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# taz.de -- Play-Offs in der American-Football-Liga NFL: Mit dem Kopf voraus
> Die Green Bay Packers schlagen den Erzrivalen Chicago Bears und ziehen in
> die Super Bowl. Zu verdanken haben sie das vor allem ihrem Quarterback
> Aaron Rodgers.
Bild: Oberkäsekopf: Aaron Rodgers nach dem Sieg in Chicago.
MIAMI taz | Im Jahr 1924 kam es zum ersten Mal während eines
professionellen Footballspiels zu einer Schlägerei, und je ein Spieler der
Chicago Bears und der Green Bay Packers wurden danach aus dem Spiel
entfernt. Es war der Beginn einer großen Feindschaft, die nunmehr 182
Spiele andauert.
Doch es hat sich viel geändert. Die Rivalität der Großstadt Chicago mit der
300 Kilometer entfernten Provinzstadt Green Bay taugt zwar noch, ein Finale
der National Football Conference (NFC) im Vorfeld medial auszuschlachten.
Aber heute sind viele Spieler befreundet, und die Fans schimpfen nicht mehr
nur auf den Gegner – sondern auch auf eigene Spieler.
Diesmal ging es um den Einzug in die Super Bowl, die Bears verloren im
eigenen Stadion mit 14:21, was sich knapper anhört, als es war.
Bears-Quarterback Jay Cutler wurde zu Beginn der zweiten Halbzeit verletzt
aus dem Spiel genommen, und später brannten auf dem Stadionparkplatz
Trikots mit seinem Namen. Einige Bears-Fans hatten da schon Twitter
gelesen, wo sich NFL-Profis und Journalisten schnell festgelegt hatten:
Cutler kann sich nicht durchbeißen.
"Wenn man so eine Verletzung hat, verfolgt man nicht den Rest des Spiels
stehend am Seitenrand", meinte etwa Kirk Morrison von den Jacksonville
Jaguars. Der zweite Quarterback Todd Collins schied ebenfalls verletzt aus,
der dritte namens Caleb Hanie brachte die Bears noch einmal bis auf sieben
Punkte heran. Doch das Spiel entschieden hatte der Quarterback auf der
anderen Seite, scheinbar völlig unbeeindruckt von den großen Namen und den
großen Körpern seiner Gegner.
Aaron Rodgers war auch schon verletzt gewesen in dieser Saison, er hatte
sich sogar zwei Gehirnerschütterungen zugezogen, weil er bei seinen Läufen
mit dem Ball gerne mal darauf verzichtet, sich mit den Füßen voraus fallen
zu lassen. Über den 27-jährigen Kopf der so genannten "Käseköpfe" aus Green
Bay ist noch relativ wenig getwittert worden, zumindest im Vergleich zu
anderen Quarterbacks seines Kalibers.
Man weiß vom gebürtigen Kalifornier, dass er an jenem Tag, als er
Stammspieler bei den Packers wurde, erst zum Golfspielen fuhr. Und dass er
TV-Kommentatoren öffentlich kritisiert, wenn er diese nicht für kompetent
hält. Seine Zeit in der medialen zweiten Reihe ist nun endgültig vorbei.
"Ich habe heute nicht mein bestes Spiel gespielt, aber unsere Defensive war
Klasse", sagte er nach dem Sieg in Chicago. Doch das war auch nur
Selbstkritik auf hohem Niveau.
Rodgers großer Auftritt war lange aufgeschoben worden, von einem anderen
Quarterback, der einfach nicht aufhören konnte. Brett Favre spielte 15
Jahre für die Packers, ehe er 2007 im Alter von 37 Jahren den Verein
verließ. Die Super Bowl gewann er einmal, im Jahr 1997. Rodgers hatte
geduldig auf seine Chance gewartet, und dann ging alles ganz schnell.
Bereits im dritten Anlauf als Stammspieler schaffte er den Finaleinzug.
Die Green Bay Packers haben sich in den vergangenen Jahren auf mehreren
Positionen verstärkt, eine gute Mischung zwischen Alt und Jung gefunden,
und es wäre schlicht unfair, den Erfolg auf Rodgers zu reduzieren. Kaum
planbar war für den Verein allerdings die Nervenstärke und seine
Passgenauigkeit, mit der Rodgers gerade in den wichtigen Spielen ans Werk
geht. Die Packers gewannen ihre ersten beiden Play-off-Spiele auswärts bei
den hoch favorisierten Philadelphia Eagles und den Atlanta Falcons.
Rodgers spielte in diesen Partien so gut, dass plötzlich niemand mehr
überrascht sein kann, wenn die Mannschaft die Super Bowl nach 14 Jahren
wieder gewinnt - die Trophäe ist übrigens nach Green Bays legendären
Trainer Vince Lombardi aus den 1960er Jahren benannt. Sie treffen in der
Super Bowl auf die Pittsburgh Steelers, die das Finale der American
Football Conference (AFC) zu Hause gegen die New York Jets mit 24:19
gewannen. Die Steelers sind aber auch im Moment noch das einzige Team, dem
es gelang, mit drei Play-off-Auswärtsspielen in das Finale einzuziehen und
dieses auch zu gewinnen (2005). Aaron Rodgers kann das nun wiederholen, und
die Chancen stehen nicht schlecht: Dallas als Austragungsort des
Auswärtsspiels dürfte für ihn durchgehen.
24 Jan 2011
## AUTOREN
Christoph Leischwitz
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