# taz.de -- Verfassungsgericht soll prüfen: Grüne wollen Finanzkrise aufarbei… | |
> Die Regierung soll über die Bankenaufsicht informieren, fordern Grüne vor | |
> dem Verfassungsgericht. Geprüft werden soll, ob die Aufsicht das Desaster | |
> hätte verhindern können. | |
Bild: Die Grünen glauben, dass die Bundesregierung bewusst die Aufarbeitung de… | |
BERLIN taz | Die Bundesregierung verhindere die Aufarbeitung der | |
Finanzkrise, beklagen die Grünen. "Weil die Regierung Auskünfte auf unsere | |
Fragen verweigert, ist die parlamentarische Kontrolle nicht gewährleistet", | |
sagte Gerhard Schick, finanzpolitischer Sprecher der Grünen, am Dienstag. | |
Bezüglich der gescheiterten Sächsischen Landesbank und anderer | |
Finanzinstitute könne das Parlament deshalb nicht beurteilen, ob die | |
staatliche Bankenaufsicht Fehler gemacht habe, sagte der Finanzexperte | |
weiter. Um die Informationen von der Regierung doch noch zu erhalten, | |
reichen die Grünen nun mit Hilfe des Juristen Christoph Möllers von der | |
Humboldt-Universität Berlin eine Organklage beim Bundesverfassungsgericht | |
ein. Zusätzlich wollen die Grünen die Offenlegung der Verträge zum | |
umstrittenen Bahnprojekt Stuttgart 21 erzwingen. | |
Die ehemalige Sächsische Landesbank war 2007 an den Rand des Bankrotts | |
geraten, weil sich ihre Ableger in Irland verspekuliert hatten. | |
Landesbanken und das Land Sachsen sprangen mit Milliarden Euro öffentlicher | |
Hilfe ein. Schließlich wurde die Sachsen LB von der Landesbank | |
Baden-Württemberg übernommen und aufgelöst. | |
Die Grünen interessiert nun, ob die deutsche Bankenaufsicht ihre | |
Kontrollbefugnisse gegenüber der Sachsen-LB wahrgenommen hat. Und ob sie | |
das Desaster nicht möglicherweise hätte verhindern können. In mehreren | |
parlamentarischen Anfragen baten die Grünen die Bundesregierung deshalb um | |
Informationen, an welchen Sitzungen der Landesbank Bankenaufseher | |
teilgenommen hatten. | |
Diese Auskünfte gab die Regierung zunächst nur spärlich. Auf mehrmaliges | |
Nachfragen lieferte das Bundesfinanzministerium zwar konkretere | |
Informationen - allerdings unter Geheimhaltung. Die Berichte lagen in der | |
sogenannten Geheimschutzstelle des Bundestages aus, in der nur Abgeordnete | |
und registrierte Mitarbeiter die Papiere einsehen können. Die Folge: Schick | |
und andere Experten können die Angaben nicht in der öffentlichen | |
Auseinandersetzung verwenden. | |
Diese Antwortpraxis der Regierung hebele die Informations- und | |
Kontrollrechte des Bundestages aus, argumentieren die Grünen und Jurist | |
Möllers. Wenn wichtige Informationen nicht öffentlich seien, habe das | |
Parlament etwa keine Chance, die Bankenaufsicht zu verbessern. | |
Möllers und die Grünen rechnen damit, dass das Verfassungsgericht über die | |
Klage noch in dieser Legislaturperiode entscheidet. | |
22 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
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