# taz.de -- Kommunalwahlen in Spanien: Sozialisten verlieren auch Barcelona | |
> Spaniens Sozialisten um Regierungschef Zapatero holten bei den | |
> Kommunalwahlen rund 28 Prozent und verloren damit 7 Prozent im Vergleich | |
> zu 2007. Die Konservativen erzielten fast 38 Prozent. | |
Bild: Ministerpräsident Zapatero schließt eine vorgezogene Neuwahl aus. | |
MADRID afp/dpa | Spaniens regierende Sozialisten haben bei den Kommunal- | |
und Regionalwahlen eine Niederlage erlitten. Ergebnissen nach der | |
Auszählung fast aller Stimmen zufolge erreichte die Partei von | |
Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero am Sonntag nur rund 27,8 | |
Prozent der Stimmen und verlor damit sieben Prozentpunkte im Vergleich zu | |
2007. | |
Selbst in traditionellen Hochburgen erlitten sie starke Verluste. | |
Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero bezeichnete das Ergebnis als | |
Bestrafung seiner Regierung für die wirtschaftliche Lage des Landes. Mit | |
über 20 Prozent Arbeitslosigkeit hat Spanien die höchste Arbeitslosenquote | |
in der Eurozone. Für die oppositionellen Konservativen votierten hingegen | |
knapp 37,6 Prozent der Wähler. | |
Nach Angaben der Wahlkommission werden die Sozialisten künftig auch nicht | |
mehr im Rathaus von Barcelona regieren, das sie mehr als 30 Jahre lang | |
beherrschten. Auch die Metropole Sevilla verlor Zapateros Partei. | |
Hintergrund des schlechten Wahlergebnisses sind vor allem die | |
Unzufriedenheit vieler Spanier mit dem strikten Sparkurs der Regierung und | |
der Unmut über die hohe Arbeitslosigkeit im Land. In den vergangenen Tagen | |
hatte sich eine beispiellose Protestwelle gebildet, die vor allem von | |
Jugendlichen getragen wird. | |
"Die Wahlergebnisse zeigen, dass die Sozialistische Partei die heutigen | |
Wahlen klar verloren hat", sagte Zapatero. Drei Jahre Wirtschaftskrise | |
hätten Spuren hinterlassen und "tausende Jobs zerstört". "Ich weiß sehr | |
gut, dass viele Spanier Not leiden und sich um ihre Zukunft sorgen", sagte | |
er auf einer Pressekonferenz. "Und heute haben sie zweifellos ihre | |
Unzufriedenheit darüber ausgedrückt." | |
## Zapatero schließt vorgezogene Neuwahl aus | |
Gleichzeitig schloss Zapatero vorgezogene eine Neuwahl aus. Er versprach | |
indes weitere Wirtschaftsreformen und Anstrengungen für mehr Jobs bis zum | |
Ende seiner Legislaturperiode. In Spanien ist derzeit rund jeder Fünfte | |
arbeitslos. Bei den unter 25-Jährigen ist sogar fast jeder zweite Spanier | |
ohne Job. | |
Oppositionsführer Mariano Rajoy sprach von einem "wunderbaren Tag" für die | |
Partei. Die Konservativen hätten ihr bislang bestes Ergebnis bei Kommunal- | |
und Regionalwahlen in Spanien erzielt, sagte er vor jubelnden Anhängern in | |
Madrid. Erwartungsgemäß konnten die Konservativen ihre Hochburgen Madrid | |
und Valencia, die drittgrößte Stadt des Landes, halten. | |
## Neue baskische Koalition wird zweitstärkste Kraft | |
Im Baskenland wurde die neue baskische Parteienkoalition Bildu mit rund | |
25,5 Prozent zweitstärkste Kraft hinter den baskischen Nationalisten, die | |
gut 30 Prozent der Stimmen erhielten. In der baskischen Großstadt San | |
Sebastián entschied die Bildu die Bürgermeisterwahl gar für sich. Das | |
spanische Verfassungsgericht hatte die Teilnahme der Bildu erst Anfang Mai | |
für rechtens erklärt und damit eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs | |
annulliert, der eine Teilnahme der Koalition wegen ihrer Nähe zur | |
baskischen Untergrundorganisation ETA untersagt hatte. | |
Insgesamt waren am Sonntag rund 35 Millionen Wähler aufgerufen, ihre | |
Bürgermeister, Gemeinderäte und 13 der 17 Regionalparlamente neu zu | |
bestimmen. Die Wahlbeteiligung war mit rund 65 Prozent gering. Die | |
Abstimmungen galten als Stimmungstest für die Parlamentswahl in zehn | |
Monaten. Zapatero will sich bei der Wahl im März 2012 nicht um eine dritte | |
Amtszeit bewerben. | |
23 May 2011 | |
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