Weile. Dafür seien die von den | |
Dioxin-Funden betroffenen Bundesländer zuständig. "Wir warten für Berlin | |
auf Ergebnisse", sagt Dittmar. | |
In Brandenburg ist das verseuchte Futter bereits angekommen. Laut Alrun | |
Kaune-Nüßlein, Sprecherin des Potsdamer Verbraucherschutzministeriums, hat | |
es eine Schweineaufzucht bereits Anfang Dezember verfüttert. Der Betrieb | |
sei mittlerweile geschlossen. Ein Drittel des Fleischs lagere tiefgefroren | |
im Schlachthof und werde derzeit geprüft. Ergebnisse gäbe es frühestens | |
Anfang nächster Woche. Zwei Drittel seien allerdings frisch verarbeitet | |
worden und "wahrscheinlich schon von irgendjemandem gegessen", so | |
Kaune-Nüßlein. Zudem seien bei einem Hühner-Schlachthof in Brandenburg | |
erhöhte Dioxin-Werte festgestellt worden. Die Tiere kamen aus einem | |
Mastbetrieb aus Sachsen-Anhalt. | |
"Bei kurzfristiger Aufnahme von Dioxin besteht keine Beeinträchtigung", | |
sagt Jürgen Tier-Kundke, Sprecher des Bundesinstituts für Risikobewertung. | |
Allerdings essen viele Menschen womöglich häufiger Dioxin belastete Eier - | |
vor allem wenn sie Bio kaufen. Die sind zwar nicht von dem aktuellen | |
Skandal betroffen. Allerdings, erklärt Tier-Kundke, sei der Boden in | |
Industriegebieten häufig mit Dioxin belastet, so dass Hühner in | |
Freilandhaltung die Giftstoffe über den Boden aufnähmen. | |
Ob das langfristig gesundheitsschädlich ist, vermag niemand zu sagen. "Der | |
gesetzliche Grenzwert orientiert sich nicht nur an gesundheitlichen | |
Maßstäben, sondern an den durch die Kulturlandschaft vorgegebenen | |
Durchschnittswerten", so Tier-Kundke. Allerdings hätten die Grenzwerte | |
immer einen hohen Sicherheitsspielraum. | |
5 Jan 2011 | |
## AUTOREN | |
Carolin Küter | |
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