# taz.de -- Kommentar Mindestlohn: Mehr bieten kann jeder | |
> Mindestlohn ist ein wunderbares Wahlkampfthema. Denn hierbei darf sich | |
> jeder Politiker gefahrlos aus dem Fenster lehnen. | |
Bild: Aufträge der öffentlichen Hand - wie hier bei Bauvorhaben - werden nich… | |
Der Mindestlohn ist ein wunderbares Wahlkampfthema. Über 7,50 Euro, 8,50 | |
Euro, 10 Euro pro Stunde - wer bietet mehr? Mit ihren Forderungen nach | |
Mindestlöhnen, die gerne höher sein dürfen als die Mindestlohn-Forderungen | |
der konkurrierenden Parteien, dürfen sich Politiker recht gefahrlos aus dem | |
Fenster lehnen. Denn bloße Zahlen sagen bei dem Thema wenig aus. | |
Dass beim Mindestlohn jeder über etwas anderes reden kann und keiner so | |
genau weiß, worum es geht, hat einen simplen Grund: Es gibt nicht nur den | |
einen Mindestlohn. Ein Mindestlohn kann für Branchen beschlossen werden, er | |
kann von Tarifparteien ausgehandelt oder vom Land festgelegt werden, wenn | |
es darum geht, dass landeseigene Unternehmen Aufträge vergeben. So etwas | |
gibt es in Berlin mit dem Vergabegesetz. Wenn Mitarbeiter eines | |
Unternehmens im Auftrag des Landes arbeiten, müssen sie dafür mindestens | |
7,50 Euro pro Stunde erhalten. | |
Aber hier enden die Kompetenzen des Landes schon. Sind die Mitarbeiter des | |
Unternehmens für einen anderen Auftraggeber tätig, greift das Vergabegesetz | |
nicht. Für einen Mindestlohn, der wirklich überall und für alle gilt, wäre | |
der Bund zuständig. | |
Das Vergabegesetz bezieht sich übrigens nicht nur auf einen Mindestlohn, | |
sondern auch auf ökologische und soziale Kriterien für den Einkauf. Und | |
Verbände bemängeln, dass die Vorgaben nur schleppend umgesetzt werden. Wäre | |
es nicht eine Idee, hier etwas nachzuhelfen? Ganz jenseits vom | |
Wahlkampfgetöse. | |
3 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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