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# taz.de -- Ermittlungen gegen Sicherheitsfirma: Gegendruck für Höllenengel
> Wegen gewalttätiger Mitarbeiter ermittelt die Heidestadt Walsrode gegen
> eine örtliche Sicherheitsfirma. Sie gehört zum Firmengeflecht eines
> Hells-Angels-Funktionärs und angesehenen Bürgers.
Bild: Hängen wohl auch bei den Besitzern der GAB Security im Schrank: Kutten d…
WALSRODE taz | Beim Bezirksliga-Fußballspiel Germania Walsrode gegen TuS
Celle am 29. April gab es Randale: Im Walsroder Stadion gingen
Spielfeldbanden zu Bruch, Fans wurden verletzt. Hinterher gingen
Strafanzeigen wegen Körperverletzung ein - auch gegen Mitarbeiter der GAB
Security GmbH. Diese Sicherheitsfirma hatte der Germania-Vorstand
engagiert, obwohl auch Polizeikräfte im Stadion bereitstanden.
Polizei-Einsatzleiterin Eva Peukert sagte nach dem Spiel, die privaten
Sicherheitsleute hätten überhart reagiert.
Jetzt setzt das Walsroder Ordnungsamt nach. Es hat Ermittlungen gegen die
Sicherheitsfirma aufgenommen. Sie soll bei dem Fußballspiel acht
Mitarbeiter eingesetzt haben, die sie nicht zuvor beim Ordnungsamt
angemeldet hatte, darunter einen Mann, der der rechten Szene zugerechnet
wird und wegen Gewaltdelikten vorbestraft ist.
Sein Foto in der Walsroder Zeitung brachte den Stein ins Rollen. Es zeigt
ihn in der Dienstkleidung der GAB beim Einsatz im Stadion. Stadträte
fragten bei der Bürgermeisterin Silke Lorenz (parteilos) an, ob es rechtens
sei, dass dieser Mann in der Stadt für Sicherheit sorge.
Rechtlicher Hintergrund ist ein Paragraf der "Gewerbeordnung für das Wach-
und Sicherheitsgewerbe", der von Führungspersonal wie Einsatzkräften der
privaten Sicherheitsbranche "Zuverlässigkeit" verlangt. Von den
Aufsichtsbehörden - in der Regel sind das die Ordnungsämter der Gemeinden -
wird das so interpretiert, dass keine vorbestraften Mitarbeiter eingesetzt
werden dürfen.
GAB Security ist nicht irgendeine Firma. Eine Hälfte gehört Frank Hanebuth,
dem Präsidenten der Hells Angels in Hannover, die andere Hälfte Wolfgang
Heer, einem begüterten Geschäftsmann aus Walsrode. Als Schatzmeister ist er
für die Finanzen der Hells Angels in Deutschland zuständig. Die Hells
Angels stehen bei deutschen und europäischen Polizeibehörden unter dem
Verdacht der organisierten Kriminalität.
In Walsrode führt Heer zusammen mit seinem Sohn Michel ein Bordell, eine
Bowlingbahn mit Spielhalle sowie das "Sportzentrum Walsrode". Unterrichtet
werden dort Bodybuilding und Kampfsportarten, wie Boxen, Kick Thai,
Taekwondo und Krav-Maga, eine vom israelischen Mossad entwickelte Technik.
In Heers Sportzentrum trainieren auch die Mitarbeiter seiner GAB Security.
Unter ihnen sind nach nach Angaben Heers und des Landeskriminalamts
Niedersachsen auch Mitglieder der Hells Angels. Sie versehen
Türsteherdienste bei Bordellen und Diskos, sind aber auch bei Dorffesten
für die Sicherheit zuständig. Laut Handelsregister gehören zu den
Geschäftsfeldern außerdem Detektivdienste, Observationen oder der Handel
mit Schutzhunden. Es darf aber bezweifelt werden, ob dahinter wirkliche
Tätigkeiten stehen. Als sicher gilt unter Kriminalisten, dass bei Kämpfen
der Hells Angels mit konkurrierenden Rockerclubs wie den Mongols oder den
Bandidos den trainierten Sicherheitsleuten eine wichtige Rolle zukommt.
Geschäftsführer der GAB Security ist weder Wolfgang Heer noch Mitinhaber
Frank Hanebuth, denn beide sind vorbestraft. Heers 26-jähriger Sohn Michel
bekleidet diesen Posten.
Wolfgang Heer hält in Walsrode eine bisher unerschütterte Position. Man
weiß, dass er sein Geld mit Prostitution verdient, hält ihm aber zugute,
dass er Vereine und bedürftige Menschen mit großzügigen Spenden bedenkt.
Das letzte Strafverfahren gegen ihn wegen Förderung der Prostitution endete
vor zehn Jahren mit einer Geldbuße in Höhe von 100.000 Mark.
Heers Firmengruppe beschäftigt in Walsrode etwa 110 Leute. Das sagte er auf
einer Veranstaltung der Grünen im November 2010 mit dem Titel: "Wie
gefährlich sind die Hells Angels? Was ist in Walsrode zu tun?" Es zeigte
sich an diesem Abend, dass der joviale und selbstbewusste
Hells-Angels-Anführer im Publikum viele Anhänger hatte, während die
Initiative der Grünen bei den anderen Parteien, bei Ratsherren und
Geschäftsleuten auf taube Ohren stieß. Die Ermittlungen des Ordnungsamts
gegen GAB Security könnten nun eine Trendwende einleiten.
26 May 2011
## AUTOREN
Michael Weisfeld
## TAGS
Hells Angels
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Hells Angels in Walsrode: Stadt der Angst
Im niedersächsischen Walsrode traut sich niemand mehr, etwas gegen die
Hells Angels zu sagen. Nicht Rocker gelten dort als Nestbeschmutzer,
sondern ihre Kritiker.
Hells Angels: Bußgeld gegen Rocker-Security
Eine Walsroder Sicherheitsfirma soll dafür bezahlen, dass sie Wachleute bei
einem Fußballspiel nicht anmeldete. Mindestens einer ist ein vorbestrafter
Neonazi.
Kommentar Hells Angels: Zivilcourage ist gefragt
Wenn die Behörden den Hells Angels nicht das Handwerk legen, muss Druck aus
der Zivilgesellschaft kommen.
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