# taz.de -- Jahreszahlen für den Atomausstieg: Wer bietet was? | |
> 2014, 2017, 2022 – zurzeit schwirren viele Jahreszahlen herum. Auch wenn | |
> es beim Atomausstieg nicht nur darauf ankommt: Die Positionen der | |
> Parteien und Verbände im Überblick. | |
Bild: Wann genau das letzte Atomkraftwerk vom Netz geht, wird gerade verhandelt. | |
BERLIN dpa/taz | Parteien, Umweltschützer und die von der Bundesregierung | |
eingesetzte Ethikkommission haben unterschiedliche Vorstellungen, bis wann | |
ein Atomausstieg möglich sein könnte. Einiges spricht dafür, dass im Juni | |
nach Ablauf des Moratoriums bis zu acht Atomkraftwerken ein dauerhaftes Aus | |
drohen könnte. | |
Unklarheit herrscht darüber, wie man den rot-grünen "Atomkonsens" | |
fortschreiben soll. Das Enddatum für die Atomkraft in Deutschland nach | |
Atomkonsens hing von den Reststrommengen ab. Manche Kraftwerke wurden | |
jedoch gedrosselt, manche von den Betreibern zwischenzeitlich ganz | |
abgeschaltet. | |
Atomkraftbefürworter führen gerne an, dass sich das Datum für den | |
endgültigen Ausstieg zumindest bis ins Jahr 2022, vielleicht auch 2023, | |
verschoben hätte. Atomkraftgegner wollen sich nicht auf eine solche | |
Argumentation der Atomkonzerne einlassen und beharren darauf, dass nach dem | |
ursprünglichen rot-grünen Atomkonsens das letzte Atomkraftwerk in | |
Deutschland 2020 oder 2021 abgeschaltet worden wäre. | |
2014: Die Linke hält den schnellsten Atomausstieg für möglich. Wegen zu | |
großer Kraftwerkskapazitäten könnten elf Meiler sofort vom Netz gehen und | |
die restlichen sechs AKW bis 2014 stillgelegt werden. | |
2015: Greenpeace meint, bis 2015 sei ein Atomausstieg und bis 2040 ein | |
Kohleausstieg möglich. Für den Übergang setzt die Umweltschutzorganisation | |
auf Gaskraftwerke, die schnell hochgefahren werden können, um die | |
schwankende Produktion aus Solar- und Windenergie auszugleichen. Die 19 | |
Gaskraftwerke, die bis 2017 in Deutschland gebaut, geplant oder erwogen | |
würden, reichten dafür aus. | |
2017: Die Grünen halten einen Ausstieg innerhalb der nächsten | |
Legislaturperiode, die 2017 endet, für möglich. Die derzeit vorübergehend | |
abgeschalteten acht AKW sollen sofort und ohne eine bisher mögliche | |
Übertragung von Reststrommengen auf neuere Anlagen vom Netz gehen, die | |
anderen Meiler sollen schrittweise folgen. | |
2020: Dieses Datum hat die SPD vorgeschlagen. Auch Union und FDP könnten | |
sich darauf einigen, einen Ausstieg zu 2020 anzustreben. Umweltminister | |
Norbert Röttgen (CDU) hält einen Ausstieg für möglich, wenn der | |
Ökostromanteil 40 Prozent beträgt – bis 2020 hält Röttgen das für | |
realistisch. | |
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft legte sich gegen den | |
Widerstand der AKW-Betreiber auf 2020 bis 2023 fest, sofern die notwendige | |
Infrastruktur, etwa Stromautobahnen, für eine deutlich höhere | |
Ökoenergieproduktion steht. | |
2021: Die von Kanzlerin Angela Merkel eingesetzte Ethikkommission hält laut | |
eines Entwurfs für den Abschlussberichts einen Ausstieg binnen zehn Jahren | |
bis spätestens 2021 für machbar – wenn möglich, soll noch früher das letz… | |
AKW vom Netz gehen. | |
2022: Hierauf hat sich nun die CSU festgelegt. Gleichzeitig wollen die | |
Bayern dezentrale Energien stark ausbauen. | |
2036 bis 2050: Mit der Aufkündigung des rot-grünen Atomausstiegs durch | |
Union und FDP wurden den sieben älteren Meilern acht Jahre mehr zugestanden | |
und den anderen zehn 14 Jahre mehr. Als letzter Meiler wäre damit | |
Neckarwestheim II theoretisch 2036 vom Netz gegangen. Tatsächlich wäre das | |
letzte AKW aber wohl bis 2050 gelaufen, weil nach dem inzwischen überholten | |
Gesetz Restlaufzeiten früher abgeschalteter älterer AKW auf neuere | |
übertragen werden können und weil durch mehr Ökostrom oft nur ein | |
gedrosselter Betrieb möglich ist. | |
20 May 2011 | |
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Schwerpunkt Atomkraft | |
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