# taz.de -- Überschüsse im Gesundheitsfond: Regierung gegen niedrigere Beitr�… | |
> Das Gesundheitsministerium will die Krankenkassenbeiträge nicht senken, | |
> nur weil die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds angestiegen sei. | |
> Genau das forderte aber die Opposition. | |
Bild: Was kostet Gesundheit? Die Regierung will die Beiträge nicht senken. | |
BERLIN afp | Trotz Überschüssen im Gesundheitsfonds lehnt die | |
Bundesregierung Beitragssenkungen bei den gesetzlichen Krankenkassen ab. | |
Auch für geringe Absenkungen gebe es keinen Spielraum, erklärte das | |
Gesundheitsministerium am Mittwoch in Berlin. Zuvor waren aus der | |
Opposition Forderungen nach niedrigeren Beiträgen laut geworden. | |
Die sogenannte Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds wird nach der | |
jüngsten Einnahmeprognose des Schätzerkreises der gesetzlichen | |
Krankenversicherung bis Ende 2011 auf voraussichtlich 6,2 Milliarden Euro | |
steigen. Diese Reserve dient laut Gesundheitsministerium dazu, | |
Einnahmerisiken abzusichern und Einnahmeschwankungen aufzufangen. Für den | |
Fonds ist demnach der Aufbau einer Mindestreserve von derzeit drei | |
Milliarden Euro vorgeschrieben. Dazu kämen zwei Milliarden Euro | |
Bundeszuschuss in den Fonds, der für den Sozialausgleich von 2012 bis 2014 | |
benötigt würde. Allein fünf Milliarden Euro der erwarteten 6,2 Milliarden | |
Euro seien also gebunden. | |
Forderungen nach Beitragssenkungen seien vor diesem Hintergrund | |
"unangebracht", erklärte das Gesundheitsministerium. Ein | |
Ministeriumssprecher bezeichnete die Debatte um niedrigere Beitragssätze | |
als "Phantomdiskussion". Der Finanzpuffer werde gebraucht, | |
Beitragssenkungen seien nicht möglich. Die Bundesregierung hatte zum 1. | |
Januar für die Mitglieder der gesetzlichen Kassen den Einheitsbeitrag von | |
14,9 auf 15,5 Prozent erhöht. | |
Auch das Bundesversicherungsamt wies die Forderungen zurück. Im Jahr 2009 | |
habe der Gesundheitsfonds wegen der Finanzkrise keine Liquiditätsreserve | |
aufbauen können, erklärte Präsident Maximilian Gaßner. Ende 2010 sei der | |
gesetzliche Mindestbetrag nur wenig überschritten worden. | |
Gesetzliche Krankenkassen mit Zusatzbeiträgen verloren derweil im | |
vergangenen Jahr hunderttausende Versicherte. Kassen ohne Beiträge | |
verzeichnen dagegen ein deutliches Mitgliederplus, wie die Leipziger | |
Volkszeitung am Mittwoch nach einer Umfrage unter mehreren Krankenkassen | |
berichtete. | |
Bei der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) sank die Zahl der | |
Versicherten demnach innerhalb von zwölf Monaten um rund 460.000 auf 5,8 | |
Millionen, bei der KKH-Allianz um knapp 190.000 auf 1,86 Millionen. Die | |
Barmer GEK, die keinen Zusatzbeitrag erhebt, steigerte ihre | |
Versichertenzahl um etwa 100.000 auf 8,6 Millionen, die Techniker | |
Krankenkasse (TK) um 339.000 auf 7,6 Millionen. | |
Die Krankenkassen mit Zusatzbeiträgen strichen wegen des Mitgliederschwunds | |
massiv Stellen, wie eine Umfrage der Zeitungen der WAZ-Mediengruppe | |
(Donnerstagsausgabe) ergab. Die DAK baute demnach im vergangenen Jahr 650 | |
Vollzeitstellen ab, die BKK Gesundheit 300 Stellen. | |
27 Jan 2011 | |
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