# taz.de -- Neue Handelsblatt-App für das iPad: "Online First" war gestern | |
> Das Handelsblatt hat seine iPad-App "Handelsblatt First" gestartet. Das | |
> Versprechen ist innovativ: Exklusive Informationen, noch vor der Online- | |
> oder Print-Veröffentlichung. | |
Bild: Und wieder ein zusätzliches Icon für den Touchscreen: Das Handelsblatt … | |
BERLIN taz | Exklusive Informationen als allererstes serviert bekommen, wo | |
immer man sich gerade herumtreibt - und das Ganze noch hübsch multimedial | |
aufgemacht. Glaubt man den Versprechen des Handelsblatts, kann nun jeder | |
iPad-Besitzer in diesen Genuss kommen. Seit Montag morgen ist die neue App | |
Handelsblatt First in den digitalen Regalen von Apples App-Store zu finden. | |
Laut der größten Wirtschafts- und Finanzzeitung in deutscher Sprache sollen | |
Top-Nachrichten und alle exklusiven Meldungen zukünftig weder Online noch | |
in der Print-Ausgabe erstmals publiziert werden – sondern auf dem iPad. Den | |
Nutzern soll so ein entscheidender Zeitvorsprung verschafft werden. Dafür | |
wurde eigens eine App-Redaktion gegründet, die erste ihrer Art. Dort laufen | |
Informationen und Berichte der über 100 weltweit verstreuten | |
Handelsblatt-Reporter ein, um dem Online-affinen Leser die neuesten | |
Wirtschaftsnachrichten brühwarm unter die Nase reiben zu können. Einen | |
Redaktionsschluss kennt die App-Redaktion nicht, nachts übernehmen die | |
Korrespondenten aus Amerika und Asien. | |
Bei der Gestaltung des Angebots wurde auf die Ausschöpfung der | |
multimedialen Möglichkeiten des iPads Wert gelegt. Neben geschriebenen | |
Beiträgen sollen den Nutzern in Form von Videos aktuelle Berichte über | |
Wirtschaftstrends sowie Interviews mit wichtigen Köpfen geboten werden. Ab | |
dem 28. Januar werden außerdem dreimal am Tag die wichtigsten Nachrichten | |
in einem 99-Sekunden-Clip präsentiert. Als Moderatorin wurde Aline von | |
Drateln gewonnen, bekannt - oder auch nicht bekannt - aus dem | |
Sat.1-Frühstücksfernsehen. | |
Als großes Plus der neuen Applikation preist das Handelsblatt die | |
Möglichkeit, sie zu personalisieren: Der Nutzer soll selbst entscheiden, ob | |
ihm Top-News oder Aktienkurse zuerst angezeigt werden. Um letztere nicht | |
aus dem Auge zu verlieren, können sie außerdem in einer "Watchlist" geführt | |
werden. Auch mit einem Offline-Modus wartet das Angebot auf – so soll der | |
User auch auf dem Flug zwischen zwei Geschäftsterminen seinen favorisierten | |
Artikel lesen können. | |
Bis zum 30. April können sich die Nutzer kostenlos an der App austoben – | |
Siemens dient als Sponsor. Wer bis dahin angefixt ist und an der | |
offensichtlichen Verbindung von Wirtschaft und Journalismus keinen Anstoß | |
nimmt, muss für die weitere Nutzung 11,99 Euro pro Monat bzw. 119,99 Euro | |
pro Jahr zahlen. Dr. Michael Stollarz, der Geschäftsführer der | |
Verlagsgruppe Handelsblatt, ist zuversichtlich: "Zusätzlich zu den vielen | |
Individualisierungsmöglichkeiten schaffen wir damit ein | |
Qualitätsjournalismus-Angebot, für das unsere Zielgruppe bereit ist, | |
entsprechend zu bezahlen." | |
Jedoch bewirbt das Handelsblatt die App nicht nur als | |
"Qualitätsjournalismus-Angebot", sondern stellt vor allem dessen | |
Exklusivität heraus. Und an der sind durchaus Zweifel geboten. Einem Test | |
des Branchendiensts meedia.de zufolge, sind die angeblich exklusiven | |
Nachrichten lediglich umformulierte, anders platzierte und aufgemachte | |
Meldungen, die zuvor bereits anderswo im Netz aufzufinden waren – unter | |
anderem auf der frei zugänglichen Website des Handelsblatts. Zeitvorsprung | |
ade. | |
Schlecht muss die Anwendung deshalb nicht sein. Und schon gar nicht | |
erfolglos. Dass Online-Bezahlinhalte im Marktsegment der Wirtschafts- und | |
Finanzzeitungen gute Chancen haben, legt das Beispiel der Financial Times | |
nahe. Deren Online-Angebot konnte im vergangenen Jahr einen | |
Abonnenten-Zuwachs von 71 Prozent verzeichnen: Die Anzahl der zahlenden | |
Online-Leser steigerte sich von 120.500 im Jahr 2009 auf 207.000 im letzten | |
Jahr. | |
Außerdem lässt nicht zuletzt die von Dr. Michael Stollarz erwähnte | |
"Zielgruppe" vermuten, dass die App zumindest nicht an den fehlenden | |
finanziellen Kapazitäten ihrer potenziellen Nutzer scheitert: Im Jahr 2009 | |
lag das Brutto-Jahreseinkommen von knapp 83 Prozent der Leserschaft über | |
60.000 Euro. | |
18 Jan 2011 | |
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