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# taz.de -- Betrugsskandal beim Kinderkanal: "Zapp" nennt Ross und Reiter
> Im Zusammenhang mit dem Millionenbetrug beim KiKa steht der eigene
> Programmdirektor unter Verdacht. Im zweiten Anlauf schlägt sich das
> NDR-Magazin "Zapp" wacker.
Bild: Der Betrugsskandal beim Kindersender KiKa wird die Medienberichterstattun…
BERLIN taz | Wenn das öffentlich-rechtliche Fernsehen über sich selbst
berichtet, geht das meistens schief. Vor allem, wenn es auch noch um
hausgemachte Skandale geht. Von daher ist das beim NDR am Mittwochabend
versteckte Medienmagazin „Zapp“ erstmal zu loben: Nachdem es in der
Vorwoche geschwächelt und den Betrugsskandal beim Kinderkanal verschoben
hatte, ging es diese Woche (30.03.) dafür in die Vollen.
Reiter und Ross wurden klar benannt, wobei ersterer Intendant beim
Mitteldeutschen Rundfunk ist, der für die ARD eigentlich die Aufsicht beim
gemeinsam mit dem ZDF veranstalteten Kinderkanal hat. Nachdem ein
unumschränkt waltender Herstellungsleiter den KiKa über Jahre um insgesamt
schlappe 8,2 Millionen Euro erleichtern konnte, hatte Reiter schon in der
Vorwoche die Fucht nach vorn angetreten, der MDR-Verwaltungsdirektor – also
der Mann für die Zahlen – nahm seinen Hut (und wollte das natürlich nicht
als Schuldeingeständnis gewertet wissen), für den Fernsehdirektor gab es
eine Er- und für den heutigen Kika-Programmgeschäftsführer Steffen Kottkamp
eine Abmahnung. Der Herstellungsleiter selbst sitzt schon seit dem
vergangenen Herbst in Untersuchungshaft, er hatte den Sender mittels
fingierter Rechnungen um Hunderttausende Euro im Jahr erleichtert und soll
damit seiner Spielleidenschaft gefrönt haben.
Womit wir beim Ross wären: Denn der abgemahnte KiKa-Mann Kottkamp
präsidierte nur die allerletzte Zeit über das Schlamassel, sein Vorgänger
Frank Beckmann dagegen fast neun Jahre lang. Beckmann ist seit 2009 aber
nicht mehr beim KiKa, sondern Programmdirektor des NDR-Fernsehens. Dort
untersteht ihm gewissermaßen natürlich auch die Sendung „Zapp“, der
Programmdirektor trat also im eigenen Kanal auf. Doch nur wer noch nie
versucht hat, einen öffentlich-rechtlichen Sender ohne Hausausweis zu
betreten, würde davon ausgehen, dass nicht jedes Wort des Beitrags vor der
Ausstrahlung auf alle im Sender vorhandenen Goldwaagen gelegt wurde. Dafür
ist das Ganze höchst annehmbar geworden.
Beckmann windet sich ein bisschen wie Oscar Wilde, ohne ganz so pointiert
zu sein, und gibt den weitgehend Ahnungslosen. Von der Spielleidenschaft
des Herstellungsleiters habe er nichts gewusst, dessen Sonderbefugnisse mit
Blick auf die schlanken Strukturen beim KiKa seien üblich gewesen.
NDR-Justitiar Hahn erklärt souverän-staubtrocken, der NDR könne seinem
Programmdirektor nicht mit arbeitsrechtlichen Maßnahmen kommen, da wenn
überhaupt mögliche Verfehlungen ja beim Kika bzw. unter Verantwortung des
MDR passiert sein – immerhin hier hat der ARD-Förderalismus also auch
praktische Seiten. Und die interviewten Medienjournalisten nennen das Kind
beim Namen: Die Vorgänge bei KiKa und die fehlenden Kontrollen seien
absurd, und die Erklärungen Beckmanns zweifelhaft.
Aufklärung wird, wie in jedem ordentlichen Rechtsstaat, spätestens der
Prozess bringen. Bis dahin dürfte der KiKa-Skandal die
Medienberichterstattung (und damit auch "Zapp"), noch häufiger beschäftigen
– mit oder ohne Frank Beckmann.
31 Mar 2011
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
taz.lab 2011 „Die Revolution haben wir uns anders vorgestellt“
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