# taz.de -- Flüchtlinge in Griechenland: Hungerstreik erfolgreich beendet | |
> Nach 44 Tagen beenden 300 Migranten in Athen ihren Hungerstreik. Sie | |
> haben eine sechsmonatige Duldung erreicht und ihre Legalisierung in | |
> Aussicht. | |
Bild: 44 Tage Hungerstreik sind zu Ende. Viele mussten ins Krankenhaus. | |
ATHEN taz | "Unser Kampf hat sich gelohnt", erklären die 300 | |
hungerstreikenden Migranten aus Nordafrika und beenden ihre Protestaktion, | |
nachdem die griechische Regierung ihnen am Mittwochabend die Legalisierung | |
ihres Aufenthalts in Aussicht gestellt hat. | |
Innenminister Jannis Ragoussis sieht es anders: "Wir haben keine | |
Aufenthaltserlaubnis erteilt oder versprochen und trotzdem geht kein | |
Menschenleben verloren", erklärte er voller Stolz am Donnerstagmorgen im | |
Fernsehsender SKAI. | |
Irgendwie haben alle recht: In der Tat haben sich die Hungerstreikenden | |
keine reguläre Aufenthaltserlaubnis, sondern lediglich eine sechsmonatige | |
Duldung erkämpft, die allerdings beliebig oft erneuert wird - oder auch | |
nicht. Zudem sollen Flüchtlinge legalisiert werden, die bereits länger als | |
acht Jahre in Griechenland leben und arbeiten, obwohl sie keine | |
Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis haben. | |
Doch wie soll ein illegal arbeitender Flüchtling beweisen, dass er sich | |
seit acht Jahren im Lande aufhält, wenn er keine Aufenthaltspapiere | |
besitzt? Dazu schweigt der Innenminister. Umso mehr kommt die Opposition zu | |
Wort: "Die Regierung lässt sich erpressen", donnert der konservative | |
Abgeordnete Kyriakos Mitsotakis, Spross einer wohlhabender Politdynastie. | |
Vor 44 Tagen waren die insgesamt 300 Flüchtlinge in Griechenland in den | |
Hungerstreik getreten. Immer wieder wurden Migranten mit Schwächeanfällen | |
in Krankenhäuser eingeliefert. Wohl die meisten Griechen sind gegen eine | |
Legalisierung der Flüchtlinge, doch es mangelt auch nicht an | |
Solidaritätsaktionen. Aktivisten riefen zu Cyber-Protesten auf, in der | |
Stadt Chania besetzten sie sogar einen lokalen TV-Sender und platzierten | |
ihre Solidaritätsadresse direkt in der abendlichen Nachrichtensendung. | |
Der Hungerstreik sorgte auch für Streit innerhalb der Regierung. | |
Innenminister Ragoussis, ein enger Vertrauter des Ministerpräsidenten, | |
erklärte ursprünglich, die Regierung werde sich nicht erpressen lassen, | |
wurde aber von Parteigrößen zurückgepfiffen. Vielleicht wollte er auch nur | |
Familienstreit vermeiden. Denn seine Cousine, Anna Dalara, ist immerhin | |
Staatssekretärin im Arbeitsministerium und dort zuständig für die | |
griechische Einwanderungspolitik. | |
10 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Jannis Papadimitriou | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Wachstumsraten für den Tourismus: Flatrate im Krisenland | |
Es ist eine Hoffnung für die griechische Wirtschaft: In diesem Sommer | |
kommen wieder mehr Touristen in das gebeutelte Land. Bringen sie auch Geld? | |
Einwanderer in Griechenland: Online-Demo für Hungerstreikende | |
Der Protest von Papierlosen in Athen eskaliert. Viele der Hungerstreikenden | |
wurden in Krankenhäuser eingeliefert. Aktivisten legen Regierungswebsites | |
lahm. | |
Flüchtlinge in Griechenland: Hungern für Aufenthaltserlaubnis | |
Rund 300 Flüchtlinge in Athen sind in den Hungerstreik getreten und nehmen | |
nur noch Wasser zu sich. Sie fordern eine ständige Aufenthalts- und | |
Arbeitserlaubnis. |