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# taz.de -- Kommentar Twitter und Wikileaks: Quellenschutz war gestern
> Die US-Justiz hat Twitter aufgefordert, Daten von Wikileaks-Freunden
> bereitzustellen. Dieses Rühren am Quellenschutz ist nicht hinnehmbar.
Bild: Der Druck bleibt: Demonstration für die Freilassung Mannings.
Informanten sind bei Wikileaks nicht mehr sicher. Das ist in der
öffentlichen Wahrnehmung hängen geblieben, seit Mitschriften von
Kurznachrichten, E-Mails und Chats den US-Soldat Bradley Manning
vermeintlich als Quelle des "Collateral Murder"-Videos enttarnten.
Und weil der Weg, eine Quelle über Chat-Protokolle zu enttarnen, einmal
erfolgreich war, gehen die US-Behörden in ihrem Kampf gegen Julian Assange
jetzt einen Schritt weiter. Wohl wissend, dass es bisher keine juristische
Grundlage gibt, auf der Assange verurteilt werden könnte. Wie du mir so ich
dir - feiner Unterschied: Die Quellen, die die Behörden anzapfen wollen,
geben nichts aus freien Stücken preis.
Vielmehr hat das Bundesgericht in Virginia den Kurznachrichtendienst
Twitter aufgefordert, Informationen über twitternde Wikileaks-Freunde
bereitzustellen. Der Schutz der Anonymität soll also bereits entzogen
werden, wenn man sich bloß mit Assange und Wikileaks solidarisiert. Leicht
kann man sich ausmalen, was das für diejenigen bedeutet, die tatsächlich
brisante Informationen an Wikileaks weitergeben.
Sollten die US-Behörden mit diesem Vorgehen Erfolg haben, sollte es ihnen
gelingen, das Vertrauen auf den Quellenschutz nachhaltig zu erschüttern,
dann haben Wikileaks und all die, die für mehr Transparenz eintreten, ein
echtes Problem. Denn ohne Schutz keine Informanten und ohne Informanten
keine Lecks.
Nicht hinnehmbar an dieser Taktik ist das Rühren am Quellenschutz, um sich
der Plattform zu entledigen. Auch wenn man den USA nicht unterstellen
sollte, bewusst die Pressefreiheit einzuschränken zu wollen, sie nehmen in
ihrem Kampf gegen Assange und Wikileaks billigend in Kauf, die Grundlage
der freien Presse und des freien Informationsflusses anzutasten.
9 Jan 2011
## AUTOREN
Ilka Kreutzträger
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