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# taz.de -- Während des Aufstands in Tunesien: Rettung dank SOS auf Twitter
> Eine Miliz des tunesischen Diktators Ben Ali griff ihn und seine Familie
> an. Über Twitter rief der 16jährige @BulletSkan um Hilfe. Mit Erfolg.
Bild: Die Möglichkeiten genutzt: Profil von @BulletSkan auf Twitter.
Der tunesische Volksaufstand hat bereits seine Märtyrer und auch seine
Helden. Zu ihnen gehört nicht zuletzt das Online-Netzwerk Twitter. Es hat
nicht nur eine wichtige Rolle bei der Organisation der Demonstrationen
gespielt, sondern womöglich auch Leben gerettet.
Ein 16-jähriger Tunesier, in der Twitter-Community als [1][@BulletSkan]
unterwegs, verdankt es einem SOS-Hilferuf in der üblichen 140-Zeichen-Form
von Twitter, dass er mit seinen Angehörigen nicht marodierenden Mitgliedern
einer bewaffneten Miliz des Diktators Ben Ali zum Opfer fiel. Diese war
bereits im Garten des Hauses im Quartier El Quardia, in dem sich die ganze
Familie versteckt hatte.
Da alle Versuche, Bekannte oder eine amtliche Nummer der Armee anzurufen
erfolglos geblieben waren, kam der Junge auf die Idee, über Twitter einen
Hilferuf in die Welt zu senden: "Wir brauchen Hilfe, Bewaffnete sind im
Garten. Gebt die Botschaft weiter! RT PLZZZ", schrieb er samt Angabe der
genauen Adresse. "RT PLZZZ" steht für die inständige Bitte, durch Retweet
die Botschaft weiterzuverbreiten.
Und dies geschah in ungeahnt schneller Weise: In Sekundenbruchteilen war
sein SOS-Ruf dank eines intensivens RT wie beim Schneeballprinzip bei
unzähligen Lesern in Tunesien und selbst bis nach Frankreich gelangt. Unter
den so Informierten gelang es dann anscheinend einer tunesischen
Radiojournalistin tatsächlich, die Armee zu informieren, welche den
verängstigten Belagerten rechtzeitig zu Hilfe eilen konnte.
@BulletSkan dankte nun allen, die seinen Hilferuf gelesen und weitergegeben
hatten, natürlich per Twitter. Und die Jasmin-Revolution ist um eine
Anekdote reicher.
19 Jan 2011
## LINKS
[1] http://twitter.com/#!/BulletSkan
## AUTOREN
Rudolf Balmer
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