# taz.de -- Auotofahrerinnen in Saudi-Arabien: Clinton würdigt Frauenprotest | |
> Nach dreimaliger Aufforderung äußert sich die US-Außenministerin zum | |
> Fahrverbot für Frauen. Sie nennt die Aktionen der saudischen Frauen mutig | |
> und richtig. | |
Bild: In Saudi-Arabien mit Strafe bedroht: Frauen am Steuer. | |
BERLIN taz | US-Außenministerin Hillary Clinton hat die saudischen Frauen, | |
die sich gegen das im Königreich geltende Fahrverbot zur Wehr setzen, als | |
"mutig" bezeichnet und betonte deren Recht, für ihre Forderungen | |
einzutreten. "Was diese Frauen machen, ist mutig, und was sie anstreben, | |
ist richtig," sagte Clinton in Washington gegenüber Journalisten auf | |
entsprechende Fragen. "Ich bin bewegt und ich unterstütze sie." | |
Clinton stellte gleichzeitig klar, dass sie sich damit nicht in die inneren | |
Angelegenheiten Saudi-Arabiens einmische. Die Forderung nach Aufhebung des | |
Fahrverbots käme nicht aus dem Ausland, sondern von den betroffenen Frauen | |
selbst. Saudi-Arabien ist ein wichtiger Verbündeter der USA in der Region. | |
Den Äußerungen Clintons vorrausgegangen waren gleich drei offene Briefe | |
saudischer Aktivistinnen an die US-Außenministerin. Der erste vom 3. Juni | |
weist auf die Aktion vom 17. des Monats hin, für den sie zum "Tag des | |
Autofahrens" aufriefen. Sie beklagen das Schweigen der US-Regierung zum | |
Thema Fahrverbot und bitten Clinton um eine öffentliche Erklärung zu ihrer | |
Unterstützung. | |
Im zweiten Schreiben vom Montag dieser Woche wiederholen sie diese | |
Forderungen und fügen hinzu: "Wo sind Sie, wenn wir Sie am meisten | |
brauchen?" Daraufhin erklärte ihre Sprecherin Vicoria Nuland, Clinton habe | |
sich im Rahmen "stiller Diplomatie" für das Recht saudischer Fraen, Auto zu | |
fahren, eingesetzt. | |
In einem dritten Brief vom Dienstag stellen die Aktivistinnen klar: | |
"Außenministerin Clinton: stille Diplomatie ist nicht das, was wir jetzt | |
brauchen. Was wir brauchen, ist, dass Sie persönlich eine entschiedene, | |
einfache und öffentliche Erklärung abgeben, dass Sie unser Recht, zu | |
fahren, anerkennen". Daraufhin äußerte sich Clinton zu dem Fall. | |
## Kein Gesetz | |
Für den 17. Juni hatten die Aktivistinnen und Aktivisten zu einem | |
Protesttag aufgerufen, an dem etwa 50 Frauen landesweit teilnahmen und | |
Videos von ihren Fahrten ins Internet stellten. Die Kampagne soll | |
fortgesetzt werden. | |
Auslöser für die Aktion war [1][Manal al Sharif], die, entnervt, weil sie | |
keinen Fahrer fand, sich am 22. Mai selbst hinter das Steuer setzte und | |
neun Tage im Gefängnis verbrachte, nachdem sie Anfang Juni ebenfalls ein | |
Video veröffentlicht hatte. In Saudi-Arabien gibt es kein Gesetz, dass | |
Frauen das Fahren verbietet, es ist aber in dem erzkonservativen Königreich | |
Tradition. Die Debatte um das Fahrverbot für Frauen ist schon über 20 Jahre | |
alt. | |
Nach der irakischen Invasion in Kuwait im Sommer 1990, als die USA | |
Militärbasen in Saudi-Arabien unterhielten, fuhren junge Soldatinnen mit | |
Autos durch die Gegend, bis sie auf Druck des des saudischen | |
Verteidigungsministers auf ihre Stützpunkte verbannt wurden. | |
Tausende kuwaitische Frauen, die nach der irakischen Invasion als | |
Flüchtlinge in das Königreich gekommen waren, fühlten sich nicht an das | |
Verbot gebunden. Saudische Frauen, meist Akademikerinnen, die häufig im | |
Ausland den Führerschein machen, nutzten die Gunst der Stunde. 47 von ihnen | |
in 14 Autos drehten eine Runde durch die Hauptstadt Riad, bis die Polizei | |
einschritt und sie auf eine Wache brachte, wo sie von ihrem jeweiligen | |
Vormund ausgelöst wurden. | |
Die Frauen verloren ihre Arbeit, wurden aber später wieder eingestellt. | |
Seither taucht das Thema periodisch immer wieder auf. | |
22 Jun 2011 | |
## LINKS | |
[1] /1/politik/nahost/artikel/1/knast-fuer-autofahrerinnen/ | |
## AUTOREN | |
Beate Seel | |
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