| # taz.de -- Spanische Banken und die Privatkunden: Zins-Schlacht um die Sparstr… | |
| > Spanien ist nicht sicher vor der Schuldenkrise. Gerade die Banken sind | |
| > anfällig, ihnen fehlt Liquidität. Die holen sie sich nun von Privatkunden | |
| > – zu hohen Zinsen. | |
| Bild: "Normal, dass wir um Gelder der Kunden bieten", sagt der Präsident von "… | |
| MADRID taz | Spaniens Banken und Sparkassen brauchen Geld – und dafür | |
| zahlen sie mittlerweile fast jeden Preis. Unter fantasievollen Namen bieten | |
| sie Sparverträge an und versprechen im derzeitigen Umfeld rekordverdächtig | |
| hohe Zinsen zwischen 3,5 und 4,5 Prozent pro Jahr. Und wer zudem noch seine | |
| Lohn- und Gehaltszahlung zu einer neuen Bank überweisen lässt, den erwarten | |
| lukrative Geschenke, vom Mobiltelefon bis zum Flachbildfernseher. Vom | |
| "Krieg um die Sparguthaben" spricht die spanische Presse. | |
| Die Zinsschlacht um die Sparstrümpfe der Familien ist aus der Not geboren. | |
| Banken und Sparkassen haben in den Jahren des Immobilienbooms riesige | |
| Mengen an Krediten an Bauunternehmer und Wohnungskäufer vergeben. Jetzt | |
| zahlen rund 6 Prozent ihre Raten gar nicht mehr ab oder viel zu spät. Das | |
| Geschäft mit den Hypotheken ist kaum noch rentabel. | |
| Gleichzeitig müssen die Banken ihren Schuldendienst leisten, und das zu | |
| einem Preis, der dank der Krise Spaniens und der Herabstufung durch die | |
| Ratingagenturen bis zu 2 Prozentpunkte über denen der Institute im besser | |
| bewerteten Norden Europas liegen. Cash muss her. Egal wie. Keine Strategie | |
| kann aggressiv genug sein. Besonders hohe Zinsen zahlen ausgerechnet die | |
| Kassen, die mit öffentlichen Geldern gerettet wurden. | |
| ## La Caixa: "Normal, dass wir um Gelder der Kunden bieten" | |
| "Wo ein Fünferl für 4 Cent gegeben wird, ist das ganz sicher kein | |
| Geschäft", erklärt der Präsident der katalanischen Sparkasse La Caixa. Er | |
| weiß, wovon er redet, denn sein Geldinstitut ist mit im Rennen. "Wenn wir | |
| nicht liquide sind für unsere Verpflichtungen, ist es normal, dass wir um | |
| die Gelder der Kunden bieten", fügt er hinzu. | |
| Das ist gefährlich. Die Ausgaben der Bank für Zinsen sind im vergangenen | |
| Jahr um 22,3 Prozent gestiegen. Insgesamt zahlte die Branche 25,7 | |
| Milliarden Euro an Privatanleger und Unternehmen. Das entspricht dem Wert | |
| eines Konzerns wie des spanischen Stromversorgers Endesa. Allein die | |
| Privathaushalte haben 428 Milliarden Euro als Sparkonten angelegt. Das sind | |
| 170 Milliarden mehr als noch vor vier Jahren. Zusammen mit der schlechten | |
| Zahlungsmoral der Kreditnehmer führen diese Ausgaben zu einem Rückgang der | |
| Gewinne der Geldinstitute im gleichen Zeitraum um 22,9 Prozent. Das | |
| bedeutet einen Tiefstand im vergangenen Jahrzehnt. | |
| ## Regierung will Limit | |
| Das spanische Wirtschaftsministerium möchte dem Spiel jetzt einen Riegel | |
| vorschieben. Ein neues Gesetz soll bewirken, dass für auf drei Monate | |
| festgelegtes Sparguthaben maximal 1,5 Prozentpunkte mehr Zinsen bezahlt | |
| werden kann als der Referenzzinssatz Euribor. Das wären derzeit 2,8 Prozent | |
| Sparzinsen statt 3,5 bis 4,5 Prozent. Auch Erträge für längerfristige | |
| Sparverträge sollen gedeckelt werden. Wer sich nicht daran hält, soll | |
| künftig dazu gezwungen werden, seine Garantierücklagen zu erhöhen. | |
| Doch die größten Konkurrenten beim Werben um die Ersparnisse der Spanier | |
| sind ausgerechnet die den deutschen Bundesländern vergleichbaren Autonomen | |
| Regionen. Sieben von ihnen emittierten Anleihen, um sich so weiter zu | |
| verschulden. Die Zinsen dafür liegen bei bis zu 4,75 Prozent. Die | |
| Vorstandsvorsitzenden der Großbank BBVA, Ángel Cano, warnte vor wenigen | |
| Tagen, der "harte Wettbewerb" um die Ersparnisse sei "unhaltbar". Es gehe | |
| darum, "dieses Problem so schnell wie möglich zu lösen, damit der | |
| Finanzsektor stark und nachhaltig wächst". | |
| 9 May 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Reiner Wandler | |
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