# taz.de -- Kommentar Schulzeitverkürzung: Ein Thema, das keins ist | |
> Wer das achtjährige Gymnasium (G8) abschaffen will, entzieht den | |
> Gemeinschafts-, Gesamt- und Stadtteilschulen eine Chance, auch | |
> leistungsstärkere Schüler zu gewinnen. | |
Bild: "Politisch nicht korrekt": Wahlplakat der "Bürgerlichen Mitte" vor einem… | |
Eltern, Schüler, Lehrer: Viele, die davon betroffen sind, macht die | |
Schulzeitverkürzung nicht glücklich. Aber lässt sie sich auch rückgängig | |
machen? Keine leichte Frage: Wer das achtjährige Gymnasium (G8) abschaffen | |
will, entzieht der zweiten Säule - den Gemeinschafts-, Gesamt- und | |
Stadtteilschulen - eine Chance, auch leistungsstärkere Schüler zu gewinnen. | |
Selbst schuld, bekommen Hamburger Eltern oft zu hören, wenn sie über den | |
Stress ihrer Kinder klagen. Sie könnten sie ja auch zur Stadtteilschule | |
schicken, heißt es dann. Das tun viele eben nicht - weil sie im Gymnasium | |
den Königsweg sehen. | |
Also bleibt die Politik stur: Das Thema Turbo-Abi ist keines, kommt in | |
Programmen nicht vor. Stellt es doch wer in Frage, werden | |
Umsetzungsprobleme dramatisiert. Bei alldem wird zu wenig an die Kinder | |
gedacht, fehlt die Empathie. Motto: Wer in diesem Schulsystem nach oben | |
strebt, verdient kein Mitgefühl. | |
Diese Haltung ist so erklärbar wie falsch. Das gegliederte Schulsystem auf | |
andere Weise abzumildern ist das Volk nicht bereit, das hat etwa der | |
Hamburger Volksentscheid gezeigt. Auch der Kieler Minister Klug ist kein | |
reiner Wohltäter: Seine G9-Reform wäre weniger angreifbar, hätte er nicht | |
zugleich den Gemeinschaftsschulen erlaubt, Kinder früh nach Bildungsgängen | |
zu trennen. | |
Schade aber, dass gerade nicht die Zeit ist, in der man Schulpolitik ganz | |
neu denken kann. Erträglicher für alle, zum Beispiel. | |
20 Feb 2011 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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