# taz.de -- Ruanda-Milizionäre vor deutschem Gericht: Familie im Ländle und T… | |
> Die Ruander Ignace Murwanashyaka und Straton Musoni sollen von | |
> Deutschland aus als politische Chefs der FDLR-Miliz agiert haben. | |
> Hierzulande führten sie ein bürgerliches Dasein. | |
Bild: Da wsr er noch auf freiem Fuß und gab ein Interview in einer christliche… | |
Ignace Murwanashyaka, der Präsident der FDLR, wurde 1963 in Ruanda geboren. | |
Er kam 1989 mit einem Stipendium nach Deutschland und studierte an der | |
Universität Bonn, wo er sich auch während des ruandischen Genozids 1994 | |
aufhielt. Er zog nach Mannheim, heiratete eine Deutsche und wurde Vater. | |
2001 promovierte er zum Thema "Geldnachfrage in Südafrika". | |
Er engagierte sich als Deutschland-Vertreter der Exilpartei RDR (Sammlung | |
für Demokratie und Rückkehr nach Ruanda), die erste politische Organisation | |
der aus Ruanda geflohenen Hutu, in der sich auch flüchtige Täter des | |
Völkermordes sammelten. Aus dieser ging die Palir/Alir (Ruandische | |
Befreiungsarmee) hervor, in der Murwanashyaka für Außenbeziehungen | |
zuständig war. Als die Palir/Alir in den USA als Terrororganisation | |
gelistet wurde, nannte sie sich 2000 in FDLR (Demokratische Kräfte zur | |
Befreiung Ruandas) um. Im selben Jahr beantragte Murwanashyaka in | |
Deutschland Asyl. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) | |
erteilte ihm daraufhin eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis. | |
Zwischen 2001 und 2006 reiste Murwanashyaka mehrfach in den Kongo. Er | |
absolvierte eine Militärausbildung. Bei seiner ersten Reise wurde er zum | |
Präsidenten der FDLR gewählt, der Grund: Anders als viele andere in der | |
obersten Führungsriege hatte er in Hinsicht auf den Genozid eine weiße | |
Weste. Wie ein Staatschef wurde er mit Paraden im Dschungel empfangen. Er | |
verteilte über 250.000 Dollar bar an seine Truppen. | |
Während seiner letzten Reise 2006 widerrief das BAMF seinen Asylstatus. Das | |
wurde ihm zum Verhängnis: Er landete nach dem Rückflug in Abschiebehaft, | |
kam jedoch wieder frei. Das Gericht belegte ihn mit Auflagen: Er durfte | |
sich nicht mehr politisch betätigen. Als er weiterhin | |
FDLR-Presseerklärungen unterzeichnete, wurden Medien und Politiker | |
aufmerksam. Die Generalbundesanwaltschaft nahm Ermittlungen auf. Am 17. | |
November 2009 wurde Murwanashyaka festgenommen. Sein Asylstatus ist | |
mittlerweile aberkannt. | |
Straton Musoni wurde 1961 nahe der ruandischen Hauptstadt Kigali geboren | |
und war erster Vizepräsident der FDLR. 1986 kam er mit einem Stipendium zum | |
Studium nach Stuttgart. Bis 1993 studierte er an der Nürtinger FH | |
Landespflege und schloss als Diplomingenieur ab. Von 1995 bis 1996 war er | |
im Aufbaustudiengang Internationale Wirtschaftsbeziehungen eingeschrieben. | |
In all den Jahren besaß er für das Studium eine Aufenthaltsgenehmigung. Als | |
1998 sein erster Sohn geboren wurde und er eine Deutsche heiratete, erhielt | |
er eine befristete Duldung. | |
Nach Murwanashyakas Wahl zum FDLR-Präsidenten 2001 wurde Musoni Vize und | |
war vor allem für Finanzen zuständig. 2007 wurde er vom | |
UN-Sanktionsausschuss im Zusammenhang mit Verletzungen des geltenden | |
Waffenembargos gegen bewaffnete Gruppen im Kongo genannt, dem | |
Landeskriminalamt Baden-Württemberg wurde eine Geldwäscheverdachtsanzeige | |
vorgelegt. Das LKA begann daraufhin zu ermitteln. Während es nach Beweisen | |
suchte, ging Musoni im Justizministerium in Stuttgart ein und aus, um die | |
Computer zu warten. Von 2005 bis 2008 war er dort als Mitarbeiter einer | |
EDV-Firma tätig. | |
Trotz des Verdachts auf Geldwäsche überstand Musoni zwei | |
Zuverlässigkeitsüberprüfungen durch das Justizministerium. Erst nach | |
Medienberichten über die FDLR-Führung in Deutschland wurde er 2008 erneut | |
geprüft - vier Tage später wurde ihm der Zugang zum Justizministerium | |
versagt. Immerhin: Musoni wurde 2009 mit einem politischen | |
Betätigungsverbot belegt, um zu verhindern, dass er Murwanashyakas Stelle | |
einnimmt. Musoni hatte bereits zwei Websites registriert. Auf diesen | |
veröffentlichte er unter anderem Fotos von einem Kindersportfest aus seinem | |
Wohnort Neuffen. | |
1 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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