# taz.de -- Kommentar Chirurgische Ethik: Ein Pionier, kein Vorbild | |
> Fritz Rehbein gilt bis heute als bedeutender Arzt. Seine Tätigkeit | |
> während des Nationalsozialismus wird auch bei der Bremer Tagung nicht | |
> hinterfragt. | |
Bild: Retter vieler Leben und "ausgesprochen warmherziger Mensch": Fritz Rehbei… | |
Fritz Rehbein ist teil einer Technologie-Geschichte. | |
Technologie-Geschichten sind Fortschrittsgeschichte: Sie neigen, weil | |
Techniken immer verbessert perfektioniert und überwunden werden können, zu | |
Kontinuität. Was solcher Geschichte fehlt, sind Brüche. | |
Weil Chirurgie eine Technologie am Menschen ist, wird das zum Problem: Ohne | |
Brüche keine Reflexion. Und ohne Reflexion lässt sich kein | |
Unrechtsbewusstsein entwickeln. Entsprechend kommen alle Impulse, die nach | |
wie vor verbreitete Praxis frühkindlicher Genital-Operationen zu überdenken | |
- von außen. Das ist kein Zufall, sondern branchenüblich. Und dafür ist der | |
Fall Fritz Rehbein ein gutes Beispiel. | |
Dass der seinerzeit das Spektrum des Operativ-Machbaren erweitert hat, ist | |
unbestritten. Allem Anschein nach war er auch ein umgänglicher Mensch. Für | |
seinen Nachfolger auf dem Präsidenten-Posten der Deutschen Gesellschaft für | |
Kinderchirurgie ist das Anlass genug in "Ehrfurcht" zu erstarren. | |
Ganz so verneigte sich Rehbein Ende der 1970er vor seinem Lehrer Rudolf | |
Stich. Dass der teilnahm am Verbrechen der Euthanasie und ihn selbst zum | |
Mittäter machte, hat er nie erwähnt. | |
Gerade ihr historischer Anlass hätte die anstehende Bremer Tagung zur | |
Chance gemacht, die eigenen Traditionen zu befragen - und im Blick auf ihre | |
Opfer die Gegenwart zu ändern. Diese Chance ist von vornherein vertan. | |
7 Apr 2011 | |
## AUTOREN | |
Benno Schirrmeister | |
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