# taz.de -- Landtagswahl in Rheinland-Pfalz: Wer bietet mehr? | |
> Die Grünen in Rheinland-Pfalz wollen jetzt doch auch mit der CDU reden. | |
> Nach der Niederlage der FDP kündigt Rainer Brüderle seinen Rücktritt als | |
> Landesparteivorsitzender an. | |
Bild: Japan, Libyen oder Eurokrise – alles hat Rainer Brüderle für den Nied… | |
MAINZ taz/dapd | "Liebe Bürgerinnen und Bürger! Schützen Sie | |
Rheinland-Pfalz vor Rot-Grün!" Der flehentliche Appell der FDP an das | |
Wahlvolk vor der Wahl stand auch am Tag danach immer noch ganz oben auf der | |
Homepage der Liberalen in Rheinland-Pfalz. Niemand mehr daheim bei der FDP | |
in Mainz, um die Löschtaste zu drücken. Verständlich. "Brüderleland" ist | |
schließlich abgebrannt. 4,2 Prozent. Aus und vorbei. | |
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle gibt denn auch sein Amt als | |
FDP-Landesvorsitzender in Rheinland-Pfalz auf. Er werde den Vorsitz auf | |
einem Sonderparteitag des Landesverbandes am 7. Mai zur Verfügung stellen, | |
sagte Brüderle bei einer Sitzung der FDP-Gremien am Montagabend in Mainz. | |
Genau das hatten die Jungen Liberalen am Tag nach der Katastrophe bereits | |
gefordert, Plappermaul Brüderle hatte schließlich noch in der Wahlnacht die | |
Chuzpe, etwa die Atomkatastrophe in Japan, den Bürgerkrieg in Libyen oder | |
die Eurokrise für den Niedergang der FDP verantwortlich zu machen. | |
Vorhaltungen auch von Parteifreunden, wonach er selbst mit seinen | |
verräterischen Einlassungen vor dem Bundesverband der deutschen Industrie | |
(BDI) zur Abschaltung der atomaren Altmeiler - nur vorübergehend und aus | |
wahltaktischen Gründen - die FDP mit in den Abgrund gerissen habe, wies | |
Brüderle brüsk zurück. Man werde jetzt "die Arbeit in Rheinland-Pfalz | |
fortsetzen" und sich "weiter um eine klare Linie der Politik in Berlin | |
bemühen". Punkt. Aus. Abflug nach Berlin. Dass Brüderle Landeschef einer | |
FDP in der außerparlamentarischen Opposition bleibt, glaubt in Mainz | |
sowieso niemand. | |
Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) und die Wahlsieger von den Grünen werden | |
sich in den nächsten Wochen wohl irgendwie zusammenraufen, auch wenn sich | |
die Grünen - entgegen ihrer Einlassungen kurz vor der Wahl - nun doch zu | |
Gesprächen mit der "Atompartei CDU" (Grüne Jugend) bereit erklärten. | |
Ob das mit dem Achtungserfolg von Julia Klöckner (CDU) zusammenhängt, die | |
am Wahlsonntag mit ihrer CDU nur 0,5 Prozentpunkte hinter den | |
Sozialdemokraten landete? Die Spitzenkandidatin der Grünen, Eveline Lemke, | |
sagte am Montagmorgen, dass man nun doch sehen wolle, "was Klöckner uns zu | |
bieten hat". | |
Nach Informationen der taz gab es hinter den Kulissen der Partei Streit | |
wegen der Koalitionsaussage zugunsten der SPD kurz nach dem Bersten der | |
Atomreaktoren in Japan vor der Wahl. Noch am Wahlabend hatte etwa die als | |
ministrabel geltende rheinland-pfälzische Bundestagsabgeordnete der Grünen, | |
Ulrike Höfken, die Koalitionsaussage der Landesspitze der Grünen - Lemke | |
und Daniel Köbler - öffentlich korrigiert und Gespräche auch mit der CDU | |
avisiert. Lemke betonte am Montag allerdings, dass "die Schnittmengen mit | |
der SPD größer" seien. | |
Im TV-Duell mit Beck hatte sich Klöckner, die sich vor Freude über die 32,8 | |
Prozent (plus 2,4 Prozentpunkte) für die CDU kaum noch einkriegte, für die | |
dauerhafte Stilllegung der sieben ältesten AKWs ausgesprochen. Die Grünen | |
nahmen das "zur Kenntnis". Und warfen Klöckner im Gegenzug vor, "Wahlkampf | |
auf dem Rücken von Zuwanderern gemacht" zu haben. Beck jedenfalls | |
interpretiert das Wahlergebnis als "klare Absage an die Atompolitik". Eine | |
"Vision" sei jetzt gefragt. Seine Generalsekretärin Heike Raab kündige dann | |
Koalitionsgespräche mit den Grünen schon "für diese Woche" an. | |
28 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Klaus-Peter Klingelschmitt | |
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