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# taz.de -- Diskussion über "Sportschau" im Internet: Freier Fußball für fre…
> Was passiert, wenn man die Bundesliga nur noch übers Internet schauen
> kann? Und damit gleich die "Sportschau" abschafft? Genau darüber wird
> gerade diskutiert.
Bild: Irre Pläne: Die Deutsche Fußball-Liga überlegt, die Sportschau ins Net…
Früher hat eine Semmel 5 Pfennige gekostet, Ohrfeigen haben niemandem
geschadet, und die fetten, alten Säcke im Bundestag waren noch echte Typen.
Die alte Zeit war einfach gut. Nicht viel hat sich gehalten über die Jahre.
Dazu gehört die "Sportschau". Die hat gerade erst kraftstrotzend ihren 50.
Geburtstag gefeiert. Der Fußball war es, der sie so stark gemacht hat. Der
könnte ihr nun weggenommen werden.
Das mögliche Szenario: Vor Viertel vor zehn soll samstags kein aktueller
Fußball im Fernsehen laufen - dafür im Internet. Kann das gehen? Fußball im
freien Fernsehen ist so etwas wie ein Grundrecht in Deutschland. Fußball im
Fernsehen vor acht Uhr abends auch. Es gab schon öfter Pläne, die
Fußballsendungen zur Bundesliga auf eine Zeit nach acht Uhr abends zu
verlegen. Schnell haben sich Politiker an die Spitze der maulenden
Sportfans gestellt und dazu beigetragen, dass am Ende doch alles beim guten
Alten blieb. Eigentlich war es wahnsinnig, was damals passiert ist: Politik
und Fans haben sich gegen die Wirtschaft verbündet.
Und diesmal? Schlagen die ersten Fans schon die Zelte auf den zentralen
Plätzen der Städte dieser Republik auf, um für ihr Recht auf frei
empfangbaren Fußball zu streiten? Haben die Volkstribunen der Volksparteien
schon ihre Reden wider den totalen Ausverkauf der deutschen Fußballkultur
geschrieben? Oder ist alles am Ende doch nicht so schlimm, weil ja eh jeder
Internet hat?
## 2 Millionen User würden die Sportschau auch im Internet verfolgen
Eine erste Umfrage gibt es dazu schon. Das Fachmagazin Sponsors hat dabei
ermittelt, dass 40 Prozent aller Deutschen die Fußball-Bundesliga über das
Internet schauen würden. Sportblogger Kai Pahl ([1][allesaussersport.de])
hat nachgerechnet und durchaus seine Zweifel: Eine normale "Sportschau"
wird von 5 Millionen Menschen gesehen. Demnach würden 2 Millionen User
einem Internetstream folgen, wenn der Vorabendfußball ins Netz wandern
würde. Deutschland würde in eine neue Dimension vorstoßen. So viele
Menschen haben sich bei einem Sportereignis noch nirgends auf der Welt
gleichzeitig einen Stream im Web angesehen.
Fernsehen scheint trotz all der Smartphones, die immer mehr Menschen immer
öfter aus den Taschen ziehen, eben doch einfacher zu sein, als bewegte
Bilder im Internet anzuschauen. Ein Beispiel: Im April hat die Bild
tagelang damit geworben, dass man über [2][bild.de] das ewige Spitzenspiel
der spanischen Liga, Real Madrid gegen den FC Barcelona, anschauen kann.
Für diese Aktion kooperierte Bild mit dem Internetportal [3][laola1.tv],
das die Rechte an der spanischen Liga für den deutschen Markt hält.
Gekostet hat das Ganze nichts für die Zuschauer. 177.990 Menschen waren
dann dabei. Im Klartext: Das Spiel fand beinahe unter Ausschluss der
deutschen Öffentlichkeit statt.
Das könnte der Deutschen Fußballliga (über 2 Milliarden Euro Jahresumsatz)
auch passieren, wenn sie den Vorabendfußball für Irrsinnssummen ans
Internet vertickt. Und dann? All die, die kein schnelles Internet haben,
werden sich schnell mit denen verbünden, für die Fußball einfach ins
Vorabendfernsehen gehört. Sie werden klagen, dass man durch das böse
Kapital vom Fußball ausgeschlossen werde. Und dann werden sie wirklich
nicht lange brauchen, die Volkstribunen der Volksparteien, um aus ihren
Umfragelöchern zu kriechen.
Sie werden sie wieder stellen, die Forderung nach freiem Fußball für freie
Menschen. Und der Wahnsinn von einst könnte sich wiederholen. Politik und
Fans werden sich gegen die Wirtschaft verbünden. Und: sie könnten gewinnen
- gegen das Internet.
7 Jun 2011
## LINKS
[1] http://allesaussersport.de
[2] http://bild.de
[3] http://laola1.tv
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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