# taz.de -- Beziehungen zwischen Berlin und Warschau: Naucz sie polskiego - ler… | |
> Der Bundestag zieht eine positive Bilanz der deutsch-polnischen | |
> Beziehungen. Der Wunsch: Künftig sollen Jugendliche wieder verstärkt | |
> Polnisch lernen. | |
Bild: Freundschaft: Bei Angela Merkel und Donald Tusk funktioniert das deutsch-… | |
Am 17. Juni 1991 unterschrieben Kanzler Helmut Kohl und der polnische | |
Ministerpräsident Jan Krzysztof Bielecki den deutsch-polnischen Vertrag, | |
der das Tor für zukünftige freundschaftliche Beziehungen aufstoßen sollte. | |
An diese Zeit hoch gestimmter Erwartungen wollte der Bundestag am Freitag | |
mit einer interfraktionellen Erklärung anknüpfen, die die Parlamentarier | |
anlässlich des 20. Jahrestages der Vertragsunterzeichnung beschlossen. | |
Vorbei die Zwischeneiszeit der Kaczynski-Ära. In der umfangreichen | |
Erklärung ziehen die Parlamentarier eine positive Bilanz der beidseitigen | |
Beziehungen in politischer, ökonomischer, kultureller und | |
gesellschaftlicher Hinsicht, wobei die Arbeit zivilgesellschaftlicher | |
Initiativen besonders hervorgehoben wird. | |
Erstmals spricht die Erklärung von dem Unrecht, das der damaligen | |
polnischen Minderheit von Nazideutschland angetan wurde. Damals wurde den | |
im „Reich“ lebenden Polen der Minderheitenstatus entzogen, ihr Vermögen | |
beschlagnahmt und sie selbst wurden verfolgt. An ihr Schicksal wie auch | |
allgemein an der Geschichte der polnischen Migration nach Deutschland soll | |
öffentlich erinnert werden. | |
## Rechte in Polen drängt auf Vertrag von 1991 | |
Freilich ist die deutsche Bundesregierung nicht von ihrer Rechtsposition | |
abgewichen, wonach es sich bei den 1,5 bis 2 Millionen heute in der | |
Bundesrepublik lebender Menschen mit polnischem „Migrationshintergrund“ um | |
keine nationale Minderheit handele. Das Gros dieser Migranten wanderte in | |
mehreren Wellen erst in den 70er und 80er Jahren nach Deutschland ein. | |
Dies laut Bundesregierung im Gegensatz zur deutschen Minderheit in Polen, | |
bei der das wichtigste Minderheitenkriterium, ein angestammter | |
Siedlungsraum, vorliege. Von dieser Rechtslage war auch der Vertrag von | |
1991 ausgegangen. Es ist gerade die nationalkonservative Rechte in Polen, | |
die hier auf eine Revision des damaligen Vertrages drängt. | |
Unterhalb dieses abgehobenen Streitpunkts gibt es berechtigte Forderungen | |
der polnischen Seite, denen in der gestern verabschiedeten Erklärung bis zu | |
einem gewissen Grad Rechnung getragen wird. Nimmt man den Vertrag von 1991 | |
als Maßstab, so wird klar, dass Deutschland seinen Verpflichtungen vor | |
allem in zwei Bereichen nicht nachgekommen ist: Der Polnischunterricht in | |
Schulen wurde vernachlässigt, ebenso wie die öffentliche Förderung | |
polnischer kultureller Institutionen. | |
## Sprache und Kultur fördern | |
In der Erklärung fordert der Bundestag die Bundesregierung auf, „in enger | |
Zusammenarbeit mit den Bundesländern das Interesse vor allem der jungen | |
Generation in Deutschland an der polnischen Sprache und Kultur zu fördern“. | |
Des Weiteren will Deutschland mit Polen auf EU-Ebene eng zusammenarbeiten. | |
Entworfen wird ein Panorama enger Kooperationen auch in der Energie- und | |
Umweltpolitik, wobei aber Konfliktfelder ausgespart blieben. So könnte die | |
Stilllegung des letzten deutschen AKWs mit der Inbetriebnahme des ersten | |
polnischen zusammenfallen. | |
1 Jan 1970 | |
## AUTOREN | |
Christian Semler | |
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