# taz.de -- Energiepolitik: Szenario für ein grünes Niedersachsen | |
> Die niedersächsische Grünen-Fraktion legt einen Zeitplan zur Umstellung | |
> auf erneuerbare Energien vor und fordert die schwarz-gelbe | |
> Landesregierung zur radikalen Umkehr auf. | |
Bild: Fordert eine "radikale Umkehr" der niedersächsischen Landesregierung: Gr… | |
HANNOVER taz | Ausstieg aus der Atomkraft bis 2017, hundert Prozent Strom | |
aus erneuerbaren Energien bis 2030, die Umstellung des Verkehrs auf | |
erneuerbare Energien bis zum Jahr 2040. So sieht das "Energieszenario für | |
Niedersachsen" aus, das die Landtagsgrünen am Donnerstag vorlegt haben. | |
Die "wichtigste Konsequenz aus der Atomkatastrophe in Fukushima" müsse eine | |
sofortige Umstellung auf erneuerbare Energien sein, sagte | |
Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel bei der Vorstellung des Papiers. Er | |
fordert eine "radikale Umkehr" der Politik der schwarz-gelben | |
Landesregierung. Konservative wie Liberale hätten den Umbau der | |
Energieversorgung bislang stets "verhöhnt und blockiert", sagte Wenzel. | |
Und in der Tat sind die Ziele von Schwarz-Gelb weitaus weniger | |
ambitioniert: Bis 2020 soll ein Viertel des Energieverbrauchs in | |
Niedersachsen aus erneuerbaren Energien gedeckt werden, heißt es in ihren | |
Koalitionsvereinbarungen. Als Konsequenz aus Fukushima fordern CDU und FDP | |
zwar auch in Niedersachsen ein schnelleres Ende des Atomzeitalters - aber | |
"mit Augenmaß". Auf konkrete Fristen mögen sie sich erstmal nicht | |
festlegen. | |
Für die Grünen ist die Halbierung des derzeitigen Energieverbrauchs | |
Grundvoraussetzung, um ihr rund 60 Seiten starkes Szenario Realität werden | |
zu lassen. Dazu brauche es einen "Bewusstseinswandel bei den BürgerInnen" | |
und die Umstellung auf effiziente Produktionsprozesse in Industrie und | |
Wirtschaft, erklärte Wenzel. | |
Bei der Energiegewinnung setzen die Grünen auf Selbstversorgung: "Wir | |
wollen die Versorgung in erster Linie aus Quellen sicherstellen, die wir | |
hier vor Ort haben", also vor allem Windenergie und Photovoltaik. Ausgebaut | |
werden sollen auch die Möglichkeiten zur Stromspeicherung - wie | |
beispielsweise beim geplanten Pumpspeicherkraftwerk im Westharz. | |
Während CDU, FDP und SPD die Geothermie, die Energiegewinnung aus Erdwärme, | |
in Niedersachsen gleichermaßen vorantreiben wollen, spielt sie im Szenario | |
der Grünen keine Rolle. "Realistische Ansätze" für eine dauerhafte Nutzung | |
der Geothermie seien derzeit nicht erkennbar, heißt es im Papier. | |
Auch konkrete Schritte, die sich sofort umsetzen lassen, nennt Wenzel: etwa | |
die Einführung eines Katasters für solar-geeignete Flächen oder den Erlass | |
eines niedersächsischen Energiespargesetzes. Bündnispartner im Parlament | |
sieht er dafür parteiübergreifend - "wenn wir alle, die sich in den letzten | |
Tagen zur Energiepolitik geäußert haben, beim Wort nehmen". | |
1 Apr 2011 | |
## AUTOREN | |
Teresa Havlicek | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
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