# taz.de -- Kommentar Gesetz zum Sorgerecht: Im Zweifel für das Kind | |
> Es ist fraglich, ob ein Gesetz Sachlichkeit schaffen kann. Denn es wird | |
> Probleme heillos zerstrittener Eltern nicht lösen. Und manche von ihnen | |
> kämpfen Jahre miteinander. | |
In jedem Fall soll es zum Wohle des Kindes sein. So argumentieren FDP und | |
Union, die jeweils eigene Konzepte zum gemeinsamen Sorgerecht vorgelegt | |
haben. Jetzt grätschen die Grünen dazwischen mit einem Vorschlag, der als | |
Kompromiss zwischen FDP- und CDU-Linie zu sehen ist. | |
Das ist gut so. Denn die Papiere der beiden Regierungsparteien bedienen | |
entweder stärker die Väter oder die traditionelle Familie. Dabei ist es | |
wichtig, dass ein sachliches Gesetz dieses hochemotionale Thema endlich | |
befriedet. | |
Trotzdem ist es fraglich, ob ein Gesetz das schaffen kann. Denn es wird | |
kaum die Probleme getrennter und heillos zerstrittener Eltern lösen. Manche | |
kämpfen miteinander, bis die Kinder fast erwachsen sind. Ist es in solchen | |
Fällen nicht besser, wieder zum alleinigen Sorgerecht zurückzukehren? | |
Aber das ist leider in keinem Entwurf vorgesehen. Das gemeinsame Sorgerecht | |
spiegelt den Zeitgeist wider und wird als die Nonplusultra-Lösung | |
angesehen. Das ist grundsätzlich auch nicht falsch. Aber wer ein | |
gemeinsames Recht will, der muss auch uneingeschränkt gemeinsam sorgen: | |
emotional, sozial, ökonomisch. Der muss Zeit und Geld aufbringen, kurz: die | |
volle Verantwortung tragen. Der Alltag sieht aber oft anders aus: Viele | |
getrennte Väter zahlen keinen Unterhalt und übernehmen die Kinder nur dann, | |
wie es ihnen gerade passt. Und manche Mütter stülpen sich wie Glucken über | |
ihre Kinder. | |
In strittigen Fällen ist es daher besser, wenn sich die Familiengerichte | |
die Eltern-Kind-Verhältnisse ganz genau anschauen und dann möglicherweise | |
eine Entscheidung fällen, die einem Elternteil nicht gefällt. Es geht an | |
dieser Stelle auch nicht darum, einem Vater oder einer Mutter das | |
Umgangsrecht zu verwehren. Denn das gilt unabhängig vom Sorgerecht. | |
27 Jan 2011 | |
## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
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