| # taz.de -- Bewerbung für Olympia: Die Münchner in London | |
| > München präsentiert sich in London. Der Oberbürgermeister redet das | |
| > Finanzloch der Bewerber klein. Und die üblichen Berater streichen üppige | |
| > Honorare ein | |
| Bild: Die Londoner Strategen sollen München entscheidende Pluspunkte bringen. | |
| MÜNCHEN taz | Die Woche über weilten die Damen und Herren der Münchner | |
| Olympiabewerbung in London auf der SportAccord, einem großen Sportkongress. | |
| Bei Präsentationen und vor allem in Hintergrundgesprächen wollten sie | |
| Stimmung für München machen. | |
| Mit von der Partie waren auch Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich | |
| (CSU) und der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), der sich am | |
| Mittwoch demonstrativ mit Olympiagegnern aus Annecy ablichten lief. Die | |
| Olympiagegner von München sind dagegen seit Längerem seine Lieblingsfeinde | |
| - Ude bedenkt sie in fast jedem Interview; spricht immer wieder gern "von | |
| einem kläglichen Häuflein", das im März in München demonstriert habe. | |
| Dabei in London sind vermutlich auch Kommunikationsprofis, die keiner | |
| großen Öffentlichkeit bekannt sind und auch nicht bekannt werden sollen. | |
| Diese Strategen sollen München die entscheidenden Pluspunkte bringen, um | |
| bei der Entscheidung am 6. Juli in Durban doch noch den Favoriten | |
| Pyeongchang in Südkorea auszustechen. Der Hauptkonkurrent weilt ebenfalls | |
| in London. Auch er leistet sich diese teuren Spin-doctors. Die Kriegskasse | |
| der Südkoreaner dürfte gut gefüllt sein. | |
| Den Münchner Olympiaplanern dagegen fehlen immer noch mehrere Millionen | |
| Euro zum Budget von 33 Millionen Euro. Aktuell betrage die Lücke noch 4 | |
| Millionen Euro, erklärte Münchens OB Ude vor wenigen Tagen. Dabei hat Ude | |
| ein 2009 aufgenommenes Darlehen von 2,72 Millionen Euro bei seiner Rechnung | |
| einfach rausgelassen - offiziell fehlen immer noch knapp 7 Millionen Euro. | |
| ## Konkrete Gespräche mit einem weiteren Unternehmen | |
| Laut Aussage von Ude würden aber momentan konkrete Gespräche mit einem | |
| weiteren Unternehmen laufen. Nur: Welchen Anreiz soll ein Unternehmen | |
| haben, drei Monate vor der Entscheidung einzusteigen? Das große | |
| Olympiagetrommle ist vorbei - das fand seinen Höhepunkt beim Besuch der | |
| IOC-Evaluierungskommission im März. | |
| Auch dafür hatten sich die Münchner externe Unterstützung geholt. | |
| Kommunikationsprofis des Unternehmens "abold GmbH". Laut einem Papier, das | |
| der taz vorliegt, dürfen sich 16 Unternehmen bzw. Personen als | |
| Auftragsnehmer der Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH bezeichnen; das | |
| Auftragsvolumen belief sich bis zum 22. Februar auf stattliche 10,36 | |
| Millionen Euro. "Die externen Berater für die Bewerbung wurden | |
| grundsätzlich nach den Kriterien Qualifikation, Preis und Verfügbarkeit | |
| ausgewählt", teilt die Bewerbungsgesellschaft mit. | |
| Wer wie viel erhält, das wissen nur die Olympiaplaner. Auf deren | |
| Beraterliste stehen neben der Deutschen Sporthochschule Köln und dem | |
| Ökoinstitut e.V. viele Personen, die ihren Lebensunterhalt mit Bewerbungen | |
| um Olympische Spiele verdienen. Für München arbeiten zahlreiche Personen, | |
| die kräftig an der erfolglosen Salzburger Olympiabewerbung für die Spiele | |
| 2014 mitverdient haben. | |
| ## Honorar in Höhe von 525.000 US-Dollar für George Hirthler | |
| Ein knapp 80-seitiger Bericht eines Untersuchungsausschusses in Salzburg | |
| verdeutlicht die Dimensionen: Ein gewisser George Hirthler hatte damals ein | |
| Honorar von 525.000 US-Dollar ausgehandelt. Seine Firma hat auch die | |
| Münchner Bewerbung unterstützt, die Bewerbungsunterlagen zu erstellen. Ein | |
| anderer Mann auf der Münchner Liste heißt Dieter Kühnle, ehemaliger Chef | |
| des Sport-Informationsdienstes und angeblich ein guter Bekannter von | |
| IOC-Vize Thomas Bach. In Salzburg kassierte er 48.000 Euro - die Münchner | |
| Bewerbung unterstützte er bei "International Relations". | |
| Für ein anderes Feld, die "International Communication", wurde ein gewisser | |
| Markus Kecht engagiert. Dafür holte er auch mal seine Kamera hervor und | |
| knipste Bilder für die Homepage der Bewerbungsgesellschaft. Oder er | |
| besuchte als Reporter der Münchner Boulevardzeitung tz im Oktober Sotschi. | |
| ## Sotschi stach damals Salzburg beim Rennen um die Spiele aus | |
| Nebenbemerkung: Sotschi hat Salzburg im Rennen um die Spiele 2014 | |
| ausgestochen. Von den Salzburger Olympiaplanern hat Markus Kecht weit mehr | |
| als 100.000 Euro erhalten. Über Sotschi schrieb er nun als tz-Reporter: | |
| "Olympia ist ja viel mehr als bloß eine große Baustelle mit anschließender | |
| Sportveranstaltung und Riesenumsatz. Das spürt man in Sotschi, auch jetzt | |
| schon." | |
| Eben jener Herr Kecht verfasste dann im Februar einen Artikel für den | |
| Münchner Merkur über die alpine Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen. Der | |
| Titel: "Tolle Bilder als Visitenkarte für Olympia". So sind sie, die | |
| olympischen Spin-doctors. Für den Moment geben sie alles und sind treu - | |
| aber trotz 10,36 Millionen Euro werden sie ihr Herz wohl auch nicht München | |
| schenken. Neue Olympiabewerbungen kommen bestimmt. | |
| 8 Apr 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Sebastian Kemnitzer | |
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