# taz.de -- Debatten bei EnBW-Hauptversammlung: "Wie tickt der neue Großaktion… | |
> Trillerpfeifen, Spruchbanner und kritische Fragen: Nach dem Wahlsieg der | |
> Grünen und der Katastrophe von Fukushima ging es bei der | |
> EnBW-Hauptversammlung hoch her. | |
Bild: Hans-Peter Villis musste sich eine Menge anhören. | |
KARLSRUHE taz | Hans-Peter Villis hatte gerade mal die ersten Sätze | |
gesprochen, da bekam der Vorstandschef des Atomkonzerns EnBW die | |
gesellschaftliche Stimmung zu spüren. "Wenn wir heute in der | |
Hauptversammlung über Ihre EnBW und die Energiewirtschaft sprechen, dann | |
ist dies ohne Bezug zur aktuellen energiepolitischen Diskussion und auch | |
ohne Bezug zu den Ereignissen in Japan kaum möglich", hatte Villis am | |
Dienstag in Karlsruhe gesagt, als zwei Aktivisten von Greenpeace | |
atomkritische Plakate in die Höhe reckten und aus einer anderen Ecke | |
Trillerpfeifen pfiffen. | |
Nicht nur wegen der neu entfachten Atomdebatte barg die Hauptversammlung | |
Brisanz. Auch wegen des Regierungswechsels in Baden-Württemberg. Das Land | |
hält fast die Hälfte der Aktien an der EnBW und wird künftig wohl von einer | |
grün-roten Koalition regiert. Angesichts der politischen Umbrüche ging | |
Villis wenig auf die künftige Strategie ein. Das zeigt, wie ungewiss die | |
Zukunft eines Konzerns ist, der einen Atomkraft-Anteil von mehr als 50 | |
Prozent hat. Zwei der vier AKWs von EnBW stehen wegen des Moratoriums | |
still. | |
Villis Rede war die eines Managers, dessen Konzern den Großteil seines | |
Umsatzes mit Atomkraft erwirtschaftet -und der jetzt um sein Image kämpft. | |
Es war eine Mischung aus Demut und Verständnis einerseits, die er mit | |
Vokabeln wie "Dialog" und "Konsens" unterstrich, und alter Atom-Rhetorik | |
andererseits, etwa dass die Atomkraft Teil einer CO2-armen und bezahlbaren | |
Energieversorgung sei. Bei den Herausforderungen einer nachhaltige | |
Energieversorgung werde die EnBW "eine gestaltende Rolle" spielen, so | |
Villis. | |
## "Fukushima fordert Sie zum Handeln auf" | |
Bei der anschließenden Generalaussprache sahen jedoch viele Redner eine | |
ungewisse Zukunft voraus und mahnten verstärktes Engagement an. "Fukushima | |
fordert Sie zum Handeln auf", sagte ein Redner. Ihm habe bei der Rede der | |
Enthusiasmus gefehlt, etwa bei der Skizzierung einer dezentralen | |
Energiestruktur. | |
Auch ein anderer Redner kritisierte mangelnde Ambitionen zum Ausbau | |
erneuerbarer Energien. EnBW strebt bis 2020 einen Ausbau auf 20 Prozent an. | |
"Müsste das jetzt nicht deutlich schneller gehen?", fragte der Aktionär. | |
"Wie tickt der neue Großaktionär?", fragte ein weiterer in Bezug auf den | |
Regierungswechsel. | |
## Mappus schickte kurz vor Schluss fünf Männer in den Aufsichtsrat | |
Für Diskussionsstoff sorgte auch die Wahl des neuen Aufsichtsrats. Denn | |
Noch-Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) hatte vor seiner Abwahl fünf | |
Männer in den Aufsichtsrat geschickt. Nur einer davon, der Wirtschaftsweise | |
Wolfgang Franz, hatte nach dem grün-roten Wahlsieg angekündigt, sein Amt | |
abzugeben. Umstritten waren vor allem die Kandidaturen der scheidenden | |
Minister Helmut Rau (CDU, Staat) und Ulrich Goll (FDP, Justiz), die sich | |
beide zunächst wählen lassen wollten. | |
Zumindest für Franz aber hatten die Grünen die Chance, eine eigene | |
Kandidatin ins Rennen zu schicken. Sie nominierten Gunda Röstel, | |
Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden und von 1996 bis 2000 grüne | |
Parteivorsitzende. Gewählt wurde nach Redaktionsschluss. | |
19 Apr 2011 | |
## AUTOREN | |
Nadine Michel | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Landtagswahl in Baden-Württemberg | |
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