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# taz.de -- Illegales Collegesport-Versorgungssystem: Sexparties, Lügen und ei…
> Offiziell sind die College-Sportler in den USA Amateure. Doch an der
> University of Miami wurden über Jahre hinweg Spieler mit Geld und
> Geschenken bei Laune gehalten.
Bild: Und immer wieder Sexparties. Trauen sich die Jungs sonst beim Sex etwa ni…
BERLIN taz | Das Blut floss auf einem Parkplatz. Irgendjemand hatte gehupt,
jemand anderes hatte das gestört, und schon war die Schlägerei im Gange.
Das Ergebnis: vier Verletzte, vier Verdächtige und eine
Football-Mannschaft, deren Saison schon wieder vorbei sein könnte, bevor
sie überhaupt richtig begonnen hat.
Eigentlich hatten sich die Spieler der Louisiana State University
vorgenommen, in der neuen College-Football-Saison, die am 1. September
beginnt, die Meisterschaft zu gewinnen. Die Experten zählten das
traditionsreiche Team aus dem Süden der USA zum Favoritenkreis. Jedenfalls
bis zu der Schlägerei vor einer Bar in Baton Rouge. Seitdem drohen vier
Spielern Haftstrafen, darunter Jordan Jefferson, der als Quarterback den
Angriff der Tigers dirigieren sollte. Noch untersucht die Polizei die
genaueren Umstände der Rauferei, die Opfer haben Anzeige erstattet.
Der Vorfall ist aber nur der aktuellste in einer langen Reihe von
Skandalen, die den College-Sport seit Jahren erschüttern. Die National
Collegiate Athletic Association (NCAA) versucht zwar, mit einem Regelbuch
von der Dicke des Telefonverzeichnisses einer Millionenstadt den
Amateurstatus der Athleten zu bewahren. Nur in den vergangenen Monaten
unterzog die NCAA die Sportabteilungen von fast einem Dutzend Universitäten
einer Untersuchung. Aber wie löchrig ihre Bestimmungen sind und wie lax mit
ihnen an den Bildungseinrichtungen umgegangen wird, wurde der
Öffentlichkeit kürzlich so deutlich wie nie zuvor vor Augen geführt.
## Uni tolerierte illegales Versorgungssystem
An der University of Miami, ebenfalls eine Uni mit einer großen
Football-Tradition, wurden über Jahre hinweg Spieler verbotenerweise mit
Geld und Geschenken bei Laune gehalten. Und nicht nur das: Nevin Shapiro,
der das illegale, aber von der Universitätsleitung offensichtlich
tolerierte Versorgungssystem organisiert hatte, behauptet, er habe die
Football-Stars, von denen heute nicht wenige erfolgreich in der Profi-Liga
NFL ganz offiziell Millionen verdienen, neben Fernsehern, Schmuck und
Bargeld außerdem systematisch mit Alkohol und Prostituierten versorgt.
Shapiro, der momentan im Gefängnis sitzt, weil er mit einem
Schneeballsystem 880 Millionen Dollar in den Sand gesetzt hat, will sogar
extra eine Jacht gekauft haben, die die Spieler regelmäßig für Sexpartys
hatten nutzen können. In einem Fall habe er sogar eine Abtreibung
finanziert, als einer der Spieler eine Prostituierte geschwängert hatte.
Angesichts solcher Enthüllungen fragt sich die bekanntermaßen eher prüde
amerikanische Öffentlichkeit zunehmend, ob die Regularien des
College-Sports noch zeitgemäß sind. Shapiro, so viel darf als gesichert
gelten, ist nicht der einzige sogenannte Booster, der die Regeln verletzt.
Auf solchen, oft finanzstarken Unterstützern fußt der College-Sport: Die
Fans, meist Absolventen der Universität, helfen mit Spenden, den
Spielbetrieb aufrechtzuerhalten.
## Die Stadien sind voll
Auch Shapiro hat gespendet: neben den Millionen, die er den Spielern unter
der Hand zuschob, offiziell 450.000 Dollar. Im Football und Basketball sind
solche Spenden kaum nötig: Die großen Colleges verdienen Millionen mit
Fernsehübertragungen, ihre Stadien sind voll, allein die Texas Longhorns
spielen regelmäßig vor 100.000.
Die Spieler sind folgerichtig Stars, aber offiziell trotzdem Amateure. Die
Universitäten setzen Millionen mit ihnen um, aber neben ihrem
Sportstipendium dürfen sie keine Zuwendungen erhalten. Kein Wunder, dass
das Unrechtsbewusstsein nicht ausgebildet ist und die NCAA-Vorschriften
kaum das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt werden. Doch eine Reform
des absurden Systems ist nicht zu erwarten: Die Colleges verdienen zu gut,
den Sportlern winkt eine lukrative Profikarriere, und das Publikum liebt
das Spektakel. Noch ein Skandal trägt dazu nur bei.
23 Aug 2011
## AUTOREN
Thomas Winkler
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