# taz.de -- Landtagswahl Rheinland-Pfalz: Beck wird begrünt | |
> Die SPD gewinnt, dicht gefolgt von der CDU. Kurt Beck braucht nun die | |
> Grünen als Koalitionspartner, die mit über 15 Prozent der Stimmen wieder | |
> in den Landtag einziehen konnten. | |
Bild: SPD-Ministerpräsident Kurt Beck (l.) mit seinen wahrscheinlichen Regieru… | |
Kurt Beck (62) darf die Karre in Rheinland-Pfalz noch fünf Jahre lang | |
weiter ziehen. Weil die Karre - einst Herbert Wehners Synonym für Staat und | |
Wahlvolk - es so will. | |
Beck als Chef der immer noch stärksten Partei, die offenbar für diverse | |
Skandale und Affären der Landesregierung mit Verlusten in Höhe von zehn | |
Prozentpunkten abgestraft wurde, hat wieder den Auftrag zur Bildung einer | |
neuen Landesregierung erhalten. Denn die Grünen, die sich schon gleich nach | |
dem atomaren Desaster in Japan für eine Koalition mit der SPD ausgesprochen | |
hatten, wurden aus dem Nichts heraus - die Partei schaffte in der | |
vergangenen Legislaturperiode mit 4,6 Prozent nicht den Einzug in den | |
Landtag - nach oben katapultiert. | |
Grenzenloser Jubel bei den Grünen. Und erst einmal "Freude pur". | |
Allerdings: Die rheinland-pfälzische Bundestagsabgeordnete Ulrike Höfgen | |
relativierte gleich danach die Koalitionsaussage der beiden | |
Spitzenkandidaten Lemke und Köbler zugunsten der SPD kurz vor der Wahl. Die | |
Gremien müssten zunächst tagen, sagte sie. Und wenn es ein Gesprächsangebot | |
der CDU geben sollte, werde man das nicht ausschlagen. | |
Auf der Grünen-Feier finden Basisleute das "befremdlich". Mit der | |
Atompartei CDU verhandeln? "Nicht mit uns", heißt es. Dass Becks | |
Herausforderin Julia Klöckner (CDU) nicht so schlecht wie prognostiziert | |
abgeschnitten hat (plus 2,5 Prozentpunkte), löst dann sogar bei der Union | |
"gedämpfte Feierlaune" aus, wie eine Landtagsabgeordnete lächelnd anmerkte. | |
Klöckner freute sich denn auch über die "massiven Einbrüche" der SPD. Und | |
darüber, dass die CDU gegen den Bundestrend an Rhein und Mosel zugelegt | |
habe. "Die CDU in Rheinland-Pfalz ist wieder da." | |
Die Grünen jedenfalls sind die eigentlichen, am Ende verdienten Profiteure | |
der atomaren Katastrophe in Japan und der Ausstiegsdebatte im Heimatland | |
von Rainer Brüderle (FDP). Die Partei des Bundeswirtschaftsministers, der | |
sich vor Industriemanagern in der Abschaltdebatte verräterisch arg | |
verplapperte, wurde brutal abgestraft und kommt mit 3,9 Prozent nicht mehr | |
in den Landtag. Ihr Landeschef Herbert Mertin wünschte seinen - letzten - | |
Getreuen enttäuscht und zynisch einen "schönen Abend". | |
Schon jetzt ist Beck mit fast 16 Regierungsjahren der dienstälteste | |
Ministerpräsident der Republik. 2016 wird er ein Vierteljahrhundert an der | |
Macht gewesen sein. Die Worte des knorrigen Altvorderen Wehner von der | |
Karre jedenfalls zitierte Beck im Wahlkampf zuletzt häufig. Und er bettelte | |
die Rheinland-Pfälzer um den Verbleib an der Deichsel der Karre geradezu | |
an. Weil ihm sein Job doch so viel Freude bereite, wie er immer wieder | |
betonte. Und weil er das Land - ein bisschen Eigenlob darf sein - doch auch | |
vorangebracht habe. Unter die Top drei bei der Arbeitslosenstatistik etwa. | |
Nur Bayern und Baden-Württemberg haben da noch die Nasen vorn. Und auch in | |
der Bildungspolitik sei Rheinland-Pfalz "spitze", meint Beck, auch wenn die | |
Grünen gerade auf diesem Feld Reformbedarf anmelden und vielleicht auch | |
Verantwortung für das Kultusressort übernehmen wollen. | |
Was aber wird dann aus Ministerpräsident Becks gefeierter Kultusministerin | |
Doris Ahnen? Für den grünen Spitzenkandidaten Daniel Köbler sind die | |
Klassen in allen Schulformen und auch die Kindergartengruppen noch immer zu | |
groß. Und es gebe viel zu wenig Gesamt- und Ganztagsschulen im Lande von | |
"König Kurt". | |
27 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Klaus-Peter Klingelschmitt | |
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