# taz.de -- Interfraktioneller Parlamentarier-Vorschlag: Bundesweites Rauchverb… | |
> Abgeordnete aller Parteien wollen erneut für ein einheitliches Gesetz zum | |
> Nichtraucherschutz kämpfen. 2006 war es gescheitert. Auch jetzt gibt es | |
> Widerstand. | |
Bild: Soll gefälligst vor die Tür: Raucherin in einer Bar. | |
BERLIN taz | Bundestagsabgeordnete aller Fraktionen starten eine neue | |
Initiative für bundesweit einheitliche Rauchverbote in der Gastronomie. | |
"Wir wollen im Herbst über einen Gruppenantrag einen entsprechenden | |
Gesetzentwurf einbringen", sagte der SPD-Abgeordnete Lothar Binding der | |
taz. Auf ihn geht die Anti-Qualm-Initiative zurück. | |
Ende 2006 scheiterten er und seine Mitstreiter mit dem Versuch, bundesweit | |
für die Gastronomie ein Rauchverbot durchzusetzen. Selbst ein mühsam | |
ausgehandelter Kompromiss, der Verbote nur für Restaurants und Diskos | |
vorsah, wurde vom Kabinett damals kassiert. Es setzte sich die Position von | |
Innen- und Justizministerium durch, Gaststättenrecht sei Sache der Länder. | |
Die erließen in der Folge eigene, höchst unterschiedliche Gesetze mit | |
etlichen Ausnahmen. | |
Diesen "föderalen Flickenteppich" wollen die 15 Unterstützer der Initiative | |
nun durch Bundesgesetze ersetzen. "Verschiedene Verfassungsrechtler haben | |
uns bestätigt, dass der Bund durchaus Regelungskompetenz hat", sagte | |
SPD-Mann Binding - etwa über den Arbeitsschutz. Auch sei der Bund für | |
Maßnahmen gegen gemeingefährlichen Krankheiten zuständig. All das sind | |
Argumente, die schon 2006 vorgetragen wurden. | |
Binding sei dennoch optimistisch, dass es im zweiten Anlauf klappt. "Die | |
Zustimmung der Bevölkerung für bessere Nichtraucherschutzgesetze ist in den | |
vergangenen Jahren gewachsen", sagte er. | |
## Regelmäßiges Nichtraucherfrühstück | |
Seit 2006 haben er und andere Abgeordnete ihre regelmäßiges | |
Nichtraucherfrühstück fortgesetzt, Mediziner und andere Experten | |
eingeladen. "Wir wollten beobachten, wie sich die Lage in den Ländern | |
entwickelt, ob die Nichtraucherschutzgesetze gut umgesetzt werden", so | |
Binding. Nach dem positiven Volksentscheid in Bayern, der zu dem im | |
Freistaat zu einem strikten Rauchverbot in der Gastronomie führte, hätten | |
sie entschieden, dass sich ein neuer Versuch lohne. Dass die Parlamentarier | |
jetzt mit ihrer Initiative an die Öffentlichkeit gehen, ist kein Zufall. Am | |
31. Mai ist Weltnichtrauchertag. | |
Jan-Marco Luczak, CDU-Abgeordneter und Mitstreiter von Binding, verwies auf | |
die mangelnde Wirksamkeit der Ländergesetze. "In vier Fünftel der Bars wird | |
noch geraucht, in Diskos ab einer bestimmten Uhrzeit auch", sagte er der | |
taz. Die etlichen Ausnahmeregelungen ließen sich nicht kontrollieren. | |
"Deshalb wollen wir jetzt ein konsequentes Rauchverbot in ganz Deutschland | |
– ohne Ausnahmen." Dies würde auch den von Wirten befürchteten | |
Wettbewerbsnachteil aushebeln. | |
Auch Frank Tempel von der Linkspartei ist in der Bundestagsinitiative | |
Nichtraucherschutz engagiert. "Es geht nicht um die Gängelung der Raucher | |
sondern um einen ernsthaften Schutz für Nichtraucher", sagte er. Die | |
Erfolgsaussichten bezeichnet er als besser als vor vier Jahren. "Viele | |
europäische Länder haben gute Erfahrungen mit dem Rauchverbot gemacht, das | |
hat auch bei deutschen Politikern zu einer Bewusstseinsänderung geführt." | |
Wie die zuständigen Ministerien reagieren, hänge maßgeblich davon ab, wie | |
jetzt die öffentliche Debatte verlaufe. "Wenn sich das positiv entwickelt, | |
wird es auch in den Ministerien zu Bewegung kommen." | |
## Ministerien und Fraktionsspitzen überzeugen | |
Tatsächlich müssen die zuständigen Ministerien und Fraktionsspitzen | |
überzeugt werden, wollen die Initiatoren Erfolg haben. Bisher gibt es für | |
sie keine öffentliche Unterstützung. Das Innenministerium verwies lediglich | |
auf die 2006 getroffenen Regelungen, wonach dem Bund die Schaffung eines | |
einheitlichen Nichtraucherschutzgesetzes verwehrt sei. Das | |
Arbeitsministerium erklärte, es wolle die Initiative prüfen. | |
Deutlichen Gegenwind gibt es von Jens Spahn, gesundheitspolitischer | |
Sprecher der Unionsfraktion. "Das ist kein Thema für uns. Bundesgesetzlich | |
ist geregelt, was zu regeln war. Der Rest ist Ländersache", sagte er der | |
taz. Auch Max Stadler, FDP-Staatssekretär im Justizministerium, erklärte: | |
"Ich halte es nicht für erforderlich, das bundeseinheitlich zu regeln." | |
In den nächsten Wochen und Monaten wollen die Initiatoren der | |
Anti-Qualm-Kampagne bei ihren Abgeordnetenkollegen um mehr Verständnis | |
werben und den Kreis der Unterstützer erweitern. | |
27 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Paul Wrusch | |
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