# taz.de -- Versicherungskonzern Ergo: Nach der Sexparty die Riester-Rente | |
> Ergo kommt nicht aus den Schlagzeilen. Laut "Handelsblatt" soll die | |
> Konzerntochter Hamburg-Mannheimer bei rund 70.000 Versicherungspolicen zu | |
> hohe Verwaltungskosten berechnet haben. | |
Bild: Herr Kaisers KundInnen mussten schon selbst genau hinschauen. | |
DÜSSELDORF dapd | Neue Vorwürfe gegen den Versicherungskonzern Ergo: Mit | |
fehlerhaften Riester-Rentenverträgen soll das Unternehmen Kunden um bis zu | |
160 Millionen Euro geschädigt haben. Bei rund 70.000 Versicherungspolicen | |
der Konzerntochter Hamburg-Mannheimer seien den Versicherten zu hohe | |
Verwaltungskosten in Rechnung gestellt worden, berichtete das Handelsblatt | |
unter Berufung auf ehemalige Generalvertreter des Unternehmens. | |
Der Versicherungskonzern, der erst vor kurzem wegen des Skandals um eine | |
Sexparty für Vertreter in Budapest in die Schlagzeilen geraten war, wies | |
die Vorwürfe allerdings zurück. Stichprobenartige Überprüfungen hätten | |
keine Hinweise auf systematische Falschausfertigungen gegeben. Das | |
Unternehmen gehe deshalb davon aus, "dass es sich um Einzelfälle handelt". | |
Der aktuelle Streit dreht sich um die sogenannte Kaiser-Rente - benannt | |
nach der Werbefigur Herr Kaiser. Insgesamt hatte die Hamburg-Mannheimer dem | |
Handelsblatt zufolge in den Jahren 2005 und 2006 rund 215.000 derartige | |
Verträge mit Riestersparern abgeschlossen. Bei einem Drittel davon seien in | |
den Angeboten die Kosten geringer ausgewiesen worden als nachher in den | |
Verträgen. | |
"Die Verwaltungskosten wichen um vier Prozentpunkte von den Kosten ab, die | |
den Kunden in den Anträgen dargestellt worden waren", zitierte das Blatt | |
aus der eidesstattlichen Versicherung eines ehemaligen Generalvertreters. | |
Ein Durchschnittskunde (Monatsbeitrag 80 Euro) sei auf diese Weise im | |
Vertragszeitraum um 2.300 Euro schlechter gestellt worden als angeboten. | |
## Ergo bestreitet Vorwürfe | |
"Ich schätze die Zahl der betroffenen Kunden auf mindestens 70.000, es | |
können aber auch 100.000 sein", sagte der Generalvertreter dem | |
Wirtschaftsblatt. Obwohl der Versicherung der Fehler spätestens seit 2009 | |
bekannt gewesen sei, seien die Policen nur bei den Kunden geändert worden, | |
die ihren Schaden selbst bemerkt hätten. | |
Ergo, ein Tochterunternehmen des Rückversicherers Munich Re, wies die | |
Vorwürfe allerdings zurück. Stichprobenartige Überprüfungen nach einer | |
Anfrage des Handelsblattes hätten keine Hinweise auf systematische | |
Falschausfertigungen ergeben. "Wir können die im Handelsblatt vorgebrachten | |
Vorwürfe daher nicht nachvollziehen." | |
Das Unternehmen betonte: "Ein systematischer Fehler, wie im Handelsblatt | |
behauptet, hätte sicherlich zu massiven Kundenbeschwerden im Anschluss an | |
die Aushändigung der Policen geführt. Diese sind aber nicht erfolgt. Wir | |
gehen auch deswegen davon aus, dass es sich um Einzelfälle handelt." | |
Das Unternehmen verwies darauf, dass das Thema Schädigung von Kunden durch | |
Riester-Verträge bereits in der Vergangenheit von ehemaligen | |
Versicherungsvermittlern im Streit um Ausgleichsforderungen in der | |
Öffentlichkeit lanciert worden sei. Damals sei sogar von einem Schaden von | |
4.000 Euro pro Kunde die Rede gewesen. "Gegen die in diesem Zusammenhang | |
getätigten Aussagen hat Ergo eine einstweilige Verfügung gegen die | |
Unterzeichner erwirkt", betonte der Konzern. | |
9 Jun 2011 | |
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