# taz.de -- Streit der Woche: "Väter sind ewige Praktikanten" | |
> Männer hatten beim Sorgerecht bisher das Nachsehen, beklagt die | |
> Justizministerin. In der Familien seien sie aber oft nur Zaungäste, | |
> stellt ein Autor fest. | |
Bild: Was kann Papa? | |
BERLIN taz | Die Väter nichtehelicher Kinder müssen beim Sorgerecht besser | |
gestellt werden, fordert die Bundesjustizministerin Sabine | |
Leutheusser-Schnarrenberger (FDP). "Für Väter muss es einen Weg geben, auch | |
ohne Zustimmung der Mutter an das Sorgerecht zu kommen", schreibt die | |
Ministerin im Streit der Woche in der aktuellen sonntaz. | |
"Beim Sorgerecht geht es nicht um den Punktesieg zwischen Vater um Mutter, | |
sondern um das Beste für das Kind." Bisher galt das gemeinsame Sorgerecht | |
nur für die Eltern ehelicher Kinder. Die Väter nichtehelicher Kinder | |
hingegen blieb das Sorgerecht verwehrt, wenn die Mutter das nicht wollte. | |
Das Bunderverfassungsgericht hat diese Praxis in einem Urteil vom Juli | |
vergangenen Jahres als verfassungswidrig eingestuft. | |
Zwar sei das gemeinsame Sorgerecht "erstrebenswert", sagt Ariane Brenssell, | |
Psychologie-Professorin an der Fachhochschule Ludwigshafen. Während ihrer | |
Arbeit mit gewaltbetroffenen Frauen habe sie jedoch erlebt, dass | |
gewalttätige Väter das gemeinsame Sorgerecht als "Hebel" nutzen, um | |
"Verfügungsgewalt über Frauen" zu erlangen. "Das Gewaltschutzgesetz kann | |
gewalttätigen Männern den Umgang mit Frauen verbieten", schreibt sie. Doch | |
das gemeinsame Sorgerecht hebele das Gesetz wieder aus – zum Wohl der | |
Väter. | |
Der taz.de-Leser Rashid Kern glaubt, dass sich Väter nur selten für ihre | |
Kinder einsetzen. "Machen wir uns nichts vor: Wir Väter setzen Kinder in | |
die Welt, aber erziehen lassen wir sie von Frauen", schreibt er. Wenn ein | |
Kind "frech, faul und dumm" ist, sei aus Sicht der Männer eben die "Mutter, | |
Lehrerin, Erzieherin" schuld. Das habe er als "halb-orientalisch | |
sozialisierter Mann" schon vorher gewusst – im "Orient" und "Okzident" sei | |
die Erziehung eben Frauensache. | |
"Väter müssen sich noch immer rechtfertigen, wenn sie für die Kinder | |
zeitweise aus dem Beruf aussteigen oder kürzer treten wollen", beklagt | |
Claudia Zerle vom Deutschen Jugendinstitut. Auch Peggi Liebisch, | |
Geschäftsführerin des pro familia-Bundesverbands, stellt fest: "Je mehr | |
Kinder ein Paar hat, desto weniger sind die Mütter erwerbstätig und umso | |
mehr Stunden arbeiten die Väter." Von den Müttern mit Kindern unter 18 | |
Jahren, die mit einem Ehemann oder Partner zusammenlebten, würden 11 | |
Prozent die Erziehung und Hausarbeit praktisch komplett übernehmen, 67 | |
Prozent machten zumindest den größeren Teil. | |
"Die Mehrheit der Väter gibt den Arbeitsmann", so fasst es der Journalist | |
und Buchautor Thomas Gesterkamp zusammen. Doch in der "Ernährerrolle" | |
fühlten sich Männer gar nicht wohl. "Sie führen ein eindimensionales Leben, | |
sind private Zaungäste, die ewigen Praktikanten. Gleichzeitig geben Männer | |
in Umfragen an, die Familie sei für sie das Wichtigste im Leben". Das sei | |
kein Widerspruch, schreibt Gesterkamp. Für Väter sei harte Erwerbsarbeit | |
die "männliche Form der Sorge". | |
Im Streit der Woche mit der sonntaz-Frage "Geht es den Vätern zu gut?" | |
schreiben außerdem der Schauspieler und "Dschungelcamp"-Veteran Mathieu | |
Carrière, Ulrike Brockhaus vom Bundesverband der Frauenberatungsstellen und | |
Frauennotrufe, Volker Baisch von der gemeinnützigen Väter gGmbH und Edith | |
Schwab, Vorsitzende des Verbandes alleinerziehender Mütter und Väter. | |
28 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Jan Schrader | |
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