# taz.de -- Protestaktion vor Grundbuchamt: Rotfloristen gliedern sich ein | |
> Weil der Verkauf droht, versuchen die Besetzer der Roten Flora klar zu | |
> machen, dass sie nicht nur für ihr Projekt, sondern für eine andere | |
> Gesellschaft kämpfen. | |
Bild: Für selbstbestimmte Räume: Flora-Demonstration am Montag vor dem Grundb… | |
HAMBURG taz | Vor dem Grundbuchamt haben BesetzerInnen der Roten Flora am | |
Montag Steinplatten mit den Namen umstrittener Immobilen zertrümmert und | |
damit symbolisch die Eigentumsordnung infrage gestellt. Den rund 100 | |
DemonstrantInnen standen in der näheren und weiteren Umgebung mindestens | |
ebenso viele PolizistInnen gegenüber. Beide Seiten blieben friedlich. | |
Anlass für den Protest war das Ende einer Frist, während der die Stadt das | |
Vorkaufsrecht für die Rote Flora hatte. Seit Montag kann der Eigentümer | |
Klausmartin Kretschmer das Gebäude verkaufen. Allerdings darf es nur als | |
selbst verwaltetes Stadtteilkulturzentrum genutzt werden. Kretschmer hat | |
öffentlich kundgetan, er werde verkaufen. | |
"Mit dem Verkauf steht ein Räumungsszenario im Raum", sagte ein Sprecher | |
der Demonstranten. Die Aussage des neuen Bürgermeisters Olaf Scholz (SPD), | |
niemand habe vor, "an dem jetzigen Zustand im Großen und Ganzen etwas zu | |
ändern", sei unglaubwürdig. Es sei ja ein rot-grüner Senat gewesen, der den | |
Verkauf an Kretschmer beschlossen habe. | |
"Die Flora ist auf dem Markt, und Kretschmer wird diesen Umstand nutzen, um | |
möglichst viel Gewinn abzuschöpfen", heißt es im Aufruf zur Demonstration. | |
Entgegen den Einschätzungen der Presse werde sich die Stadt nicht weigern, | |
einen privat erwirkten Räumungstitel durchzusetzen. Bei der Räumung des | |
Ungdomshuset in Kopenhagen und der Liebigstraße 14 in Berlin sei das | |
genauso gelaufen. | |
Die teils maskierten Demonstranten erklärten sich zum Teil der "Recht auf | |
Stadt"-Bewegung. Gegenstand der "ersten öffentlichen | |
Grundbuchzerschepperung" waren deshalb neben der Rote Flora auch das | |
Bernhard-Nocht-Quartier nahe den Hafenstraßen-Häusern, der bedrohte | |
Bauwagenplatz Zomia in Wilhelmsburg, der Ikea-Bau in Altona, die geplante | |
Umbau des ehemaligen Real-Marktes am Neuen Kamp, das von Künstlern | |
gerettete Gängeviertel und die kurzzeitig besetzte Juliusstraße 40. | |
Ohne die im Grundbuch festgehaltenen Eigentumsrechte stünden die | |
betreffenden Immobilien wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung. "Die | |
Häuser gehören denen, die darin wohnen und die sie nutzen", rief der | |
Hauptredner. | |
Zu einem kurzzeitigen Gedränge kam es, als die Polizei versuchte, den | |
Hauptredner als Versammlungsleiter dingfest zu machen: Er solle seine | |
Personalien angeben oder auf die Wache mitkommen, verlangte ein Polizist. | |
DemonstrantInnen drängten ihn ab. Die Polizei verzichtete darauf, den | |
Redner mit Gewalt festzunehmen. | |
Die Demonstranten zeigten sich im Umgang betont friedlich, bekräftigten | |
aber ihr Interesse, den Konflikt am Laufen zu halten. "Wir fordern alle | |
auf, sich die Flora und die Kampagne ,Flora bleibt unverträglich' | |
selbstbestimmt anzueignen", teilten sie mit. Als nächste Aktion ist ein | |
Tanz in den Mai geplant, bei dem es nicht nur um die Zukunft der Flora, | |
sondern auch des Bauwagenplatzes Zomia gehen soll. | |
28 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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gemacht, doch jetzt spielt er mit dem Feuer. Eine gute Lösung kann es nur | |
geben im Konsens von Eigentümer, Flora und Stadt. |