# taz.de -- Krise in der Elfenbeinküste: Die Afrikanische Union greift ein | |
> Die Krise wird zur Chefsache: Fünf afrikanische Präsidenten sollen | |
> innerhalb eines Monats Lösungen für den Machtkampf in der Elfenbeinküste | |
> vorschlagen. | |
Bild: Der Afrikanischen Union fehlen bislang die Mittel um den abgewählten Lau… | |
Die Afrikanische Union (AU) macht die Krise in der Elfenbeinküste zur | |
Chefsache. Auf ihrem am Montagabend beendeten Staatengipfel in Äthiopiens | |
Hauptstadt Addis Abeba haben die afrikanischen Staatschefs ein Quintett aus | |
fünf Präsidenten gegründet, das innerhalb eines Monats bindende Vorschläge | |
zur Lösung des Konflikts zwischen dem am Amt klebenden ivorischen | |
Wahlverlierer Laurent Gbagbo und dem verhinderten, aber von der AU als | |
Präsident anerkannten Wahlsieger Alassane Ouattara erarbeiten soll. | |
Das Quintett wird von Mauretaniens Präsident Mohamed Ould Abdel Aziz in | |
seiner Funktion als derzeitiger Vorsitzender des AU-Sicherheitsrats | |
geleitet und besteht ansonsten aus den Staatschefs von Burkina Faso, | |
Südafrika, Tansania und Tschad. Damit sind sowohl Gbagbo- als auch | |
Ouattara-Verbündete vertreten. Es soll zu einem noch unbestimmten Zeitpunkt | |
in die ivorische Metropole Abidjan reisen, wo sowohl Gbagbo als auch | |
Ouattara Regierungen gebildet haben. | |
Das Quintett trat bereits am Montag am Rande des Gipfels erstmals zusammen | |
und beschloss, zunächst innerhalb von drei Tagen eine Sondierungsmission | |
aus Experten nach Abidjan zu schicken. | |
Der Beschluss verkörpert das Dilemma der AU gegenüber der Elfenbeinküste. | |
Sie hat ebenso wie der Rest der internationalen Staatengemeinschaft | |
Ouattara als Präsidenten anerkannt und bestätigte dies auf ihrem Gipfel | |
erneut, wie AU-Kommissionspräsident Jean Ping in seiner | |
Abschlusspressekonferenz erklärte. Aber sie verfügt bislang nicht über die | |
nötigen Zwangsmittel, um Gbagbo zum Rückzug vom Präsidentenamt zu bewegen. | |
Manche afrikanischen Länder, vor allem im südlichen Afrika, wollen das auch | |
gar nicht. Andererseits wäre es ein für Afrikas Demokratisierung fataler | |
Präzedenzfall, sollten die afrikanischen Staaten den Machtverbleib eines | |
Wahlverlierers entgegen internationaler Beschlüsse einfach hinnehmen. | |
Kenias ehemaliger Antikorruptionsbeauftragter John Githongo, einer der | |
wichtigsten Figuren der afrikanischen Zivilgesellschaft, hat einen Sturz | |
Gbagbos gefordert und dies zu einem Testfall für Afrika erklärt. | |
Die Unentschlossenheit der AU spiegelt sich auch darin, dass beide Lager | |
der Elfenbeinküste den Gipfelbeschluss begrüßen und in ihrem Sinne | |
interpretieren. Die Gbagbo-Regierung sieht darin eine Absage an eine | |
Militärintervention und begrüßt in einer Erklärung „die Entscheidung zu | |
einer friedlichen Lösung der Krise“. | |
Die Ouattara-Regierung begrüßt die von der AU erklärte Bestätigung ihrer | |
Legitimität. Die nordivorischen Rebellen, die Ouattara unterstützen und | |
deren Führer Guillaume Soro unter ihm Premierminister ist, verurteilten | |
hingegen die „Hinhaltetaktik“ der AU. Diese verlängere die ivorische Krise | |
nur. Auch Ouattaras Parteienbündnis RDHP warnte, das Leid der Ivorer dürfe | |
nicht weiter verlängert werden, und wies darauf hin, dass bereits sieben | |
afrikanische Vermittlungsmissionen gescheitert seien. | |
Unklar bleibt, was passiert, falls die Vorschläge des AU-Quintetts in der | |
Elfenbeinküste nicht umgesetzt werden. AU-Kommissionspräsident Ping hat sie | |
für „bindend“ erklärt, sich zugleich aber gegen militärische Mittel zur | |
Lösung der ivorischen Krise ausgesprochen. | |
1 Feb 2011 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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