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# taz.de -- Kommentar Kirchentag: Friede, Freude, Eierkuchen
> Leidenschaftlich werden Christen, wenn es um die Sonntagsruhe geht. Bei
> Themen wie Atomkraft und Migration wirken sie zauderhaft. Was ist da
> schief gelaufen?
Bild: Harmonie überall auf dem Kirchentag.
DRESDEN taz | So sagen es die FunktionärInnen des Kirchentages: Ist es
nicht schön, dass wir uns alle in Dresden so wohlfühlen? Und haben sie
nicht recht? Durch die Stadt rudelt und wuselt eine Menge von Menschen, die
mit ihren frühlingsgrünen Schals auf Anhieb als besuchende Christen und
Christinnen zu erkennen sind. Frauenkirche! Zwinger! Kreuzkirche! Sehen all
diese Marker im Stadtbild nicht fein aus unter der Sonne?
Sie sind zufrieden, die Organisierenden des 33. Evangelischen Kirchentages
- und doch fehlt ihnen der Blick, was einmal der Kern dieses Laientreffens
der protestantischen Kirche war: der Streit.
Der um die Nachrüstung der Nato im Jahre 1981 auf dem Hamburger Kirchentag;
oder der um Asylbewerber in den frühen Neunziger Jahren, um Atomkraft,
Geschlechterdemokratie oder den Islam - Kirchentage waren, gerade im
Streit, gelingende Foren gesellschaftlicher Auseinandersetzungen. Hier
konnte erörtert werden, was jenseits dieses Rahmens nicht zusammen kommen
konnte.
## Wo bleibt der christliche Zorn?
Das ist passé. Das Programm des Dresdner Kirchentags hat, neben einer Fülle
von netten, wichtigen, kostbaren und gewiss irgendwie interessierenden
Veranstaltungen, keinen Fokus aktueller Art. Fukushima ist immerhin bei
einer Veranstaltung das Thema. Aber das Thema Flüchtlinge? Gibt es
Erörterungen und Debatten zu Wanderungen von Afrika nach Europa? Findet man
im Programmheft das Stichwort Lampedusa? Oder: Berlusconi und der
Rechtspopulismus? Gar: Aushebelung des Schengen-Abkommens durch dänische
Rechtspopulisten?
Tut sich was auf christlichem Terrain in Dresden in Sachen Neonazis? Gibt
es wenigstens kleine Demos? Resolutionen? Empörungen? Werden Kontrahenten -
etwa einen, der die europäischen Grenzen schließen will, einen, der sich
für eine Migrationspolitik einsetzt, die Einwanderer aus dem Maghreb
willkommen heißt - in die Arena gebracht?
Der Kirchentag übt Verzicht. Seine MacherInnen wollen offenbar Ruhe im
eigenen Glaubenssprengel. Ihr Ton ist der von beruhigenden ModeratorInnen,
es ist ein grüner Sound, der stets darauf setzt, Konflikte zu kastrieren.
Schade um die gute Energie, die aus jedem Streit hervorgeht.
3 Jun 2011
## AUTOREN
Jan Feddersen
Jan Feddersen
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Kirchentag 2023
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