# taz.de -- Rot-roter Abfall-Deal: Kompromiss für die Tonne | |
> Seit Monaten streitet der Senat mit dem Entsorger Alba darüber, wer an | |
> den Wertstoffen verdienen darf. SPD- und Linksfraktion legen nun einen | |
> Vorschlag vor. | |
Der sogenannte Müllkrieg zwischen der Berliner Stadtreinigung (BSR) und dem | |
privaten Entsorger Alba steht vor einer Lösung: SPD- und Linksfraktion im | |
Abgeordnetenhaus haben ein Kompromisskonzept erarbeitet, das eine | |
einheitliche Tonne für Wertstoffe vorsieht. Sie soll den bisherigen | |
Farbenmix aus gelben und orangenen Müllkübeln ersetzen. Am Montag will die | |
Koalition den Senatsentwurf für ein neues Abfallwirtschaftskonzept im | |
Umweltausschuss ändern, bei der nächsten Plenarsitzung am 12. Mai könnte es | |
beschlossen werden. | |
Nach dem Kompromiss müssten sich die Kontrahenten den Müll teilen: Die | |
Abfallmenge der bisherigen gelben Tonne stünde Alba zu, die landeseigene | |
BSR bekäme das, was darüber hinaus in den Tonnen landet. Verantwortet würde | |
das Ganze von der Kommune. Nach Angaben des umweltpolitischen Sprechers der | |
SPD-Fraktion, Daniel Buchholz, werfen die Berliner bislang Jahr für Jahr | |
70.000 Tonnen Abfall in die gelben Tonnen. Mit der neuen Wertstofftonne | |
dürfte die BSR nach Schätzungen mit 20.000 bis 50.000 Tonnen zusätzlicher | |
Wertstoffe rechnen. | |
In die neue Tonne sollen neben Verpackungen mit dem "Grünen Punkt" auch | |
Plastikabfälle, kleine Elektrogeräte wie Rasierer oder Toaster sowie | |
Metalle. Auf Verbraucher kämen keine Extrakosten zu, sagte Buchholz am | |
Donnerstag. Stattdessen werde das System für sie einfacher. Seit nämlich | |
Alba und die BSR um das lukrative Wertstoffgeschäft buhlen, stehen in | |
einigen Innenhöfen "gelbe Tonnen plus", in anderen "orangene Tonnen", in | |
wieder anderen nur gelbe. Die beiden Seiten streiten sich vor Gericht, eine | |
endgültige Entscheidung steht aus. Derzeit stehen vor den Türen von gut | |
400.000 Haushalten die Alba-Tonnen, 10.000 Müllplätze sind mit dem | |
BSR-Angebot bestückt. | |
Buchholz hofft, mit dem nun vorgelegten Papier den Streit befrieden zu | |
können. Alba dürfe dann zwar wieder nur Verpackungen recyceln, erklärte er. | |
"Dafür erhält das Unternehmen Sicherheit, die gegenseitigen Klagen würden | |
wohl hinfällig." | |
In der Tat zeigte sich das private Entsorgungsunternehmen positiv gestimmt: | |
"Wir bleiben nach diesem Vorschlag weiterhin für den Verpackungsabfall | |
verantwortlich und gehen offen in die Gespräche", sagte Sprecherin Verena | |
Köttker. | |
Auch die BSR signalisierte Zustimmung. "Uns geht es darum, für den Hausmüll | |
- alles außer Verpackungen - zuständig zu sein", so Sprecherin Sabine | |
Thümler. In Gesetzesform kann die Koalition ihr Konzept nicht gießen - | |
deshalb hängt es maßgeblich von den Verhandlungen zwischen BSR und Alba ab, | |
ob der Kompromiss umgesetzt wird. Auch das Duale System muss in die | |
Gespräche einbezogen werden; das Unternehmen schreibt das Abholen und | |
Verwerten von Verpackungen aus. | |
Grundsätzlich hat auch die Bundesregierung ein Wörtchen mitzureden. Sie hat | |
Ende März ein Kreislaufwirtschaftsgesetz beschlossen, laut dem es bis 2015 | |
nur noch eine Wertstofftonne geben soll. Darüber hinaus bleibe die Regelung | |
schwammig, sagte Buchholz. Nicht geregelt ist etwa die Kernfrage: ob | |
Kommune oder Private am begehrten Müll verdienen. | |
28 Apr 2011 | |
## AUTOREN | |
Manuel Opitz | |
Kristina Pezzei | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Streit um Entsorgung: Alle wollen den Müll | |
Wem gehört der Abfall? Darüber streiten die Politik, private und | |
öffentliche Entsorger. Das Nachsehen haben die Verbraucher: Die Tonnen im | |
Hof werden immer mehr. | |
Recycling - ein lohnendes Geschäft: Wo Müll zu Gold wird | |
In der Alba-Wertstoffanlage in Mahlsdorf landen die Inhalte aller Gelben | |
Tonnen von Berlin - und werden mit modernster Technik säuberlich sortiert. |