# taz.de -- Treffen mit Muslim-Verbänden: Gipfel gegen Gewalt | |
> Der Innenminister hat Vertreter muslimischer Verbände geladen. Es geht um | |
> Rezepte gegen islamistische Radikalisierung. Dafür muss der CSU-Mann viel | |
> Kritik einstecken. | |
Bild: Die Verträter der Muslime in Deutschland wehren sich in der Terrorismusd… | |
BERLIN taz | Innenminister Hans-Peter Friedrich war sichtlich bemüht, die | |
Wogen zu glätten. Nein, sein Präventionsgipfel habe nichts damit zu tun, | |
das Denunziantentum zu befördern, sagte der CSU-Mann nach dem Treffen mit | |
Muslim-Vertretern in Berlin. Es gehe ihm nur darum, die Bevölkerung zu | |
sensibilisieren, um so die Radikalisierung von Jugendlichen und ein | |
Abdriften in die islamistisch-salafistische Szene zu verhindern. "Dafür | |
brauchen wir die muslimischen Verbände", so Friedrich. | |
Ein Anlass für das Treffen war das Attentat am Frankfurter Flughafen im | |
März, bei dem ein mutmaßlich in wenigen Monaten über das Internet | |
radikalisierter islamistischer Einzeltäter zwei US-Soldaten erschossen hat. | |
Das Beispiel zeige, dass die Menschen "gegenüber jeder Art des Extremismus | |
wacher werden" müssten, so der Innenminister. | |
"Gemeinsam für Sicherheit" hatte Friedrich seinen Gipfel genannt und dafür | |
am Freitag Vertreter der großen muslimischen Verbände eingeladen, unter | |
anderem vom Zentralrat der Muslime in Deutschland und vom Dachverband | |
DITIB. Dazu kamen die Präsidenten von Verfassungsschutz und | |
Bundeskriminalamt. Außerdem durften bei dem dreistündigen Gespräch noch die | |
Islamkritikerin Necla Kelek und der Ex-Polizist und Comedian Murat Topal | |
mitreden. | |
## Kritik: Muslime unter Generalverdacht | |
Am aufschlussreichsten dürfte aber der Bericht einer Mutter gewesen sein, | |
deren Tochter in die islamistisch-salafistische Szene abdriftete und | |
schließlich in das pakistanische Grenzgebiet zog. Noch am Freitag wollte | |
das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg im Internet eine | |
Anlaufstelle für betroffene Eltern wie diese Mutter schaffen. Weitere | |
konkrete Ergebnisse des Gipfels konnte Innenminister Friedrich am Freitag | |
nicht vorlegen. | |
Im Vorfeld der Veranstaltung hatte es heftige Kritik gehagelt, von Grünen, | |
Linken und SPD, aber auch von Teilen der FDP. Mit der Veranstaltung würden | |
Muslime unter Generalverdacht gestellt, lautete der Hauptvorwurf. | |
"Friedrich suggeriert, dass in jeder Moschee potentiell Radikale angeworben | |
werden", sagte der FDP-Integrationspolitiker Serkan Tören. Er verhalte sich | |
"wieder einmal wie der Elefant im Porzellanladen", fand der Grüne Wolfgang | |
Wieland. | |
Auch die Muslimverbände hatten sich zunächst äußerst kritisch gezeigt, | |
zumal das Thema Prävention schon in der Islamkonferenz des Innenministers | |
besprochen wird. Der Zentralrat der Muslime wollte erst nicht an Friedrichs | |
Gipfel teilnehmen, sagte dann aber trotz Skepsis zu. Am Freitag hielten | |
sich die Vertreter der muslimischen Verbände mit ihrer Kritik weitgehend | |
zurück. Die Veranstaltung habe durchaus etwas gebracht, fand | |
DITIB-Vertreter Murat Kayman. Sie habe nochmal gezeigt, dass die | |
Radikalisierung nicht aus der Mitte der Gemeinden komme, sondern von den | |
Rändern. "Die Muslime sind ein Teil der Lösung", sagte Aiman Mazyek vom | |
Zentralrat der Muslime. | |
24 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Wolf Schmidt | |
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