# taz.de -- Provinzwahlen in den Niederlanden: Geert Wilders kann sich feiern l… | |
> Die Provinzwahlen in den Niederlanden belegen den Rechtsruck. Zwar | |
> verfehlt die Regierungskoalition die erforderliche Mehrheit, aber Wilders | |
> Partei ist dabei. | |
Bild: Erfolgreiche Rechte: Geert Wilders zieht mit seiner PVV in das Oberhaus e… | |
ARNHEIM taz | Der jüngste Urnengang in den zwölf Provinzen der Niederlande | |
bestätigt die Zersplitterung der Parteienlandschaft und den Ruck nach | |
rechts, der sich bereits bei den Parlamentswahlen im Vorjahr gezeigt hat. | |
Gewinner der Provinzwahlen sind die regierende Rechtsliberalen, die | |
linksliberale Partei D66 und vor allem Geert Wilders Partei PVV. | |
Die Regierungskoalition aus rechtsliberaler VVD und der | |
christdemokratischen CDA, die von der rechtspopulistischen PVV des | |
Islamgegners Geert Wilders geduldet wird, verfehlte eine Mehrheit im | |
Oberhaus, der "Ersten Kammer", nur knapp. In ihrer Funktion enspricht das | |
Oberhaus in etwa dem Bundesrat in Deutschland. VVD, CDA und PVV kommen | |
insgesamt auf 37 Sitze. | |
Mindestens 38 Mandate bräuchte die seit fünf Monaten amtierende Regierung | |
von Mark Rutte (VVD), um ihre zum Teil sehr umstrittenen Vorhaben, | |
insbesondere die Einsparungen im Haushalt, realisieren zu können. Aber erst | |
am 23. Mai 2011 wird sich endgültig klären, wie die Kräfteverhältnisse in | |
dem für die Gesetzgebung wichtigen Oberhaus tatsächlich sein werden. Dann | |
wählen die jetzt gewählten 566 Abgeordneten aller Provinzparlamente die | |
Senatoren. Es gilt als möglich, dass die orthodox-calvinistische Partei | |
SGP, die ein Mandat errang, der Regierungskoalition dann zur Mehrheit | |
verhilft. | |
Die VVD konnte einen Zugewinn von zwei Sitzen für sich verbuchen. Sie wird | |
nun mit 16 Senatoren auch im Oberhaus die stärkste Gruppierung sein. Die | |
mitregierenden Christdemokraten unter Vizepremier Maxime Verhagen mussten, | |
wie bereits bei den Parlamentswahlen, dramatische Verluste hinnehmen. Auch | |
bei dieser Wahl haben die Stimmberechtigten die Zahl der Sitze der | |
Christdemokraten fast halbiert. | |
Sie bleiben mit 11 Mandaten im Oberhaus vertreten, erzielten 2007 aber noch | |
21 Sitze. Die Partei verliert auch die Vorherrschaft in acht Provinzen. Nur | |
noch in der Provinz Overijssel bleibt sie stärkste Partei. Auch intern | |
stecken die Christdemokraten wegen ihrer Duldungsvereinbarung mit der PVV | |
in einer tiefen Krise. | |
Geert Wilders gewinnt mit seiner PVV 10 Mandate und zieht damit erstmals | |
auch in das Oberhaus ein. Die Freiheitspartei ist nun in allen zwölf | |
Provinzregierungen vertreten und in Wilders Hochburg, der Provinz Limburg, | |
ist sie die stärkste Kraft. Mit diesem Wahlerfolg bleibt die PVV zwar ein | |
wenig hinter den Prognosen zurück. Auf einer Veranstaltung in Limburg | |
kommentierte Geert Wilders das Ergebnis dennoch mit den Worten: "Die | |
Niederlande haben die Freiheitspartei in ihr Herz geschlossen", die Partei | |
sei nun definitiv nicht mehr wegzudenken. | |
Die Sozialdemokraten, die zweitstärkste Partei, bleiben stabil. Sie kommen | |
wie im Jahr 2007 auf 14 Senatoren. Die linksliberale D66 stellt 6, | |
Grün-Links 5 und die Sozialisten 8 Senatoren. Die restlichen Stimmen | |
verteilen sich auf vier kleine Parteien. Sollte die Regierungskoalition die | |
Mehrheit im Oberhaus knapp verfehlen, dürften Kürzungen im sozialen | |
Bereich, Einschnitte in der Bildung und die Restriktionen der Immigration | |
aus islamischen Ländern sehr erschwert werden. | |
Die Wahlbeteiligung ist mit 56 Prozent deutlich höher als 2007. Grund dafür | |
dürfte sein, dass der Wahlkampf in den Provinzen völlig von nationalen | |
Themen und der Regierungsbeteiligung der PVV dominiert war. | |
3 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Gunda Schwantje | |
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