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# taz.de -- US-Soldaten töteten unschuldige Afghanen: 24 Jahre Gefängnis für…
> Als "Kill Team" töteten sie drei unschuldige Afghanen - aus purer
> Mordlust. Dann posierten die US-Soldaten mit den Leichen. Der Kronzeuge
> wurde nun zu 24 Jahren Haft verurteilt.
Bild: Jeremy Morlock, einer der Mitglieder des "Kill Team", muss 24 Jahre ins G…
BERLIN taz | Ein amerikanisches Militärgericht im Bundesstaat Washington
hat einen US-Soldaten wegen Mordes an drei afghanischen Zivilisten zu 24
Jahren Haft verurteilt. Der 22-jährige Stabsgefreite Jeremy Morlock hatte
die Tat gestanden. Er gehört zu einer fünfköpfigen Gruppe, die sich als
"Kill Team" bezeichnete, und im Januar, Februar und Mai 2010 mindestens
drei unschuldige Zivilisten tötete. Die Soldaten sollen aus purer Mordlust
gehandelt haben, denn die Getöteten stellten keinerlei Bedrohung dar. Um
die Taten zu verschleiern, wurden bei den Leichen Handgranaten deponiert.
Laut Agenturberichten vom Prozess im Militärstützpunkt Lewis-McChord soll
der Infanterist Morlock am Mittwoch ausgesagt haben, dass die Morde in der
Provinz Kandahar Wochen vor der Tat geplant gewesen seien. Morlock ist der
erste Angeklagte aus der Gruppe. Er dient als Kronzeuge, weshalb er im
Rahmen einer Vereinbarung trotz dreier Morde nicht zu lebenslanger Haft
verurteilt werden konnte. Das jetzige Strafmaß ermöglicht bei guter Führung
eine Begnadigung nach acht Jahren. Bei Anrechnung der einjährigen
Untersuchungshaft könnte er nach sieben Jahren freikommen.
Morlock beschuldigte im Prozess einen ihm vorgesetzten Feldwebel, bei der
Planung der Morde eine führende Rolle gespielt zu haben. Dieser besteht als
Einziger aus der Gruppe der 19- bis 25-jährigen Soldaten darauf, dass die
Tötungen im Rahmen von Kampfhandlungen erfolgten und gerechtfertigt seien.
Außer den fünf wegen Mordes Angeklagten werden weitere sieben Soldaten
beschuldigt, Leichen geschändet und Ermittlungen behindert zu haben. Der
Spiegel hatte zu Wochenbeginn Bilder der Gruppe veröffentlicht, auf denen
die Soldaten mit den Leichen der Afghanen posierten. Auch sollen die
Soldaten Finger und Knochen der Opfer als Trophäen mitgenommen haben.
Die menschenverachtenden Bilder dürften das Image des US-Militärs und der
gesamten Militärintervention in Afghanistan ähnlich schädigen wie jene von
US-Soldaten gemachten Fotos von Folterszenen im irakischen Militärgefängnis
Abu Ghraib im Jahr 2004. Am Montag entschuldigte sich das US-Militär für
die Szenen auf den Bildern, die es als "widerwärtig für uns Menschen"
bezeichnete. Sie stünden im Widerspruch zu den Standards und Werten des
US-Militärs.
Am Donnerstag tötete ein Nato-Kampfhubschrauber laut Nachrichtenagentur
dapd zwei Zivilisten in der ostafghanischen Provinz Khost. Ziel des
Angriffs sei ein Führer des extremistischen Haqqani-Netzwerks gewesen.
Dieser und zwei weitere Aufständische wurden getötet, jedoch auch zwei
Passanten. Erst am Vortag starb in der gleichen Provinz laut dpa ein Kind
bei einem Angriff eines Kampfflugzeugs der internationalen Isaf-Truppe. Im
Jahr 2010 wurden laut UN 2.777 Zivilisten in Afghanistan getötet, davon
rund 15 durch afghanische und internationale Truppen.
24 Mar 2011
## AUTOREN
Sven Hansen
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