# taz.de -- Externe Berater in der Politik: Offene Türen für Lobbyisten | |
> Bundesministerien schätzen weiterhin die Arbeit externer Berater auf | |
> teils wichtigen Positionen. 2010 waren es noch mehr als im Jahr zuvor. | |
> Offiziell heißt das "Synergie". | |
Bild: Einen Lobbyisten gibt es auch im Entwicklungshilfeministerium von Dirk Ni… | |
BONN taz | Bundesministerien beschäftigen weiter dutzende externe | |
Mitarbeiter an wichtigen Positionen: Allein 56 Externe - zum Beispiel | |
Angestellte von Lobbyorganisationen - haben im zweiten Halbjahr 2010 in der | |
Bundesverwaltung gearbeitet. Das geht aus dem aktuellen Bericht des | |
Innenministeriums zu externen Mitarbeitern an das Parlament hervor, der der | |
taz vorliegt. Zum Vergleich: Zwischen Februar und Ende Juni 2009 listete | |
das Innenministerium nur 49 externe Mitarbeiter auf. | |
Die Mitarbeiter sitzen teilweise auf wichtigen Positionen. Der 64-seitige | |
Bericht erwähnt etwa einen Mitarbeiter des Bundesverbandes der Deutschen | |
Industrie, der im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und | |
Entwicklung (BMZ) unter anderem für die "Koordinierung von BMZ-Positionen" | |
zuständig ist. | |
Der Einsatz solcher Mitarbeiter ist umstritten. Im Juli 2008 hat die | |
damalige große Koalition ihren Einsatz in der Bundesverwaltung durch eine | |
allgemeine Verwaltungsvorschrift geregelt. Sie sieht vor, dass das | |
Innenministerium dem Haushalts- und dem Innenausschuss des Bundestages | |
mindestens einmal im Jahr Bericht erstattet. | |
Aus dem Papier geht auch hervor, dass die Ministerien nach wie vor 13 | |
Externe beschäftigten, die nach der Verwaltungsvorschrift dort nicht mehr | |
tätig sein dürften. Diese sogenannten Altfälle nahmen ihre Mitarbeit vor | |
Inkrafttreten der Vorschrift auf. Allein 4 der Altfälle betreffen das | |
Auswärtige Amt. Dort ist bereits seit April 2008 ein Mitarbeiter der | |
Max-Planck-Gesellschaft (MPG) beschäftigt, der in der Deutschen Botschaft | |
in Neu-Delhi tätig ist. Er soll dem Bericht zufolge "das MPG-Büro im | |
Deutschen Wissenschafts- und Innovationshaus Delhi aufbauen und leiten" und | |
noch bis August 2012 im Auswärtigen Amt verbleiben. | |
## Verzahnung zwischen Wirtschaftsabteilung und anderen Akteuren | |
"Synergien", die mit dem Einsatz entstanden seien, sollten "für das | |
politisch wichtige Deutschlandjahr in Indien 2011/12 genutzt werden", heißt | |
es in dem Bericht. Es sei darüber hinaus beabsichtigt, "dass der | |
Mitarbeiter im geplanten Forum 'Future Dialogue' mitwirkt" und zur | |
Verzahnung zwischen der Wirtschaftsabteilung der Botschaft und "den anderen | |
Akteuren" beiträgt. | |
Im Editorial einer MPG-Zeitschrift schreibt der amtierende MPG-Präsident | |
Peter Gruss, dass die Gesellschaft den "Future Dialogue", der im Herbst in | |
Neu-Delhi stattfinden soll, "gemeinsam mit Siemens" plant. Im Mittelpunkt | |
der Konferenz, an der Wirtschaftsführer, Spitzenpolitiker und | |
Wissenschaftler teilnehmen, "soll die nachhaltige Stadtplanung stehen. | |
Eines der Themen, die den indischen Boom begleiten". Von diesem Boom könnte | |
auch Siemens profitieren - der Konzern ist in Indien unter anderem in den | |
Bereichen Gebäudetechnologie und Mobilität tätig. | |
Die Einsätze der Altfälle sollen zum Teil noch bis 2013 dauern. Anstatt die | |
Einsätze zu beenden, wie der Bundesrechnungshof dies seit Längerem fordert, | |
haben die Bundesministerien sie zum Teil sogar noch verlängert. Dies | |
betrifft etwa drei Mitarbeiter des Deutschen Zentrums für Luft- und | |
Raumfahrt e. V. (DLR), die im Gesundheitsministerium tätig sind. Alle drei | |
beschäftigen sich mit der "Einführung" der "elektronischen | |
Gesundheitskarte", so der Bericht. | |
6 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Marvin Oppong | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Neuregelung der Organspende: Speicher für Nieren, Lungen, Herzen | |
Jeder Bürger soll künftig sagen, ob er nach dem Tod Organe spenden möchte | |
oder nicht. Der Gesundheitsminister bringt nun eine Gesetzesänderung ins | |
Spiel. | |
EU-Parlament beschließt Lobbyregister: Ein bisschen Transparenz | |
Lobbyisten bekommen in Zukunft nur noch einen dauerhaften Hausausweis, wenn | |
sie sich in ein Transparenzregister eintragen. Den Grünen reicht das nicht. | |
Wie Lobbyisten die Katastrophe kleinreden: "Keine Anzeichen für Kernschmelze" | |
"Unsere Zukunft" sei die Atomkraft – und das gelte nach Fukushima weiter. | |
Die Strahlenwerte seien "erhöht, aber nicht gefährlich". Die Atomlobby | |
redet die Katastrophe klein. Ein Überblick. | |
Erst Lobby-Stiftung, dann Staatssekretär: Politiker mit Stallgeruch | |
Der Hühnermast-Konzern PHW/Wiesenhof bindet über eine Stiftung Politiker | |
und Beamte an sich. Im Kuratorium saß auch der heutige Staatssekretär | |
Bleser (CDU). | |
Schreiben lernen in der Grundschule: Gutachter, Lobbyisten und Autoren | |
Der Grundschulverband drückt zum zweiten Mal eine neue Anfangsschrift in | |
die Schulen. Die Kinder sollen schneller ihre persönliche Handschrift | |
entwickeln. |