# taz.de -- Junger Liberaler über Generationenwechsel: "Der personelle Umbau g… | |
> Bei der FDP haben die Personalveränderungen gerade erst angefangen, sagt | |
> der liberale Abgeordnete Johannes Vogel. Philipp Rösler wird Vorschläge | |
> für ein neues Team machen. | |
Bild: Alte und neue FDP-Spitzen im Gespräch: Philipp Rösler wird Guido Wester… | |
taz: Herr Vogel, die Machtübernahme der jungen FDP-Garde ist auf halbem Weg | |
steckengeblieben. Bis auf Guido Westerwelle behalten alle ihre Posten. | |
Sieht so der inhaltliche und personelle Wandel Ihrer Partei aus? | |
Johannes Vogel: Der personelle Umbau ist ja noch nicht zu Ende. Die gesamte | |
Führung wird auf dem Bundesparteitag Mitte Mai neu gewählt. Dort will | |
Philipp Rösler Vorschläge für ein neues Team machen - aber auch für eine | |
inhaltliche Weiterentwicklung der FDP. | |
Rainer Brüderles Beharren auf dem Wirtschaftsministerposten schwächt Rösler | |
noch vor seiner Wahl. Muss Brüderle doch noch gehen? | |
Philipp Rösler wollte keine personelle Veränderungen im Kabinett. Hätte er | |
es gewollt, wäre ihm die Partei gefolgt. Er will Gesundheitsminister | |
bleiben. Und als zukünftiger Vizekanzler wird er die liberalen Leitlinien | |
im Kabinett bestimmen. | |
Der bisherige Chef bleibt im Kabinett, der neue ist unerfahren. Schwindet | |
der FDP-Einfluss in der Regierung weiter? | |
Guido Westerwelle unterstützt den neuen Vorsitzenden. Es gibt keinen Grund, | |
weshalb er nicht Außenminister bleiben sollte. Wer Philipp Rösler kennt, | |
weiß, dass man sich um seine Durchsetzungskraft keine Sorgen machen muss. | |
Außerdem: Dass man Generationenwechsel auch kollegial gestalten kann, ist | |
ein menschlicher Umgang in der Politik, der uns auch helfen kann, neues | |
Vertrauen zu gewinnen. | |
Rösler hat mehr Belastungen für Krankenversicherte durchgedrückt. Ist sein | |
vermeintlich sozialerer Kurs nur Maskerade? | |
Fakt ist: Die Kosten im Gesundheitssystem werden weiter steigen. Wir fragen | |
uns, wie wir sie am besten begrenzen können, damit sich jeder die | |
bestmögliche Versorgung leisten kann. Unsere Antwort lautet da: mehr | |
Wettbewerb. Solidarisch wird es dadurch, dass Zusatzbeiträge über eine | |
Steuerumlage aufgefangen werden. Dadurch tragen Menschen mit höheren | |
Einkommen mehr bei als solche mit niedrigen. Und wir haben der Pharmalobby | |
bei neuen Medikamenten mehr Wettbewerb verordnet - von wegen Klischees. | |
Dass Marktwirtschaft und soziale Sensibilität für Liberale zusammengehören, | |
müssen wir stärker zeigen, etwa als erster Anwalt der Chancengerechtigkeit. | |
Dazu kommt das Kernanliegen Bürgerrechte: Dass die Internetzensur jetzt | |
ganz abgeschafft wird und Seiten mit Kinderpornografie stattdessen gelöscht | |
werden, ist ein großer Erfolg für die FDP. | |
Was ist sozial sensibel an Studiengebühren? | |
Sozial ausgestaltete Studiengebühren sind auch ein Gebot der Fairness. Es | |
kann nicht sein, dass jemand, der seinen Meister macht, zuzahlen muss. | |
Jemand, der seinen Master macht, hingegen nicht. Vor allem aber brauchen | |
wir Geld im Bildungssystem. Wir sehen, dass in den Ländern, in denen | |
Studiengebühren abgeschafft werden, die Qualität der Bildung leidet. Wir | |
brauchen gut ausgestattete Bibliotheken, kleine Seminare. | |
Was sagen Sie denen, die vergeblich auf Stipendienprogramme warten? | |
In einem solchen System wäre ich nicht für Studiengebühren. Wir brauchen | |
deshalb zinsgünstige Kredite und ein besseres Stipendienwesen. Da ist mir | |
in einigen Bundesländern noch zu wenig passiert. | |
7 Apr 2011 | |
## AUTOREN | |
Matthias Lohre | |
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