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# taz.de -- NPD-Leaks: Beten für Adolf Hitler
> Hitler, Himmler, Heydrich: In den mehr als 60.000 internen E-Mails der
> NPD werden der Nationalsozialismus und dessen Verbrecher zum Teil
> unverhohlen verherrlicht.
Bild: In der NPD bezieht man sich gerne einmal positiv auf den Nationalsozialis…
"Weihnachten. Julfeier. Eine Zeitreise in das dritte Reich", heißt es am
Anfang des Videos. Dann sieht man Bilder von Gebäck in Hakenkreuzform,
Weihnachtskugeln mit NS-Symbolen - und ein Foto vom Führer. Ein
"vorweihnachtliches Gebet aus der Schule" wird eingeblendet: "Hände falten,
Köpfchen senken und an Adolf Hitler denken."
Das Video findet sich in den [1][mehr als 60.000 internen E-Mails der
rechtsextremen NPD, die der taz zugespielt wurden]. Es ist nur ein
Beispiel, das zeigt, wie unverhohlen in der "Nationaldemokratischen Partei
Deutschlands" mitunter der Nationalsozialismus verherrlicht wird.
Angehängt ist das Nazivideo einem E-Mail-Verkehr zwischen Alexander
Neidlein, NPD-Landesgeschäftsführer in Baden-Württemberg, und dessen
Freundin. In einer späteren Mail findet sich auch ein Screenshot aus dem
Video: ein Brief von SS-Chef Heinrich Himmler mit "herzlichen Wünschen für
das Julfest und das Jahr 1944. Heil Hitler!" Neidlein äußerte sich auf
taz-Anfrage nicht zu den E-Mails.
Wer auch immer das Video ursprünglich erstellt hat: Der Macher weiß, dass
sein Werk strafbar ist. "Ausdrücklich" distanziert er sich im Intro von den
Paragrafen des Strafgesetzbuches, die die Verwendung von Kennzeichen
verfassungswidriger Organisationen und die NS-Verherrlichung unter Strafe
stellen.
Auch in anderen NPD-Landesverbänden bezieht man sich in internen Mails
gerne mal positiv auf den Nationalsozialismus. Das kann verklausuliert
sein, etwa durch [2][die Verwendung der Abkürzung "88", was in der Szene
für "Heil Hitler" steht]. Manchmal werden die NS-Vorbilder aber auch beim
Namen genannt.
Marcel Guse, [3][NPD-Chef in Potsdam], schwärmt in einer Einladung zu einem
Vortrag über den "Kampf gegen den Bolschewismus" von "Persönlichkeiten" wie
Reinhard Heydrich, Chef des Reichssicherheitshauptamtes und einer der
größten NS-Verbrecher, oder Otto Ernst Remer ("Eichenlaub zum Ritterkreuz
von Adolf Hitler persönlich in der Wolfsschanze verliehen"). Auf
taz-Anfrage schrieb Guse: "Sie und ihr rotes Käseblatt sind eine Schande
für die vielen Generationen unseres Volkes, die vor uns kämpften und
starben, damit Deutschland leben kann."
In Sachsen-Anhalt, wo am 20. März gewählt wird, geht für die NPD derzeit
Pressesprecher Michael Grunzel vor die Kameras, um den angeblich "groß
angelegten Datendiebstahl" zu geißeln. In den internen Mails, deren
[4]["generelle Authentizität" die NPD "nicht 100-prozentig ausschließen"
könne], wie Grunzel im MDR sagte, finden sich auch Mails von ihm - und die
haben es in sich.
"Das ist das Beste", schreibt Grunzel demnach in einer E-Mail über eine
NPD-Zeitung, "jedenfalls seit Joseph Goebbels." Unterzeichnet: "Mit
kameradschaftlichen Grüßen und einem donnerndem (sic!) Heil." Später
besprechen Grunzel und der NPD-Landeschef laut einer E-Mail von Ende Januar
die Organisation eines Lastkraftwagens.
Warum er sich nicht einfach um die Pressemitteilungen kümmere, will der
Landeschef wissen. Darauf Grunzel laut der Mail: "Weil ein großes Vorbild
von mir, mit dem ich persönlich leider nur wenig Ähnlichkeiten habe -
allerdings kann ich auch ganz gut fechten -, 1939 erst mal in eine
Messerschmidt (sic!) gestiegen ist und sich an der Ungezieferjagd beteiligt
hat. Er wollte nicht nur ,Schreibtischtäter' sein."
Wer damit gemeint sein soll, steht nicht in der E-Mail. Es gibt aber einen,
auf den die Beschreibung passen würde: Heydrich. Er war Fechter und stieg
nach Kriegsbeginn auch selbst ins Flugzeug, um Kampfeinsätze zu fliegen.
Später leitete er die Wannseekonferenz zur "Endlösung der Judenfrage".
NPD-Sprecher Grunzel versucht sich nun aus der Affäre zu ziehen, indem er
behauptet: "Ich habe diese Passagen nicht geschrieben." Er wolle zwar die
"grundsätzliche Authentizität dieser E-Mails" nicht infrage stellen, teilte
er der taz mit. Er gehe aber davon aus, dass diese "zusätzlich manipuliert
worden" seien, auch "um möglicherweise strafbare Inhalte zu installieren".
Kurzum: Die NPD räumt ein, dass [5][die Mails aus ihrem Inneren generell
echt sind] - doch wenn es für einzelne Funktionäre so richtig haarig werden
könnte, sollen sie plötzlich gefälscht sein.
25 Feb 2011
## LINKS
[1] /1/politik/deutschland/artikel/1/interne-npd-mails-veroeffentlicht/
[2] /1/politik/deutschland/artikel/1/mit-deutschem-gruss/
[3] /1/berlin/artikel/1/irgendwas-laeuft-schief/
[4] /1/politik/deutschland/artikel/1/vorsicht-feind-liest-mit/
[5] /1/politik/deutschland/artikel/1/vorsicht-feind-liest-mit/
## AUTOREN
Wolf Schmidt
## TAGS
Veteranen
taz.lab 2011 „Die Revolution haben wir uns anders vorgestellt“
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