# taz.de -- Präsidentenwahl in Kasachstan: 95,5 Prozent für Nasarbajew | |
> Selbst einer seiner Gegenkandidaten stimmte für ihn: Autokrat Nursultan | |
> Nasarbajew hat die Präsidentenwahl in Kasachstan wie erwartet gewonnen. | |
> Die Opposition boykottierte die Wahl. | |
Bild: Auf den Wahlsieg! Nursultan Nasarbajew hat es mal wieder allen gezeigt. | |
ASTANA dapd | Der autoritäre kasachische Staatschef Nursultan Nasarbajew | |
ist wie erwartet zum klaren Sieger der Präsidentenwahl erklärt worden. | |
Vorläufigen Ergebnissen zufolge erhielt der Amtsinhaber 95,5 Prozent der | |
Stimmen und wurde damit für eine zweite fünfjährige Amtszeit bestätigt, wie | |
die Wahlkommission am Montag in der Hauptstadt Astana mitteilte. Die | |
Beteiligung an der international kritisierten Abstimmung wurde mit fast 90 | |
Prozent angegeben. | |
Prominente Oppositionsführer hatten die Wahl am Sonntag boykottiert, die | |
sie als Farce kritisieren. Mit einer Kampagne unter dem Motto "Für | |
Kasachstan" wollte das Lager um Nasarbajew offenbar sicherstellen, dass | |
nicht nur ausreichend Stimmen für den Präsidenten zusammenkommen, sondern | |
auch die gesetzlich vorgeschriebene Mindestbeteiligung von 50 Prozent | |
erreicht wird. | |
Der 70-jährige Nasarbajew regiert Kasachstan seit den 1980er Jahren | |
praktisch unangefochten. Diesmal traten gegen ihn drei wenig bekannte | |
Politiker an, die zudem ihre Unterstützung für den Amtsinhaber bekundet | |
haben. Laut den vorläufigen Ergebnissen erhielt jeder von ihnen weniger als | |
zwei Prozent der Stimmen. Einer gestand gar ein, für Nasarbajew gestimmt zu | |
haben. | |
Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) | |
kritisierte schon vor der Wahl mangelnde Transparenz und fehlenden | |
Wettbewerb unter den Kandidaten. Berichten zufolge sollen sowohl Studenten | |
als auch Staatsbedienstete unter Druck gesetzt worden sein. | |
Eigentlich sollte Nasarbajews Amtszeit 2012 enden. In einem Referendum | |
wollte er darüber entscheiden lassen, die nächsten zwei Wahlen abzusagen. | |
Dieser Vorschlag wurde jedoch vor Gericht für verfassungswidrig erklärt, | |
woraufhin der Präsident eine vorgezogene Neuwahl ansetzte. Er erklärte, er | |
wolle mit diesem Schritt das Vertrauen der Menschen in die Demokratie | |
stärken. | |
Kritiker vermuten allerdings, dass Nasarbajew mit der Wahl Aufstände wie in | |
einigen arabischen Ländern verhindern wollte. Ebenfalls aus diesem Grund | |
versprachen ranghohe Vertreter des Regimes kurz vor der Wahl Reformen. | |
4 Apr 2011 | |
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