# taz.de -- Präsidentenwahlen im Tschad: Ein "Versteinerter" ruft an die Urnen | |
> Die Opposition gegen Staatschef Idriss Déby boykottierte die | |
> Präsidentschaftswahlen vom Montag. Déby steht jetzt in einer Reihe mit | |
> seinen Kollegen in Libyen und Sudan. | |
Bild: Beste Freunde: Idriss Déby (l.) und Muammar Gaddafi beim dritten EU-Afri… | |
BERLIN taz | Von Spannung war keine Rede, als die elf Millionen Einwohner | |
des Tschad am Montag ihren Präsidenten wählten. Dass der seit 1990 | |
regierende Staatschef Idridd Déby an der Macht bleiben würde, war klar. Der | |
einst wichtigste Oppositionsführer Ngarlejy Yorongar und seine Kollegen | |
Saleh Kebzabi und Wadal Abdelkader Kamougué sprachen von einer "Farce" und | |
riefen zum Wahlboykott auf. | |
Die Opposition protestiert damit gegen massive Unregelmäßigkeiten bei den | |
Parlamentswahlen vom 13. Februar: Unvollständige Ausgabe von Wählerkarten, | |
fiktive Wahlbüros, gefüllte Wahlurnen ohne Wähler konstatierten sie. Aber | |
das Verfassungsgericht wies sämtliche Einsprüche zurück. So zog sich die | |
Opposition komplett von der Präsidentenwahl zurück. Gegen Déby traten am | |
Montag nur zwei Minister seiner eigenen Regierung an, als Zählkandidaten. | |
Es waren denn auch ziemlich wenige Wähler auf den Beinen, als Débyum 8 Uhr | |
07 am Montag morgen im Wahllokal Nummer Eins des Stadtviertels | |
Djambal-Ngato im zweiten Bezirk der Hauptstadt Ndjamena seine Stimme abgab, | |
wie Journalisten konstatierten. Lokale Wahlbeobachter kritisierten, dass | |
vielerorts Wahlmaterialien fehlten. So konnten manche Wählerkarten nicht | |
als benutzt gestempelt werden, was ihre Wiederverwendung ermöglichte. | |
## Friedensschluss mit dem Sudan | |
Präsident Déby sitzt fest im Sattel. Noch vor wenigen Jahren musste er | |
jedes Jahr im April Offensiven osttschadischer Rebellen fürchten, | |
unterstützt von der Regierung Sudans. Inzwischen hat Déby mit seinem | |
sudanesischen Amtskollegen Omar Hassan al-Bashir Frieden geschlossen. Auch | |
mit seinem nördlichen Nachbarn Muammar al-Gaddafi in Libyen versteht sich | |
Déby blendend. Oppositionelle behaupten, der tschadisch-libysche | |
Grenzstreifen Aouzou diene als Schmuggelroute für Gaddafis Nachschub. Dass | |
Ndjamena eine wichtige französische Militärbasis ist und Frankreich in | |
Libyen gegen Gaddafi kämpft, stört Déby dabei nicht, sondern macht ihn | |
höchstens außenpolitisch interessanter. | |
"Déby gehört nunmehr zum einst geschlossenen Kreis afrikanischer Führer, | |
die seit über zwei Jahrzehnten im Präsidentenpalast wohnen und nicht | |
vorhaben, damit aufzuhören", kommentiert die Zeitung L'Observateur-Paalga | |
in Burkina Faso. "Woher kommt dieses Bestreben, an der Macht zu | |
versteinern? Die Friedhöfe liegen doch schon voller unverzichtbarer | |
Männer." | |
26 Apr 2011 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
## TAGS | |
Polizei | |
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