# taz.de -- Asyl und Wohnen: Flüchtlinge kriegen eigene Bude | |
> Die landeseigenen Wohnungsunternehmen stellen 275 Wohnungen für | |
> Flüchtlinge bereit, das geschieht nach langen Gesprächen mit dem Senat. | |
> Grüne sagen: zu wenig. | |
Bild: Eine Unterkunft gehört auch zum Schutz von Flüchtlingen | |
Der Senat verzeichnet einen Erfolg bei der Wohnungsunterbringung von | |
Flüchtlingen. Am Dienstagabend einigten sich Sozialsenatorin Carola Bluhm | |
(Linke) mit den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften darauf, dass diese | |
erstmals Wohnungen für Flüchtlinge zur Verfügung stellen - insgesamt 275. | |
Das Kontingent beinhaltet 125 Ein- und Zweiraumwohnungen sowie 150 | |
Mehrraumwohnungen. Als "große Erleichterung" bezeichnete Anja Wollny, | |
Sprecherin der Senatorin, die Vereinbarung. "Wir hoffen, damit gut 500 | |
Flüchtlingen eine private Wohnung anbieten zu können." | |
Seit Monaten steigen in Berlin die Zahlen neueintreffender Flüchtlinge. | |
Kamen 2006 noch 913 Asylbewerber und 2009 insgesamt 1.350, waren es im | |
vergangenen Jahr bereits knapp 2.000. Und der Zustrom hält an. Den Senat | |
bringt das in die Bredouille: Seit Langem ist die Erstaufnahmestelle | |
überfüllt, stattdessen werden Neuankömmlinge in Übergangsunterkünfte | |
untergebracht, zumeist leere Hostels. Das vom Senat 2003 formulierte Ziel, | |
Flüchtlingen sechs Wochen nach ihrer Ankunft in Wohnungen statt in | |
Sammellager unterzubringen, geriet in weite Ferne. Auch aufgrund des enger | |
werdenden Wohnungsmarkts, wie die Sozialsenatorin stets wiederholte. Seit | |
Monaten verhandelte Bluhm deshalb mit den landeseigenen Wohnungsunternehmen | |
um ein "geschütztes Marktsegment", ein festes Wohnkontingent für | |
Flüchtlinge. | |
"Wir sind froh, dass die Wohnungsunternehmen nun Verantwortung übernehmen", | |
freute sich Wollny. Die Flüchtlingswohnungen seien dezentral über die Stadt | |
verteilt, da sich alle sechs landeseigenen Wohnungsgesellschaften | |
beteiligen. Ab Mai sollen erste Umzüge stattfinden. Für das Kontingent | |
würden langjährige Verträge gesch | |
Der Flüchtlingsrat begrüßte, dass nach den langen Verhandlungen eine | |
Einigung erzielt wurde. Man müsse aber aufs Konkrete schauen, betonte | |
Sprecherin Martina Mauer. "Wo liegen diese Wohnungen? Wie funktioniert die | |
Vermietung?" Zudem seien 275 Wohnungen zu wenig. "Ziel sollten Wohnungen | |
für alle Flüchtlinge sein, um ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen", | |
so Mauer. Deswegen müssten private Mietabschlüsse erleichtert werden, mit | |
verbindlichen Übernahmen von Mieten und Kautionen durch den Senat. | |
Auch die flüchtlingspolitische Grünen-Sprecherin Canan Bayram nannte die | |
Zahl "bescheiden" - im Vergleich zu den 270.000 Wohnungen in Landeshand. | |
"Insgesamt ist es aber ein erfreulicher Schritt in die richtige Richtung." | |
Bayram appellierte, dass daraus eine echte strukturelle Veränderung, nicht | |
nur ein Wahlkampfzug werde. | |
Bluhm versicherte, weiter nach Wohnungen für Flüchtlinge suchen zu wollen. | |
Dies gelte auch für Übergangsunterkünfte. Aktuell beherbergt die Stadt | |
2.505 Asylsuchende auf 2.426 verfügbaren Plätzen. Der Senat befinde sich in | |
Gesprächen mit Bezirken und Bund wegen weiterer Objekte, so Bluhm. | |
23 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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