# taz.de -- Vattenfall soll Zahlungen an Hamburg umgangen haben: Schleier über… | |
> Durch falsche Berechnungen soll der Energiekonzern Vattenfall | |
> Millionenzahlungen an die Stadt Hamburg vermieden haben: Grüne und BUND | |
> erheben schwere Vorwürfe, die der Konzern zurückweist. | |
Bild: Ob seine Zahlen schubsenden Kollegen weniger im Zwielicht gearbeitet habe… | |
HAMBURG taz | Der Energiekonzern Vattenfall soll jahrelang die Gewinne aus | |
dem Geschäft mit der Fernwärme falsch berechnet haben. Dadurch seien dem | |
Stadtstaat Hamburg Verluste in einer Größenordnung "von 50 bis zu 80 | |
Millionen Euro" entstanden. Diesen Vorwurf hat zumindest der Hamburger Bund | |
für Umwelt und Naturschutz (BUND) am Montag erhoben. "Wir gehen davon aus, | |
dass Vattenfall die Gewinne verschleiert hat, um keine Abgaben an die Stadt | |
zahlen zu müssen", erklärte BUND-Landesgeschäftsführer Manfred Braasch vor | |
der Presse. | |
"Wir haben uns jederzeit vertragstreu verhalten", versichert hingegen | |
Stefan Kleimeier, Sprecher des Energiekonzerns. Vattenfall lege "seit | |
Jahren unsere Ergebnisse gegenüber der Stadt offen" und lasse sie von | |
Wirtschaftsprüfern begutachten. Deshalb seien die Vorwürfe des BUND | |
"sachlich nicht gerechtfertigt", so Kleimeier. | |
Nach Recherchen des BUND und der Initiative "Unser Hamburg - Unser Netz" | |
hat die Fernwärmesparte von Vattenfall in Hamburg im Jahr 2007 einen Gewinn | |
von mindestens 30 Millionen Euro gemacht. Nach Darstellung des Konzerns | |
hingegen entstand ein Verlust von fast 14 Millionen Euro. Bei Gewinnen | |
jedoch sieht der Konzessionsvertrag ein Entgelt an die Stadt vor, dessen | |
Höhe Braasch auf "sieben bis 20 Millionen Euro pro Jahr" schätzt. Dieses | |
Geld aber ist nie gezahlt worden - mangels Gewinnen. Bereits im Jahr 2007 | |
hatte der Landesrechnungshof "nicht ausgeschlossen, dass die | |
Gewinnermittlung für Hamburg nachteilig ist". | |
Der Geschäftsbericht 2009 der Vattenfall Europe Wärme AG für Berlin und | |
Hamburg weist indes einen Gewinn in Höhe von 413 Millionen Euro aus. Nach | |
Berechnungen des BUND müsste davon etwa ein Drittel - knapp 140 Millionen | |
Euro - in Hamburg entstanden sein, ohne dass die Stadt davon profitiere. | |
Braasch geht davon aus, dass Vattenfall mindestens seit 2004 "in der | |
Gewinnzone" sei. Die Stadt solle deshalb die alten Bilanzen erneut | |
gründlich überprüfen lassen, um nachträglich an eine Gewinnbeteiligung zu | |
kommen: "Hamburg muss da energisch nachfassen." | |
Sogar von "Bilanztrickserei" spricht Jens Kerstan, Fraktionschef der Grünen | |
(GAL) in der hamburgischen Bürgerschaft. Der Schluss liege nahe, "dass | |
Vattenfall Hamburg um Millionen prellt", sagt Kerstan. Unter grüner Leitung | |
habe die Umweltbehörde "eine Lösung vorbereitet, die Vattenfall zu einer | |
Abgabe verpflichtet". Umgesetzt worden sei sie wegen der vorgezogenen | |
Neuwahl jedoch nicht mehr. | |
In der Tat: Anfang dieses Jahres lag dem damaligen CDU-Minderheitensenat | |
eine spruchreife Verordnung über eine "Sondernutzungsabgabe" vor, die im | |
Konzessionsvertrag ausdrücklich als Option vorgesehen ist. Sie wurde aber | |
auf der letzten Sitzung vor der Neuwahl am 15. Februar nicht mehr | |
beschlossen. Nun sei davon auszugehen, dass der SPD-Senat "in den nächsten | |
Wochen" diese Abgabe beschließen werde, sagte Volker Dumann, Sprecher der | |
Umweltbehörde, der taz. | |
Die Vorwürfe gegen Vattenfall werden passend zum Volksbegehren "Unser Netz" | |
erhoben, an dem auch der BUND beteiligt ist. Seit dem Auftakt am | |
vergangenen Donnerstag hätten bereits "mehr als 6.000 Menschen | |
unterschrieben", gab Braasch am Montag bekannt. Bis zum 22. Juni müssen | |
mindestens 63.000 HamburgerInnen mit ihrer Unterschrift die Forderung | |
unterstützen, die Netze für Strom, Gas und Fernwärme zurück zu kaufen - von | |
den Versorgern Eon Hanse und Vattenfall. | |
6 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
AKW-Neubau in Schweden abgesagt: Vattenfall will nicht mehr | |
Der Energiekonzern Vattenfall erteilt seinem Kooperationspartner eine | |
Absage für einen AKW-Neubau. Die Kalkulation stimmt nicht mehr, vermuten | |
Atomkraftgegner. | |
Kommentar: Vattenfall: Im Netz von Vattenfall | |
Wer einem Konzern Verschleierung und Bilanztrickserei vorwirft, muss dafür | |
stichhaltige Beweise haben. Die Frage nach der politischen Bewertung fällt | |
indes eindeutig aus. |