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# taz.de -- Borussia Dortmund und die Meisterschaft: Klopps kluge Köpfe
> Jeder schaut auf Dortmunds Cheftrainer, aber hinter ihm stehen Fachleute,
> die den Erfolg erst möglich machen: Zeljko "das Gehirn" Buvac oder Peter
> "das Auge" Krawietz.
Bild: Das geht unter die Haut: Jürgen Klopp auf dem Rücken eines Fans.
DORTMUND taz | Die Anfragen nach ihrem Namen bei der größten
Internetsuchmaschine lassen nur einen Schluss zu: Lena Meyer-Landrut wird
wieder den Eurovision Song Contest gewinnen. Die Zukunft ist auch an
Börsenkursen abzulesen. Bei deutschen Fußballvereinen geht das zwar nur im
Fall von Borussia Dortmund, aber gerade dieser Fall ist in dieser Saison
sehr interessant.
Die Anleger erwarten, dass die schwarz-gelbe Kommanditgesellschaft auf
Aktien nach dem Samstagsspiel gegen den 1. FC Nürnberg Deutscher Meister
sein wird. Anders ist der Kursanstieg zum Ende der Woche nicht zu deuten,
zumal es nach dem 0:1 in Mönchengladbach zunächst bergab ging, weil es
wieder Gerüchte um aufkommende Nervosität gab. "Vor dem Spiel in Gladbach
musste ich mich gegen frühe Glückwünsche wehren.
Seit der [1][Niederlage] bin ich damit beschäftigt, Leute zu beruhigen",
sagte Jürgen Klopp. Fünf Punkte Vorsprung und die wesentlich bessere
Tordifferenz werden reichen, um Bayer Leverkusen auf Distanz zu halten, war
die Botschaft des Trainers. Es müssten nur einige Fehler abgestellt werden,
die in der vergangenen Woche gemacht worden waren.
## Im schnellen Fehlerabstellen dürften die Westfalen vorne liegen
Borussia Dortmund führt viele Statistiken in der Bundesliga an. Es ist zwar
nicht in Zahlen zu messen, aber im schnellen Fehlerabstellen dürften die
Westfalen auch vorne liegen. Das Abstellen setzt das Erkennen voraus.
Ziemlich viel Arbeit für nur einen Fußballlehrer, der das Gesicht des
Erfolgs von Borussia Dortmund ist. Doch im Schatten von Klopp arbeiten
Köpfe, die wesentlichen Anteil an der herausragenden Saison haben: Da ist
zum Beispiel Zeljko Buvac.
Der Bosnier spielte schon mit Klopp zusammen beim 1. FSV Mainz 05, bevor er
dann 2001 von ihm als Assistenztrainer geholt wurde. Sieben Jahre später
wechselten sie zusammen zu Borussia Dortmund, und die Zahl der
veröffentlichten Sätze von Buvac dürfte sich immer noch im zweistelligen
Bereich bewegen. Dabei spielt er bei den Trainingsplanungen, Umsetzungen
und Taktikbesprechungen eine bedeutende Rolle. Schon zu Mainzer Zeiten
wurde Buvac "das Gehirn" genannt.
Peter Krawietz wird "das Auge" genannt. Auch ihn kennt Klopp aus Mainzer
Tagen. Krawietz ist für die Analysen zuständig. Nicht nur für die des
Gegners, sondern auch für die der eigenen Mannschaft. Häufig erwähnt Klopp
nach Spielen in der Pressekonferenz, dass der Mannschaft in der
Halbzeitpause Videosequenzen vorgeführt wurden, um etwa Fehlverhalten
aufzuzeigen oder Schwächen des Gegners zu belegen. Diese Sequenzen sucht
Krawietz aus, Sven Mislintat schneidet sie dann auf der Tribüne zusammen.
Der Chefscout erwarb kürzlich die Fußballlehrer-Lizenz. Als sein Name und
die Funktion bei der Feierstunde erwähnt wurden, soll Bayern-Präsident Uli
Hoeneß ihn sich genau angesehen haben. Mislintat sitzt während der
BVB-Heimspiele auf der Pressetribüne hinter Kameras und Rechnern, die
gläserne Fußballer schaffen. Mehr als 40 Werte (Laufleistungen, Zweikämpfe,
Pässe, Bewegungsradius etc.) spuckt ein Programm über jeden Spieler aus,
die dann ausgewertet werden und in die Vorbereitung der nächsten
Trainingseinheiten und Spiele einfließen.
Für Klopp ist "das Spiel gegen den Ball das Wichtigste". Kompaktes
Verschieben, aggressive Balleroberung und dann schnelles Umschalten auf
Angriff - dieses Spiel zeigte der BVB in dieser Saison häufig nahe an der
Perfektion. Die Taktik ist sehr laufintensiv, die Grundlagen für die
Umsetzung schafft Oliver Bartlett. Der Fitnesstrainer, der bis zur WM 2010
auch für die deutsche Nationalmannschaft zuständig war, gilt in der Branche
als eine der besten Kräfte. "Ich bin froh, dass sich Borussia entschlossen
hat, Verstegens Methode langfristig zu verfolgen", sagt Bartlett.
Der Diplomsportwissenschaftler schrieb seine Abschlussarbeit über die
schottischen Hochlandspiele, wo unter anderem Baumstämme geworfen werden.
Mithilfe eines Lichtschrankensystems, das er beim BVB installierte, werden
Handlungsschnelligkeit, Beweglichkeit beim Richtungswechsel und das
periphere Sehen gefördert. An seiner Seite hat Bartlett, ein ehemaliger
Zehnkämpfer und Ruderer, Florian Wangler. Ihn traf Bartlett einst in den
USA, wo Wangler sich die Methodik jener Fitnessschule aneignete, die
Exbundestrainer Klinsmann 2004 unter großem medialem Tamtam vorführte.
29 Apr 2011
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## AUTOREN
Marcus Bark
## TAGS
Fußball
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