# taz.de -- Massenproteste in Syrien: Zahlreiche Oppositionelle verhaftet | |
> Machthaber Assad bezeichnet die Massenproteste als Angriff krimineller | |
> Banden und lässt Oppositionelle verhaften. Bei den Trauerfeiern sterben | |
> 14 Menschen im Kugelhagel der Staatsmacht. | |
Bild: Trauerfeier in Quaboun in der Nähe von Damaskus. | |
DAMASKUS dpa/afp | Die syrische Führung stellt die Massenproteste gegen das | |
Regime als Angriff krimineller Banden auf die Sicherheitskräfte dar. | |
Nachdem die Sicherheitskräfte am Samstag 14 Menschen erschossen hatten, die | |
an Begräbnissen für zuvor getötete Demonstranten teilgenommen hatten, | |
meldete die staatliche Nachrichtenagentur Sana am Sonntag, eine "bewaffnete | |
kriminelle Bande" habe am Samstag in der Provinz Daraa fünf Angehörige | |
einer Armee-Einheit getötet. | |
Die Soldaten hätten das Feuer erwidert und zwei der Angreifer erschossen. | |
Andernorts in der Provinz sei ein "Mitglied einer kriminellen Bande" | |
getötet worden. | |
Menschenrechtler berichteten, am Samstagabend sei der Vorsitzende der | |
Organisation Komitee für die Verteidigung der demokratischen Freiheiten und | |
der Menschenrechte in Syrien, Daniel Saud, festgenommen worden. "Wir | |
verurteilen die willkürliche Festnahme einer großen Zahl von Regimegegnern, | |
Verfechtern der Demokratie und friedlichen Demonstranten, trotz der | |
Aufhebung des Ausnahmezustandes." | |
In mehreren Städten des Landes seien am Freitag "dutzende" Menschen | |
festgenommen worden, berichteten Augenzeugen und Oppositionelle am Sonntag. | |
Das syrische Observatorium für Menschenrechte mit Sitz in London | |
kritisierte die "Fortsetzung der willkürlichen politischen Festnahmen trotz | |
der Aufhebung des Notstandsgesetz". Die Organisation forderte zudem | |
unabhängige Ermittlungen zu den tödlichen Demonstrationen. | |
Präsident Baschar al-Assad hatte am vergangenen offiziell den seit 1963 | |
geltenden Ausnahmezustand aufgehoben. Kritiker des syrischen Regimes haben | |
jedoch bisher keine praktischen Auswirkungen dieser Entscheidung | |
festgestellt. | |
Die syrische Protestbewegung hatte vor sechs Wochen mit Demonstrationen für | |
demokratische Reformen begonnen. Nachdem mehrere Demonstranten getötet | |
worden waren, änderten sich die Parolen. Jetzt hört man bei den | |
Protestaktionen vor allem den Ruf "Das Volk will den Sturz des Regimes". | |
Am vergangenen Freitag waren mindestens 120 Demonstranten getötet worden. | |
An den Trauerfeiern für die Getöteten nahmen am Samstag Tausende Menschen | |
teil. Teilweise schossen Heckenschützen und Sicherheitskräfte in die | |
Trauerzüge und töteten 14 Menschen. In der Ortschaft Dschebla (Provinz | |
Latakia) gingen die Proteste auch in der Nacht zu Sonntag noch weiter. | |
24 Apr 2011 | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Syrien und das System Assad: Unberechenbare Freiheit | |
Das syrische Regime setzt das Militär gegen die Bevölkerung ein. Die Stadt | |
Daraa ist völlig abgeriegelt, es wird geschossen. Doch kann sich Assad auf | |
seine Armee verlassen? | |
Kommentar Syrien: Der schwierige Umgang mit Assad | |
Eine "starke Botschaft" der UNO an den Diktator Assad oder neue Sanktionen | |
sind sicher nicht falsch. Sie besitzen aber nicht mehr als einen | |
symbolischen Charakter. | |
Unruhen in Syrien: Mit Panzern gegen den Protest | |
Daraa, die Stadt im Süden des Landes, wird von regimetreuen Kräften völlig | |
abgeriegelt, die Kommunikation unterbrochen. Es ist die Rede von Dutzenden | |
Toten. | |
Massaker in Syrien: Assad lässt auf Trauernde schießen | |
120 Menschen wurden während der Freitags-Proteste erschossen. Am Samstag | |
begräbt Syriens Opposition ihre Toten. Und dem Regime fällt nichts anderes | |
ein, als wieder das Feuer zu eröffnen. | |
Reaktionen auf Gewalt in Syrien: Assad soll sein Volk respektieren | |
Die Gewalt in Syrien löst internationale Empörung aus. Der | |
UN-Generalsekretär Ban und US-Präsident Obama haben das brutale Vorgehen | |
der Polizei mit 75 Toten scharf verurteilt. | |
Tote bei Protesten in Syrien: Ein Tag voller Blut und Wunden | |
Die Demokratiebewegung rief zum "Großen Freitag" des Protests auf. | |
Zehntausende kamen und forderten den Sturz des Regimes. Das reagierte mit | |
tödlicher Gewalt. |