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# taz.de -- OLYMPIA 2018: Völlig unabhängig dafür
> Der Bayerische Rundfunk beendet die Medienpartnerschaft mit der Münchner
> Olympiabewerbung. Der Intendant wird gleichzeitig Mitglied im Kuratorium
> der Olympiagesellschaft.
Bild: Sie sind unverkennbar dafür: Jubelbayern.
MÜNCHEN taz | Welch eine Kehrtwende: Monatelang hatte sich Thomas Schmid,
der Bürgermeister von Garmisch-Partenkirchen, immer wieder geradezu
spöttisch zu Wort gemeldet, wenn es um ein Bürgerbegehren gegen Olympia
ging. "Rechtlich unzulässig, lehnen wir eh ab", waren da noch die
charmanteren Worte. Am Mittwochabend zeigte sich der ehemalige Diplomat
Schmid dann erfreut, dass die Bürger abstimmen können.
Zuvor hatte der Gemeinderat einstimmig beschlossen, dass beide
eingereichten Bürgerbegehren - eines gegen und eines pro Olympia 2018 -
rechtlich zulässig sind. Am 8. Mai werden beide Bürgerbegehren gemeinsam
abgestimmt. Da sie eine inhaltlich unterschiedliche Stoßrichtung haben,
gibt es auf dem Stimmzettel auch noch eine simple Ja-Nein-Stichfrage.
Die ist allerdings wiederum nur dann ausschlaggebend, wenn beide Begehren
eine Mehrheit haben. Alles recht kompliziert - trotzdem herrscht in
Garmisch-Partenkirchen Erleichterung darüber, dass die Bürger nun das
letzte Wort haben. Die Zeit des Werbens geht weiter.
Auf die Unterstützung durch Werbespots im Bayerischen Rundfunk müssen die
Befürworter der Spiele künftig indes verzichten. Mit denen hat sich der
Rundfunkrat in der vergangenen Woche befasst. Innenminister Joachim
Herrmann und seine CSU-Spezis wollten so gar nicht verstehen, warum es ein
Problem sei, wenn der BR die Olympiabewerbung unterstütze. Die sei
schließlich eine nationale Aufgabe.
Herrmanns Meinung verwundert nicht: Schließlich hat auch er es zu
verantworten, dass viele Polizeiautos in Bayern mit Pro-Olympia-Aufklebern
rumfahren. Alle Einwände der Pro-Olympier im Rundfunkrat halfen nichts -
der BR hatte schon vor der Sitzung die Medienpartnerschaft mit der
Bewerbungsgesellschaft mit sofortiger Wirkung beendet. Das war eigentlich
erst für Ende März geplant. Die Entscheidung dazu hatte der neue Intendant
Ulrich Wilhelm zwei Wochen zuvor getroffen.
## 42 Hörfunkspots
Anfang Februar trafen sich die Intendanten der ARD zu einer Sitzung mit
einem einzigen Thema: "Medienpartnerschaften mit der Bewerbungsgesellschaft
Olympia 2018". Am Ende wurde ein Beschluss gefasst, auf solche
Medienpartnerschaften zu verzichten. Konkret ging es bei der
Medienpartnerschaft zwischen BR und Olympiabewerbungsgesellschaft um die
kostenfreie Ausstrahlung von Hörfunkspots im ersten Quartal 2011.
Insgesamt liefen seit Mitte Januar 42 Hörfunkspots mit einer Gesamtlänge
von 17 Minuten auf Bayern 1 und Bayern 3. Normale Werbekunden hätten dafür
mindestens 50.000 Euro zahlen müssen. Allerdings legt der BR Wert darauf,
dass "die Spots nur in Zeiten liefen, die nicht als Werbezeit anderweitig
gebucht waren".
Nach taz-Informationen gab es beim BR schon länger interne Diskussionen
bezüglich der Medienpartnerschaft. Wie ein Insider berichtet, sollen
Juristen offen ihre Verwunderung geäußert haben, warum so eine
Partnerschaft eingegangen worden ist. Außerdem hat Intendant Wilhelm vor
kurzem Post bekommen. Absender: Olympia-Gegner Ludwig Hartmann von den
Grünen. Inhalt: Hartmann hat kritische Fragen zur Medienpartnerschaft
gestellt. Datum: 14. März. Genau zu jenem Zeitpunkt, als Wilhelm entschied,
sofort auszusteigen. Zufall?
Bemerkenswert ist zudem, dass Intendant Wilhelm mittlerweile im Kuratorium
der Olympiabewerbungsgesellschaft sitzt. Er folgt seinem Vorgänger Thomas
Gruber. Wilhelm sei damit einer Bitte der Bewerber nachgekommen. Zwar
taucht Wilhelm noch nicht auf der Homepage der Bewerbung auf - doch dort
steht zum Kuratorium geschrieben: "Die Mitglieder werden die Bewerbung um
die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2018 auf nationaler und
internationaler Ebene unterstützen."
## Pro-Olympia-Veranstaltungen von BR-Mitarbeitern
Natürlich legt Wilhelm Wert darauf, "dass der Bayerische Rundfunk in seinen
Programmen sachlich und ausgewogen über die Olympiabewerbung in allen
Aspekten, unter Einbeziehung der Positionen der Befürworter und Gegner
berichtet". Für Olympia-Gegner Hartmann ist die Haltung Wilhelms nicht
konsequent: "Er unterstützt mit Olympia ein umstrittenes Thema", sagt
Hartmann der taz. Wilhelm solle sich lieber komplett raushalten.
Komplett raushalten? Das gilt anscheinend auch nicht für andere Mitarbeiter
des BR. In den vergangenen Monaten wurden viele Pro-Olympia-Veranstaltungen
von BR-Mitarbeitern moderiert. Einer der Fleißigsten dabei war Markus
Othmer, Moderator des BR-Aushängeschilds "Blickpunkt Sport". Zuletzt
moderierte er die Veranstaltung "CO2-Kompensation" oder, wie es auf der
Homepage der Bewerbungsgesellschaft heißt: "Gemeinsam für klimaneutrale
Spiele", eine Informationsveranstaltung - ausgerichtet in Zusammenarbeit
mit einem Bewerbungssponsor, Allianz AG.
Genau solche Veranstaltungen mit BR-Mitarbeitern wird es vermutlich auch in
den kommenden Wochen geben: "Es bestehen grundsätzlich keine Einwände, wenn
freie Mitarbeiter externe Veranstaltung moderieren", teilte der BR auf
Anfrage mit. "Dies gilt auch bei Veranstaltungen zur Olympiabewerbung
2018."
31 Mar 2011
## AUTOREN
Sebastian Kemnitzer
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